Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

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Franz
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Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von Franz »

Sonntag, 19. Juni

Um 7.00 Uhr mussten wir die Kabine verlassen. Das taten wir auch und begaben uns in ein Restaurant um einen Kaffee einzuwerfen. Anschließend schauten wir zu wie die Fähre in den Hafen von Bastia einfuhr und anlegte. Was war das denn für ein Wetter? Es war doch Sonne gemeldet. Jetzt schaute es aber so aus als würde es gleich losregnen. Die Franzosen können auch kein Wetter vorhersagen.
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Wir mussten zu den Mopeds. War das eine Luft auf dem Autodeck. Und dann starteten einige Vollpfosten auch noch ihre Motoren, um den Innenraum runter zu kühlen. Davon wurde die Luft noch schlechter. Endlich schaltete jemand die Belüftung für das Deck ein. Jetzt hatte ich wieder eine Überlebenschance.

Um 8.00 Uhr fuhren wir von Bord zu einem nahegelegen Supermarkt. Dieser hatte geschlossen. Dann eben nicht. Als nächster Halt war eine Tankstelle geplant. Diese war zwar auch geschlossen, hatte aber einen Tankautomaten, der meine Visa-Karte akzeptierte. Vollgetankt starteten wir unsere Korsika-Rundreise. Ein offener Lebensmittelladen stoppte unseren Vorwärtsdrang nach 1km und wir kaufen Wasser und ein Baguette. Jetzt hatten wir alles was wir für die nächsten Stunden brauchten.

Wir befuhren die D80 Richtung Norden. Kaum hatten wir die Vororte von Bastia verlassen, wollten wir unsere Reisegeschwindigkeit aufnehmen. Dies vermasselte uns aber ein Transporter-Fahrer. Alle Kurven hat er erbarmungslos geschnitten und auf geraden Strecken fuhr er Straßenmitte frei nach dem Motto: „An mir kommt keiner vorbei!“. Und dann trafen wir auf die auf die man immer im Süden trifft.
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Radfahrer über Radfahrer fuhren auch nach Norden. Der Transporter-Fahrer wurde nun von den Radfahrern eingebremst. Überholen lassen wollte er sich nicht um’s verrecken.

Dieses Geeiere dauerte 35km, dann war unsere Straßensperre einmal unaufmerksam und übersah, dass die folgende Rechtskurve relativ übersichtlich war und er vergessen hatte sich auf die Straßenmitte zu setzen. Schnell hatten wir überholt und konnten den Col de St. Niclas und den Col de la Serra ganz im Norden Korsikas in aller Ruhe unter die Räder nehmen. Trotz der nassen Straße legte Klaus einen ganz schönen Zahn vor. Ich dachte mir, wenn das bei Klaus funktioniert muss das auch bei mir funktionieren, denn wir fahren die gleichen Reifen.

Wir hatten jetzt die Straße an der Westküste fast für uns alleine und fuhren die nächsten 70km guter Dinge nach Süden.
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Am Aufstieg zum Bacca di Vezzu legten wir an einem Parkplatz eine Pause ein. Nachdem die Straßen immer trockener wurde und die Temperatur anstieg wollte ich mein Flies und Klaus das Innerfutter seiner Hose loswerden. Der Parkplatz lag für uns in einer Rechtskurve, die recht übersichtlich war. Die untere Einfahrt hatte wir verpasst bis zur oberen Einfahrt wollten wir nicht fahren. Es sah auch so aus als könne man einfach von der Straße geradeaus über einen Grünstreifen auf den Parkplatz fahren. Aber der Grünstreifen entpuppte sich als Graben. Die Räder der XT waren groß genug um einigermaßen unbeschadet über den Graben zu kommen ohne stecken zu bleiben.
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Wir waren gerade von den Mopeds gestiegen als ein VW-Fahren die gleiche Idee wie wir hatte. Er fuhr auch durch den Graben, den er nicht gesehen hatte. Beide Vorderräder federten im Graben aus und der Vorderwagen schlug auf dem Teer auf. Der Fahrer erschrak und gab Gas. Die Vorderräder stiegen aus dem Graben und die Hinterräder verschwanden. Der VW schlug jetzt mit der Anhängekupplung auf dem Teer auf. Aufgrund des Schwungs durchfuhren auch die Hinterräder den Graben und der VW stand auf dem Parkplatz. Die Gesichter der Innsassen waren zum Schreien.

