(Sonder-Forums-Ausgabe).
Endlich ist es soweit. Ich habe mir einige freie Tage aus dem Kreuz geleiert. Und jetzt erfülle ich mir einen lange gehegten Wunsch.
Ich möchte entlang der Elbe ein Stück Deutschland erkunden, wie es erst seit etwa 1990 möglich ist. Denn vorher bildete die Elbe in den "Elbtalauen" die Grenze zwischen DDR und BRD.
Wie vielerorts in den ehemaligen Zonenrandgebieten haben bestimmt auch diese Landstriche in ihrem 40jährigen Dornröschenschlaf ganz besondere Qualitäten entwickelt. Ich bin gespannt.
Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Ich habe die erste Nacht in einer Art Trucker Gaststätte verbracht. Ich bin mir vorgekommen wie in einem amerikanischen Motel. Die ganze Nacht über hat mir der riesige Werbemast von draussen ins Zimmer geleuchtet. Den lidschäftigen Rollo konnte ich gestern abend noch dazu bewegen, sich herabzulassen. Aber heute Morgen finde ich nicht heraus, wie sich das blöde Ding wieder in die Höhe ziehen lässt.
Es ist ein herrlicher Morgen und es verspricht ein richtig guter Tag zu werden! Nach einem perfekten Frühstück, das ich in dieser Form nicht erwartet hatte, empfängt mich draussen kalte und frische Luft mit glasklarem Sonnenschein. Die wenigen dunklen Wolkenfetzen wissen schon jetzt, dass sie keine Chance haben, und machen sich innerhalb der nächsten halben Stunde aus dem Staub.
Ich befinde mich in Sachsen-Anhalt, nördlich von Magdeburg. Während meiner weiteren Fahrt nach Norden gibt es praktisch keinen Verkehr. Ich habe den Eindruck, dass mehr Bauern auf ihren Traktoren unterwegs sind, als mir Autos begegnen. Einzig immer wieder Radfahrer, aber auch deren Anzahl hält sich in Grenzen.
Die Maschine folgt kleinen, verträumten Strassen durch dichten Wald. In und um das Gelände des ehemaligen sowjetischen Militärflugplatzes Mahlwinkel kann man heute mit schwerem russischem Gerät wie ausgemusterten Panzern und Lastwagen seinen Spieltrieb ausleben und die Fahrzeuge durch die Wälder jagen.
Kurz vor Mittag erreiche ich Tangermünde. Tangermünde ist ein verschlafenes Städtchen an der Elbe, in der Altmark südöstlich von Stendal. Auf dem hiesigen Wohnmobilstellplatz, den ich mir als Startplatz für meine weitere Elbe-Erkundung ausgesucht hatte, gibt’s für mich erstmal einen Schokoriegel und eine Ration Wasser. Die Wohnmobilisten, die hier Station machen, schlappen kurzhosig entspannt zwischen ihren fahrbaren Behausungen hin und her und halten Schwätzchen. Einige Hunde dürfen unter den schattigen Bäumen auf dem Elbe-Deich um die Wette laufen. Auf der Bank am Hafen politisiert ein kleiner Trupp einheimischer Rentner. Ein Angler kommt vorbei und gesellt sich dazu.
Wenn ich jetzt einen Campingstuhl hätte, würde ich nicht mehr weiterfahren, sondern einfach jetzt, in genau diesem Moment, in genau dieser entspannten Stimmung, an diesem schönen Fleckchen, genau um die Mittagszeit, mit einem kühlen Bier „den Tag beschliessen“.
Leider habe ich kein Stühlchen dabei, und so präge ich mir beim Blick auf die Landkarte nochmal einige wesentliche Punkte meiner weiteren Strecke ein. Natürlich wird mich das Navi meinen vorprogrammierten Wünschen entlang führen. Aber ich brauche im Kopf eine Vorstellung, noch besser ein konkretes Bild von der Gegend, in der ich mich bewege. Ansonsten komme ich mir vor wie ein „Ferngesteuerter“, der zwar sein (Tages-)Ziel erreichen wird, letztlich aber gar nicht weiss, wo er sich aktuell befindet, was es um ihn herum gibt, und der darüber hinaus dabei auch noch an vielen lohnenswerten Haltepunkten vorbeigedonnert ist.
