Jetzt werde ich auch noch gezwungen Fußball zu schauen. Da läuft angeblich irgend so ein unwichtiges Freundschaftspiel.
Da schreibe ich doch lieber weiter:
Montag, 20. Juni
Nach den Erfahrungen des Vortages hatte ich am Vorabend die Route für Montag um 36km gekürzt und dabei die Küstenstraße durch Ajaccio rausgeworfen. Wie sich im Laufe des Montags herausstellte war das eine hellseherische Entscheidung.
Aber beginnen wir den Montag ganz von vorne. Der Tag empfing uns mit strahlendem Sonnenschein. Die Ausfahrt vom Ferienhaus war nicht so einfach, denn diese komische Rampe, die dann in das Gefälle überging war nicht ohne. Man musste mit vollem Lenkeinschlag durch die Kurve und konnte den Boden mit dem Talfuß kaum erreichen. Man durfte einfach nicht zu langsam werden. Die Abfahrt mit dem Öffnen des Tors funktioniert dank Fernbedienung problemlos und die Zeit genügte auch um mit 2 Motorrädern durch zu fahren.
Wir verließen unseren Ort Richtung Osten und fuhren die D84 talwärts. Landschaftlich war dies eine herrliche Strecke, denn sie führte am Rande einer Schlucht, die der Le Golo geschaffen hatte. Die Straße war schmal, links erhob sich senkrecht der Fels, rechts ging es nach einer Mauer senkrecht dem Fels runter.
Da wir es gemütlich angehen lassen wollten, waren wir touristisch unterwegs. Und das war auch unser Glück, denn in einer unübersichtlichen Linkskurve tauchte plötzlich vor Klaus ein Reisebus auf. Klaus zimmerte eine Vollbremsung auf die Straße und fuhr ganz nach rechts. Dieser Bus benötigte die Hälfte unserer Fahrbahn, um die Kurve zu meistern. Und hinter diesem Bus folgte ein Zweiter. Wir warteten die Vorbeifahrt der Busse ab und bemitleideten die uns nachfolgenden Autos und Kleintransporter, die wir vorher überholt hatten.
Nach herrlichen 18km bogen wir rechts nach Corte ab. Auch diese D18 war mit charmanten Kurven bestückt. Am Orteingang von Corte fand sich eine Bar, die es uns ermöglichte unseren Koffeinhaushalt wieder auszugleichen. In Corte stießen wir auf einen Supermarkt, der es uns ermöglichte unsere Wasservorräte aufzufüllen und etwas Notration einzulagern.
Beim Verlassen des Supermarktparkplatzes kam mir die Geometrie meiner XT etwas merkwürdig vor. Irgendetwas stimmte mit dem Lenker oder der Verkleidung nicht. Zuerst dachte ich dass der Lenker steht schief, aber fahren ließ sie sich ganz normal. Dann bemerkte ich dass der Tacho und auch die Scheibe verschoben waren. Der Tachoträger war gebrochen. Wir hielten an und schauten den Schaden an. An der linken Verkleidung war ein Kratzer zu sehen. Hier ist irgendwer drangefahren. Durch den Anstoß sind die Halterungen des Tacho-/Scheinwerfer- und Scheibenträger an 5 Positionen gebrochen. Wir beschlossen weiter zu fahren, da ich keinen Erfolg sah den Täter zu ermitteln. Da sich auf den nächsten Kilometern keine negativen Folgen des Bruches zeigten, beschlossen wir die Tour wie geplant fortzusetzen.
Wir überfuhren den Col de Bellagranaja und anschließend den Col de Sorba, der mit 1.311m der zweithöchste Pass der Insel ist. Die Straßen waren gut ausgebaut und wir kamen zügig voran. Die Serpentinen hoch zum Col de Sorba waren astrein zu fahren und die Straße präsentierte eine faszinierende Aussicht.
Auf der D69 herrschte kaum Verkehr. Die paar Auto, die unterwegs waren, konnte man rechts schnell überholen. Nach dem Sorba nahmen wir uns den Col de Verde mit 1.289m unter die Räder. Der Pass heißt wohl so weil der komplett durch den grünen Wald führt.