Der Bacca di Vezzu war überquert und wir fuhren über die N1197 zur N197. Die N197 war eine super Strecke. Nur die Kühe an und auf der Straße und deren Hinterlassenschaften erforderten unsere volle Aufmerksamkeit.
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Auch mein Magen spielte sich in den Vordergrund. Es ging auf Mittag zu und der Gute hatte ja noch kein Frühstück intus. Sollte doch eine Ortschaft auftauchen, musste nach einer Futterstelle Ausschau gehalten werden. In Belgodère wurden wir fündig. Die Speisekarte war korsisch und für mich ein Rätsel. Ich verstand die Chefin nicht und sie konnte kein Englisch. Eine junge Frau erkannte meine Hilflosigkeit und dank ihrer Übersetzung (Korsisch – Englisch) kamen wir zu einem Hamburger Korsika-Edition.

Nach dem Essen fuhren wir wieder nach Norden zur Küste und folgten der Küstenstraße zunächst nach Calvi und weiter über den Col de Palmarella und den Col de la Croix nach Porto.
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Dort fanden wir eine Tankstelle mit Automat und konnten die Luft aus den Tanks lassen.

Bis zu unserem Ferienhaus in Casamaccioli musste nur noch der Col de Vergio, den mit 1.477m höchste Pass Korsikas, überquert werden. Aber wie sah es denn da oben aus? Die Berge steckten in total dunklen Wolken. Es gab keine Alternative, wir mussten über den Pass und zwar auch noch zügig, denn der Vermieter erwartete uns um 17.00 Uhr.

Noch schien die Sonne und fuhren die kurvige Passstraße beherzt nach oben. Die Schluchten neben der Straße mit ihren roten Felsen sahen super aus. Auf halber Höhe begann es zu tröpfeln, wenig später zu regnen. Nebelschwaden zogen durch den Wald, die Szenerie hatte was von Harry Potter. Aber es stand nicht Voldemort mit seinem Zauberstab auf der Straße, sondern ein Stier mit seinen beiden Gespielinnen. Völlig unbeeindruckt ließ er uns passieren.

Auf der Passhöhe regnete es weiter und auch auf der Talfahrt sollte der Regen nicht stoppen. Als wir aus dem Wald kamen, hörte es auf zu regnen. Jetzt hatte wir noch einige Kilometer um die Klamotten wieder Luft zu trocknen. Als wir im Ort ankamen, überraschte uns ein "Verbot-der-Einfahrt"-Schild. Eine Einbahnstraße konnte das aber nicht sein, denn alle Autos standen in unserer Fahrtrichtung. Ein kurzer Klick auf den geistigen Ignor-Button ließ uns weiterfahren. Klaus rauschte auch glatt an der Einfahrt zu der Ferienwohnung vorbei. Hätte ich nicht ein Bild vom Vermieter bekommen auf dem genau diese schmale Steilauffahrt zu sehen war, wäre ich auch vorbeigefahren. Normalerweise käme kein Mensch auf die Idee in diesen Weg abzubiegen.
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Auf halber Höhe der Auffahrt stand ein älterer Herr, der uns das elektrische Gartentor öffnete. Ich nutzte den Schwung und fuhr gleich ganz nach oben und wartete dort bis der ältere Herr die steile Auffahrt herausgelaufen war und uns zeigte welches Haus wir beziehen durften. Die Übergabe des Ferienhauses war einfach, denn er sagte kaum etwas und zeigte uns das Wichtigste. Die Kaution in Höhe von 500 EUR wollte er auch nicht haben. Sahen wir so vertrauenserweckend aus?