Der knurrige Zweizylinder der Yamaha darf jetzt also wieder ran, und der Verlauf der Elbe stromabwärts bestimmt ab sofort seinen und auch meinen weiteren Tagesmarsch. Kurz hinter Arneburg führt die Strecke durch ein erdrückendes Industriegebiet mit technischen Anlagen in Aussmassen, wie ich sie noch selten erlebt habe. Der überdimensionale Gebäudewürfel auf der rechten Strassenseite „versteckt“ wohl die Bauruine des Kernkraftwerks Stendal, das einmal das grösste Kernkraftwerk der DDR werden sollte. Zum Glück wurde es nach der Wende nie fertiggestellt, denn die geplante russische Technik war schon damals veraltet.
Auf der Fähre „Sandau“ gleite ich geräuschlos hinüber nach Sandau zum rechten Elbe-Ufer. Aber geräuschlos ist nicht gleichzusetzen mit antriebslos. Den Antrieb übernimmt hier, gleichsam wie bei einigen anderen Fähren, der Fluss selbst durch seine Strömung. Der Fährmann muss nur das Schiff in den richtigen Winkel zum fliessenden Wasser stellen, dann drückt die Elbe das Boot vor sich her, und weil die Fähre an einem Seil in der Flussmitte „angekettet“ ist, „schwingt“ sie einfach von einem Ufer zum anderen und später mit neuer Ladung wieder zurück. Genial einfach und einfach genial! Manchmal ist weniger einfach mehr.
Aus Berlin kommend schmiegt sich die Havel an die Elbe an, und kurz vor ihrer Mündung hat sich heute das Städtchen Havelberg ganz besonders herausgeputzt. Kurze Stadtrundfahrt und im Hafen ein Eis am Stiel, dann tuckert die Yamaha kopfsteingepflastert auf kleinsten Strässchen durch schattige Alleen, damit wir uns mit der nächsten Fähre wieder hinüberschwingen können zum linksseitigen Ufer, von Brandenburg nach Sachsen-Anhalt.
Heisse Felder erstrecken sich durch die Altmark bis zum Horizont, immer wieder jedoch aufgelockert durch kühle, kleine Wäldchen zum Pause machen. Für die Menschen der ehemaligen DDR sicherlich unbefriedigend, für uns alle heute ein wahrhaftiges Glück, dass durch den sozialistisch bedingten Stillstand in der infrastrukturellen Entwicklung sich die Natur in ihrer kaum zu erfassenden Vielfalt bewahren konnte. Weisskopfseeadler gibt es hier. Und immer wieder queren Störche höchstpersönlich meinen Weg oder beäugen mich kritisch von ihren hohen Nestern auf Kaminen oder Strommasten.
Nur kurze Zeit später geleitet mich die perfekt asphaltierte B 189 über die neue Brücke wieder zurück ins brandenburgische Wittenberge. Weiter hinter den Elbdeichen nach Lutkenwisch und auf einem perfekt getarnten Weg, den man fast nur für einen Radweg halten könnte, wieder runter zur Elbe. Drüben am anderen Ufer krallt sich Westdeutschland an Sachsen-Anhalt fest. Schnackenburg ist die östlichste Gemeinde Niedersachsens und gleichzeitig auch die kleinste Stadt Niedersachsens mit ca. 600 Einwohnern. Vor der Wiedervereinigung erlangte das verschlafene Städtchen eine gewisse Bedeutung als Grenzstatdt und Zollstation für die Schifffahrt in die DDR. Einen öffentlichen und geregelten Fährverkehr gab es jahrzehntelang nicht. Der real existierende Sozialismus, die sozialistische Eiszeit, hatte auch hier alles eingefroren.
Ich sitze alleine am Ufer und schaue hinüber auf das verträumte Backsteinrot von Schnackenburg, dieses Mal geht der Blick in den „kapitalistischen Westen“. Drüben löst sich gerade die Fähre, um herüber zu kommen, und mich aufzunehmen. Ich bin froh, dass ich als freier Mensch jederzeit und ohne Einschränkung zwischen den deutschen Staaten hin- und her pendeln kann. Einer ganzen Generation war dies nicht möglich, ja, die Trennung verlief manchmal nicht nur zwischen Ländergrenzen, sondern die Perversion hatte ihre chirurgischen Schnitte sogar mitten durch Ortschaften gezogen! Wir krank sind wir manchmal?