Nach dem Pass wollte uns das Garmin rechts abbiegen lassen. Die Straße war keine Straße, sondern ein mit Sand gefüllter Feldweg. Es sah so aus als ob da vor kurzem ein reißender Fluss runtergelaufen wäre.
Wir beschlossen auf der D69 zu bleiben und zu sehen wie wir weiter kommen. Die D69 ging in die D83 über und wir konnten die Route wie geplant fortsetzen. Vermutlich wollte das Garmin wieder einmal 20m einsparen.
Die D83 führte über den Col de Granaccia und weiter Richtung Ajaccio. Wir fuhren aber nicht direkt dort hin, sondern nahmen uns noch den Col de Bellevalle zur Brust. Die D403 hatte talwärts Schlaglöcher auf der rechten Fahrspur in die locker ein Golf gepasst hätte. Teilweise waren die Riesenlöcher mit einer LKW-Ladung Kies zugeschüttet. Zum Glück konnte man diesen nicht übersehbaren Löchern auf der Gegenfahrbahn ausweichen.
In Ajaccio wurde ich vor dem ersten Kreisverkehr von einem Kleinlaster fast über den Haufen gefahren. Der Vollpfosten zimmerte voll an mir vorbei, schnitt meine Spur und legte vor mir eine Vollbremsung hin. Zum Glück waren die Bremsen der XT besser als die des Lasters und ich fuhr nicht auf.
Mittlerweile war es richtig warm geworden. Die XT zeigte 29 Grad an. Der jetzt folgende zähfließende Stadtverkehr jagte die Wassertemperatur in die Höhe. Merkwürdigerweise meldet sich der Lüfter meiner XT nicht. Ich schaltete auf die Wassertemperaturanzeige um und stellte fest, dass dort 108 Grad angezeigt wurde. Vor dem nächsten Kreisverkehr mussten wir durch einen kurzen Stau, die Wassertemperatur stieg auf 110 Grad. Der Lüfter meldete sich immer noch nicht. An der ersten Ausfahrt verließen wir den Kreisverkehr und erreichten eine Ausfallstraße, die es uns erlaubte auf 80km/h zu beschleunigen. Zunächst stieg die Temperatur noch auf 111 Grad, aber anschließend fiel die Temperatur nach und nach ab. Wären wir wie ehemals geplant an der Küste durch Ajaccio gefahren, hätte das meine XT-Motor sicherlich nicht überlebt.
Da sich auf dieser Ausfallstraße mehrere Restaurants befanden, beschlossen wir erst einmal Mittag zu machen und meine XT abkühlen zu lassen.
Nach dem Essen begaben wir uns auf den Weg nach Norden. Wir überquerten 4 kleinere Pässe und erreichten Piana. Interessant war zu sehen wie bei jedem noch so kleinen Anstieg die Temperatur der XT stieg. Je nach Geschwindigkeit erreichte die Wassertemperatur 90 bis 100 Grad und das ohne Stop-and-Go und ohne rote Ampeln.
Nach Piana durchfuhren wir die Calanches, ein Felsengebiet aus rotem Granit. Hier war alles zugeparkt und Reisebusse brachten die Touristen zu den Aussichtpunkten.
Stop-and-Go konnte ich mir nicht erlauben. Also war Durchdrängeln auf Teufel komm raus angesagt. Schnell kam ich nicht voran, die Temperatur stieg auf 105 Grad. Endlich war ich in Porto, an der Tanke wurde schnell vollgetankt und im Supermarkt etwas zum Essen für abends gekauft. Dann nahmen wir wieder den Col de Vergio in Angriff.
Als hätte es der Wettergott gewusst, dass meine XT ein Kühlproblem hat, begann es auf halber Höhe zu Regnen. Die Wassertemperatur blieb bei 80 Grad und ich konnte beruhigt zum Ferienhaus fahren.
Nach dem Abendessen machten wir uns über die XT. Stellten fest, dass der Lüfter auf den Wasserkühler gedrückt war. Wir konnten den Lüfter mit den Händen wieder zurück biegen und glaubten das Problem behoben zu haben.
War das nun das Ende der Katastrophen oder sollte der Urlaub so weiter gehen?