Wir hatten 365km zurückgelegt und hatten den ganzen Tag dazu gebraucht. Das Garmin teilte uns mit dass unsere Geschwindigkeit in Bewegung bei 53km/h lag. Diese Erkenntnis brachte mich zu dem Entschluss, doch die geplanten Routen der nächsten Tage auf den Prüfstand zu stellen.

Auch etwas anderes ging mir durch den Kopf: Die steile Abfahrt mussten wir runter und auf halber Höhe musste das Tor geöffnet werden. Da sich das Tor nach ein paar Sekunden auch wieder automatisch schloss und wir die XTs nicht ausmachen konnten, um einen Zicken-Alarm zu vermeiden, konnte das richtig interessant werden.

Ob wir es geschafft haben, erzählt die Fortsetzung.
Viele Grüße
Franz

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Weissbier
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Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von Weissbier »

Ob wir es geschafft haben, erzählt die Fortsetzung.
Und darauf bin ich schon sowas von gespannt... bitte mehr davon. :daumen:
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Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.
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juergen007

Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von juergen007 »

Hallo Franz,

bei Deinem Italienbericht mußte ich heftig schmunzeln, Ihr seid nicht die einzigen die in Genua das "Porto" Schild suchten, was trotz Navi, den ständigen Um- und Weiterleitungen in dieser Stadt geschuldet , an allen Ecken und Enden fehlt....

Auch die Schote aus Korsika mit einem wilden Korsen, der sich partout nicht überholen lassen will, klingt allzu vertraut.

Weiter gute und sichere Fahrt, lass Deine Tastatur weiter glühen, sehr unterhaltsam und toll geschrieben
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Franz
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Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von Franz »

Jetzt werde ich auch noch gezwungen Fußball zu schauen. Da läuft angeblich irgend so ein unwichtiges Freundschaftspiel.
Da schreibe ich doch lieber weiter:

Montag, 20. Juni

Nach den Erfahrungen des Vortages hatte ich am Vorabend die Route für Montag um 36km gekürzt und dabei die Küstenstraße durch Ajaccio rausgeworfen. Wie sich im Laufe des Montags herausstellte war das eine hellseherische Entscheidung.

Aber beginnen wir den Montag ganz von vorne. Der Tag empfing uns mit strahlendem Sonnenschein. Die Ausfahrt vom Ferienhaus war nicht so einfach, denn diese komische Rampe, die dann in das Gefälle überging war nicht ohne. Man musste mit vollem Lenkeinschlag durch die Kurve und konnte den Boden mit dem Talfuß kaum erreichen. Man durfte einfach nicht zu langsam werden. Die Abfahrt mit dem Öffnen des Tors funktioniert dank Fernbedienung problemlos und die Zeit genügte auch um mit 2 Motorrädern durch zu fahren.

Wir verließen unseren Ort Richtung Osten und fuhren die D84 talwärts. Landschaftlich war dies eine herrliche Strecke, denn sie führte am Rande einer Schlucht, die der Le Golo geschaffen hatte. Die Straße war schmal, links erhob sich senkrecht der Fels, rechts ging es nach einer Mauer senkrecht dem Fels runter.
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Da wir es gemütlich angehen lassen wollten, waren wir touristisch unterwegs. Und das war auch unser Glück, denn in einer unübersichtlichen Linkskurve tauchte plötzlich vor Klaus ein Reisebus auf. Klaus zimmerte eine Vollbremsung auf die Straße und fuhr ganz nach rechts. Dieser Bus benötigte die Hälfte unserer Fahrbahn, um die Kurve zu meistern. Und hinter diesem Bus folgte ein Zweiter. Wir warteten die Vorbeifahrt der Busse ab und bemitleideten die uns nachfolgenden Autos und Kleintransporter, die wir vorher überholt hatten.
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Nach herrlichen 18km bogen wir rechts nach Corte ab. Auch diese D18 war mit charmanten Kurven bestückt. Am Orteingang von Corte fand sich eine Bar, die es uns ermöglichte unseren Koffeinhaushalt wieder auszugleichen. In Corte stießen wir auf einen Supermarkt, der es uns ermöglichte unsere Wasservorräte aufzufüllen und etwas Notration einzulagern.

Beim Verlassen des Supermarktparkplatzes kam mir die Geometrie meiner XT etwas merkwürdig vor. Irgendetwas stimmte mit dem Lenker oder der Verkleidung nicht. Zuerst dachte ich dass der Lenker steht schief, aber fahren ließ sie sich ganz normal. Dann bemerkte ich dass der Tacho und auch die Scheibe verschoben waren. Der Tachoträger war gebrochen. Wir hielten an und schauten den Schaden an. An der linken Verkleidung war ein Kratzer zu sehen. Hier ist irgendwer drangefahren. Durch den Anstoß sind die Halterungen des Tacho-/Scheinwerfer- und Scheibenträger an 5 Positionen gebrochen. Wir beschlossen weiter zu fahren, da ich keinen Erfolg sah den Täter zu ermitteln. Da sich auf den nächsten Kilometern keine negativen Folgen des Bruches zeigten, beschlossen wir die Tour wie geplant fortzusetzen.

Wir überfuhren den Col de Bellagranaja und anschließend den Col de Sorba, der mit 1.311m der zweithöchste Pass der Insel ist. Die Straßen waren gut ausgebaut und wir kamen zügig voran. Die Serpentinen hoch zum Col de Sorba waren astrein zu fahren und die Straße präsentierte eine faszinierende Aussicht.
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Auf der D69 herrschte kaum Verkehr. Die paar Auto, die unterwegs waren, konnte man rechts schnell überholen. Nach dem Sorba nahmen wir uns den Col de Verde mit 1.289m unter die Räder. Der Pass heißt wohl so weil der komplett durch den grünen Wald führt.

Nach dem Pass wollte uns das Garmin rechts abbiegen lassen. Die Straße war keine Straße, sondern ein mit Sand gefüllter Feldweg. Es sah so aus als ob da vor kurzem ein reißender Fluss runtergelaufen wäre.
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Wir beschlossen auf der D69 zu bleiben und zu sehen wie wir weiter kommen. Die D69 ging in die D83 über und wir konnten die Route wie geplant fortsetzen. Vermutlich wollte das Garmin wieder einmal 20m einsparen.

Die D83 führte über den Col de Granaccia und weiter Richtung Ajaccio. Wir fuhren aber nicht direkt dort hin, sondern nahmen uns noch den Col de Bellevalle zur Brust. Die D403 hatte talwärts Schlaglöcher auf der rechten Fahrspur in die locker ein Golf gepasst hätte. Teilweise waren die Riesenlöcher mit einer LKW-Ladung Kies zugeschüttet. Zum Glück konnte man diesen nicht übersehbaren Löchern auf der Gegenfahrbahn ausweichen.
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In Ajaccio wurde ich vor dem ersten Kreisverkehr von einem Kleinlaster fast über den Haufen gefahren. Der Vollpfosten zimmerte voll an mir vorbei, schnitt meine Spur und legte vor mir eine Vollbremsung hin. Zum Glück waren die Bremsen der XT besser als die des Lasters und ich fuhr nicht auf.

Mittlerweile war es richtig warm geworden. Die XT zeigte 29 Grad an. Der jetzt folgende zähfließende Stadtverkehr jagte die Wassertemperatur in die Höhe. Merkwürdigerweise meldet sich der Lüfter meiner XT nicht. Ich schaltete auf die Wassertemperaturanzeige um und stellte fest, dass dort 108 Grad angezeigt wurde. Vor dem nächsten Kreisverkehr mussten wir durch einen kurzen Stau, die Wassertemperatur stieg auf 110 Grad. Der Lüfter meldete sich immer noch nicht. An der ersten Ausfahrt verließen wir den Kreisverkehr und erreichten eine Ausfallstraße, die es uns erlaubte auf 80km/h zu beschleunigen. Zunächst stieg die Temperatur noch auf 111 Grad, aber anschließend fiel die Temperatur nach und nach ab. Wären wir wie ehemals geplant an der Küste durch Ajaccio gefahren, hätte das meine XT-Motor sicherlich nicht überlebt.

Da sich auf dieser Ausfallstraße mehrere Restaurants befanden, beschlossen wir erst einmal Mittag zu machen und meine XT abkühlen zu lassen.
Nach dem Essen begaben wir uns auf den Weg nach Norden. Wir überquerten 4 kleinere Pässe und erreichten Piana. Interessant war zu sehen wie bei jedem noch so kleinen Anstieg die Temperatur der XT stieg. Je nach Geschwindigkeit erreichte die Wassertemperatur 90 bis 100 Grad und das ohne Stop-and-Go und ohne rote Ampeln.

Nach Piana durchfuhren wir die Calanches, ein Felsengebiet aus rotem Granit. Hier war alles zugeparkt und Reisebusse brachten die Touristen zu den Aussichtpunkten.
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Stop-and-Go konnte ich mir nicht erlauben. Also war Durchdrängeln auf Teufel komm raus angesagt. Schnell kam ich nicht voran, die Temperatur stieg auf 105 Grad. Endlich war ich in Porto, an der Tanke wurde schnell vollgetankt und im Supermarkt etwas zum Essen für abends gekauft. Dann nahmen wir wieder den Col de Vergio in Angriff.

Als hätte es der Wettergott gewusst, dass meine XT ein Kühlproblem hat, begann es auf halber Höhe zu Regnen. Die Wassertemperatur blieb bei 80 Grad und ich konnte beruhigt zum Ferienhaus fahren.

Nach dem Abendessen machten wir uns über die XT. Stellten fest, dass der Lüfter auf den Wasserkühler gedrückt war. Wir konnten den Lüfter mit den Händen wieder zurück biegen und glaubten das Problem behoben zu haben.

War das nun das Ende der Katastrophen oder sollte der Urlaub so weiter gehen?
Viele Grüße
Franz

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Franz
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Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von Franz »

Dienstag, 21. Juni

Der Dienstag sollte der erste richtig warme Tag dieses Urlaubs werden. Es waren 30 Grad vorhergesagt. Vorsorglich hatte ich die Route für diesen Tag am Vortag von 366 auf 235km gekürzt. Fahren in der Nachmittagshitze ist nicht unser Ding. Um 8.00 Uhr waren wir bereits unterwegs, um die Kühle des Vormittags zu nutzen.

Wir fuhren wieder runter durch die Schlucht des Le Golo (laut Google Earth heißt sie Santa Regina Schlucht) und waren überrascht, dass uns kein Bus entgegen kam. Die Touristen werden also später auf den Pass geschafft. In Francardo bogen wir auf die N193 ab und konnten die gute ausgebaute Straße endlich wieder mit 100km/h entlang düsen. Den Abzweig nach links auf die D41 haben wir dadurch beide verpennt.

Es hat immerhin 3km gedauert bis wir unseren Fehler bemerkt hatten. Wir wendeten und bogen in die D41 ab. Es zeigte sich nun ein ganz anderes Bild.
Die Stadt in der Bildmitte ist Corte.
Die Stadt in der Bildmitte ist Corte.
Von der Hauptverkehrsstraße verwöhnt, mussten wir nun mit einem Sträßchen dritter Ordnung vorlieb nehmen. Wir rollten durch die Kurven, gerade Stellen hat man sich gespart. Von der D41 ging es auf die D441 und auf die D39. Der Straßenzustand wurde immer schlimmer. Immer wieder hoppelten wir Kilometerlang über Flickenteppiche aus Teer.
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Wir überquerten den Col de San Cervone und bogen auf die D14 ab. Endlich mal eine ordentlich Straße, die mal schneller als 40km/h gefahren werden konnte. Unser Glück währte aber nur kurz. Nach 7km versperrte uns ein Bagger den Weg. Rechts neben dem Bagger war ein tiefes Loch. Fünf Bauarbeiter werkelten an der rechten Gummikette des Baggers herum. Und jetzt erkannten wir auch das Problem: Der Bagger hatte seine Kette verloren.
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Klaus schaute kurz, ob wir unter dem Baggerarm links am Bagger vorbeifahren können. Aber da war nichts zu machen, hinter dem Bagger standen zwei große Baulaster, die die komplette Straße blockierten. Also war Wenden angesagt und wir mussten eine neue Strecke suchen. Beim Wenden stellte Klaus fest, dass an seinem rechten Lenkerende der Handprotektor lose war und das Lenkergewicht fehlte. Auf diesen Hoppelstrecken wurde die XTs derart durchgeschüttelt, dass die Schraube am Lenkerende ab vibriert war. Dass das der gebrochene Cockpit-Träger meiner XT überlebt hat, war schon fast ein Wunder.

Wir mussten also die 7km wieder zurück nach Altiani fahren und hatten dann nur die Alternative über die D314 Richtung N200 zu fahren. Die D314 war besser ausgebaut und es machte richtig Spaß die Kurven runter ins Tal zu schwingen. Auf der N200 erhofften wir auch endlich eine Bar zu finden, die uns einen Kaffee verkauft, denn der Koffeinspiegel hatte bereits das Minimum erreicht.

Es dauerte keine 5km und wir fanden an einem Campingplatz eine Bar, die uns einen Kaffee offerierte. Noch war es angenehm kühl und wir setzten nach der Pause unsere Tour Richtung Ostküste fort. In Aléria angekommen, bogen wir sofort auf die N198 nach Süden ab, folgten dieser ab nur einige Kilometer um über die D343 und D443 wieder in die Berge zurück zu gelangen.

Mit der D443 hatten wir richtig Glück, denn das Sträßchen war sehr kurvenreich, in einem guten Zustand und es wurde von niemandem befahren. Wir überquerten den Col de Perelli und den Col D’Erbajo. Die Straße wurde breiter, die Kurvenradien größer und die Ausblicke richtig spektakulär.
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Nach dem Col de Morello fand sich in Vivario auch eine Pizzeria, deren Speisekarte ich auch verstand.

Nach der Mittagspause fuhren wir noch über den Col de Bellagranaja nach Corte. Dort füllten wir wieder unsere Vorräte auf und begaben uns durch die Schlucht es Le Golo wieder zurück zu unserem Ferienhaus.

Auf dem Weg durch die Schlucht liefen wir auf einen Reisebus auf. Zähfließend quälten wir uns hinter diesem Monster her. Warum dürfen diese riesen Fahrzeuge auf so schmalen und kurvenreichen Straße fahren?. Es war schon richtig heiß draußen, die XT zeigte 29 Grad an und der Lüfter machte keine Muckser. Nach dem Umschalten auf die Wassertemperatur wurden mir 108 Grad angezeigt. Jetzt stellte sich die Frage: Soll ich anhalten und die Kiste abkühlen lassen oder soll ich mit der Brechstange am Bus vorbei. Ich entschied mich für die Brechstange. Der Bus hielt kurz, um sich mit dem Gegenverkehr vor einer schmalen Brücke zu einigen. Der Gegenverkehr stoppte auch und ich nutzte die Lücke und knallte an allen vorbei. Jetzt konnte ich wieder zwischen 60 und 80km/h fahren und das Wasser kühlte ab.

Wieder am Ferienhaus angekommen, telefonierte ich mit meinem Yamaha-Händler, denn ich wollte wissen wie ich den Lüfter wiederbeleben konnte. Seine Antwort war ernüchternd: Ich solle doch bei ihm vorbeikommen. :daumen_ab: Mit dem Hinweis auf Korsika gab er mir den Rat eine lokale Werkstatt aufzusuchen. :daumen_ab:

Der nächste Versuch war dann sehr viel erfolgreicher. Die Frage an das beste Forum der Welt wurde binnen 20 Minuten mehrfach beantwortet. Der Hinweis auf die kaputte Sicherung war goldrichtig. :daumen: :daumen: :daumen: Wir haben die Sicherung getauscht und siehe da der Lüfter tat wieder seinen Dienst.
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Viele Grüße
Franz

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Franz
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Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von Franz »

Um Euch mal so zwischendurch zu zeigen wo wir die 5 Tage auf Korsika verbrachten,
stellen ich eine paar Bild rund uns Ferienhaus rein.
Es handelte sich um eine Doppelhaushälfte mit 2 Schlafzimmern, einem Bad und einer Küchen-Wohn-Esszimmerkombination.
unsere tägliche Aussicht beim Abendessen
unsere tägliche Aussicht beim Abendessen
unsere Haushälfte
unsere Haushälfte
Die Aussicht vom Wohnzimmer
Die Aussicht vom Wohnzimmer
der untere Teil der Auffahrt
der untere Teil der Auffahrt
Der obere Teil der Auffahrt. Der Pfeil zeigt die Einfahrt zum Haus.
Der obere Teil der Auffahrt. Der Pfeil zeigt die Einfahrt zum Haus.
Blick von der anderen Seite des See
Blick von der anderen Seite des See
Terrasse de Malbeccu
Adresse: Quartier Alades, 20224 Casamaccioli, Frankreich
Telefon: +33609071256
GPS-Koordinaten: N 042° 19.117, E 09° 0.144
Viele Grüße
Franz

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Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von Franz »

Dann will ich mal mit dem Reisebericht weiter machen ...

Mittwoch, 22. Juni

Auch der Mittwoch sollte ein richtiger Sommertag werden. Bereits am Vorabend haben wir uns die geplante Route zur Gemüte geführt. 355km auf kleinen und kleinsten Straßen mit 7,5 Stunden Fahrzeit wird nicht machbar sein, zumindest nicht wenn es richtig heiß wird. Die neue Route wurde zwar nur auf 346km gekürzt, aber es fielen auch viele ganz kleine Straßen raus. Am Ende blieben 5,5 Stunden Fahrzeit übrig.

Aufgrund der zu erwartenden Hitze starteten wir bereits um 7.30 Uhr. Wieder führte uns der erste Abschnitt durch unsere Schlucht nach Corte und weiter über die N193 nach Süden. Diesmal aber nicht zum Col de Sorba, sondern zum Col de Vizzavona, wir blieben auf der N193 Richtung Ajaccio. Am Ende des Passes wurde die Straße breiter und der Verkehr floss mit zügigen 100km/h nach Südwesten.
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Hinter mir tauschte ein Mitsubishi L200 mit beladendem Doppelachsanhänger auf. Die 100km/h waren im zu langsam. Er fuhr mit ca. 2m Abstand hinter mir her, konnte aber mangels Leistung nicht überholen. In Kurven wurde ich ihn immer wieder los, aber kaum kam eine Gerade hing er wieder hinter mir. Dieses dichte Auffahren nervte mich bereits in Italien. Ich stellte mir immer wieder die Frage was dieses völlig bescheuerte Verhalten bewirken sollte und was da für Hornochsen hinter dem Steuer sitzen?

Nach wenigen Kilometern bogen wir auf die D27 Richtung Col de Scaletta ab und ich war das Arschloch los. Wir waren auf dem Weg zur Gorges du Prunelli. Kurz nach dem Abbiegen sah ich ein Hinweisschild auf dem rot Schneeketten abgebildet waren und darunter ein dickes fettes rotes FERMÉ stand. Wintersperre? Schneekettenpflicht? Nach kurzer Strecke sah ich im nächsten Ort einen Mülllaster, dessen Fahrer gerade einsteigen wollte. Ich frage nach, ob die Straße gesperrt wäre, was mir bestätigt wurde. Eine Baustelle machte die Weiterfahrt unmöglich.

Nach kurzem Kriegsrat und Blick auf die Karte, blieb uns aus Ermangelung einer Alternativstraße nur die N193 nach Ajaccio. Die Gorges konnten wir somit nicht oder aber nur mit einem großen Umweg erreichen, weshalb sie gestrichen wurde.

Die Randbezirke von Ajaccio waren schnell erreicht. Eine Ortsdurchfahrt konnten wir jedoch über D303 und D3 vermeiden. Die D3 führte zur N196 und zum Col de St. Georges. Die N196 war sehr schön zu fahren, eine relativ breite Straße mit vielen größeren Kurvenradien ließ uns mit 60 bis 90 km/h dahin gleiten. Ab Bicchisano folgten wir der D420. Auf dem Weg zum Col St. Eustache trafen wir auf eine Baustelle, die sich durch ein 50km/h-Schild und fehlender Teerschicht bemerkbar machte.
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Die Straße bestand nur noch aus trockener Erde in der die XT doch das ein oder andere Mal einfach einsank. Um die arbeitenden Baumaschinen durfte man herum fahren.
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Nach der Baustelle empfing uns eine neugeteerte Straße über die wir die nächsten 10 Minuten bis zum Pass durch Kurven aller Radien ungestört düsen konnten. Das war Motorradfahren at it’s best.
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Die Abfahrt vom Pass war auch nur geil. Das wird auf jeden Fall der nächste Film.

Wir folgten der geilen D420 weiter bis wir auf die D268 abbiegen mussten. Der Fahrspaß setzte sich dort aber fort. Beim Erreichen des Col de Bavella liefen wir auf eine Gruppe Motorradfahrer auf, die mehr damit beschäftigt waren sich während der Fahrt gegenseitig zu filmen als zu fahren.
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Entsprechend zäh wurde der Verkehr. Die Gegend bis zum Col de Larone stellte sich als Touristenhochburg heraus. Die 17 Kaskaden des Polischellu, die vielen Schluchten und bizarren Felsen ziehen die Touris wie Fliegen an. Wir wollten eigentlich ein Restaurant suchen und etwas essen, wurden aber von Menschenmassen abgeschreckt. Wir traten die Flucht Richtung Ostküste an.

Die Abfahrt vom Pass wäre auch eine super Motorradstrecke gewesen. Die viele Schnarchzapfen in ihren Autos machten daraus aber einen Hindernislauf. In Solenzara an der Küste angekommen, stellten wir fest, dass wir für die Hitze doch die falsche Kleidung für einen Restaurantbesuch an hatten. Und in der Unterhose hätte ich mich bestimmt nicht in die Kneipe setzen dürfen.

Für uns gab es nur noch einen Ausweg und der hieß Flucht in die Berge. Die Flucht wurde uns ganz leicht gemacht: Über die N198 bis Aléria, die N200 bis Corte, die N193 bis Francardo und schon waren wir wieder in unsere Heimatschlucht. Das hat gerade mal 1,25 Stunden gedauert. Wir mussten nur die Schlucht hoch bis Calacuccia und konnten uns völlig relaxt bei 25 Grad und 900m Meereshöhe in eine Pizzeria setzen.
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Die restlichen 5km des Tages schafften wir dann auch noch.

Die Mittwochstour war dann 353km lang und wir benötigen 5,75 Stunden Fahrzeit.

Hatte ich erwähnt, dass der Lüfter meiner XT wieder funktioniert?
Viele Grüße
Franz

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Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von jogyjogy »

Das ist ja echt ne Hammer Geschichte ...oh Mann ....sehr gut geschrieben
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tenalex
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Re: Korsika 2016 - so wie ein Motorradurlaub nicht sein sollte

Beitrag von tenalex »

Hoffentlich geht es morgen weiter.
LHzG
Alexander

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Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen.
(Josephine Baker)
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