Und so lande ich als einziger Fahrgast „im Westen“ an. Ich fühle mich ein bisschen seltsam, wie ein Wanderer zwischen Zeiten, zwischen Generationen, zwischen Kulturen. Wie einer, der als Fremder Neuland betritt und nicht so recht weiss, was er als nächstes tun soll. In mir hat sich eine geradezu mystische Stimmung ausgebreitet. Die Maschine stolpert zwischen kleinen, geduckten Häuschen durch winzige Strassen. Kaum ein Mensch lässt sich blicken. Verschlossene Türen aus dunklem, schwerem Holz. Gehäkelte Vorhänge. Einsamkeit und Leere wie in einer Geisterstadt. Gibt es hier überhaupt eine Menschenseele? Einzig das Grenzlandmuseum scheint nochmal einzuladen zu einem Intensivtauchgang in das deutsch-deutsche Grauen.
Es ist ein herrlicher Morgen und es verspricht ein richtig guter Tag zu werden! Nach einem perfekten Frühstück, das ich in dieser Form nicht erwartet hatte, empfängt mich draussen kalte und frische Luft mit glasklarem Sonnenschein. Die wenigen dunklen Wolkenfetzen wissen schon jetzt, dass sie keine Chance haben, und machen sich innerhalb der nächsten halben Stunde aus dem Staub.
Ich befinde mich in Sachsen-Anhalt, nördlich von Magdeburg. Während meiner weiteren Fahrt nach Norden gibt es praktisch keinen Verkehr. Ich habe den Eindruck, dass mehr Bauern auf ihren Traktoren unterwegs sind, als mir Autos begegnen. Einzig immer wieder Radfahrer, aber auch deren Anzahl hält sich in Grenzen.
Die Maschine folgt kleinen, verträumten Strassen durch dichten Wald. In und um das Gelände des ehemaligen sowjetischen Militärflugplatzes Mahlwinkel kann man heute mit schwerem russischem Gerät wie ausgemusterten Panzern und Lastwagen seinen Spieltrieb ausleben und die Fahrzeuge durch die Wälder jagen.
Kurz vor Mittag erreiche ich Tangermünde. Tangermünde ist ein verschlafenes Städtchen an der Elbe, in der Altmark südöstlich von Stendal. Auf dem hiesigen Wohnmobilstellplatz, den ich mir als Startplatz für meine weitere Elbe-Erkundung ausgesucht hatte, gibt’s für mich erstmal einen Schokoriegel und eine Ration Wasser. Die Wohnmobilisten, die hier Station machen, schlappen kurzhosig entspannt zwischen ihren fahrbaren Behausungen hin und her und halten Schwätzchen. Einige Hunde dürfen unter den schattigen Bäumen auf dem Elbe-Deich um die Wette laufen. Auf der Bank am Hafen politisiert ein kleiner Trupp einheimischer Rentner. Ein Angler kommt vorbei und gesellt sich dazu.
Wenn ich jetzt einen Campingstuhl hätte, würde ich nicht mehr weiterfahren, sondern einfach jetzt, in genau diesem Moment, in genau dieser entspannten Stimmung, an diesem schönen Fleckchen, genau um die Mittagszeit, mit einem kühlen Bier „den Tag beschliessen“.
Leider habe ich kein Stühlchen dabei, und so präge ich mir beim Blick auf die Landkarte nochmal einige wesentliche Punkte meiner weiteren Strecke ein. Natürlich wird mich das Navi meinen vorprogrammierten Wünschen entlang führen. Aber ich brauche im Kopf eine Vorstellung, noch besser ein konkretes Bild von der Gegend, in der ich mich bewege. Ansonsten komme ich mir vor wie ein „Ferngesteuerter“, der zwar sein (Tages-)Ziel erreichen wird, letztlich aber gar nicht weiss, wo er sich aktuell befindet, was es um ihn herum gibt, und der darüber hinaus dabei auch noch an vielen lohnenswerten Haltepunkten vorbeigedonnert ist.
Der knurrige Zweizylinder der Yamaha darf jetzt also wieder ran, und der Verlauf der Elbe stromabwärts bestimmt ab sofort seinen und auch meinen weiteren Tagesmarsch. Kurz hinter Arneburg führt die Strecke durch ein erdrückendes Industriegebiet mit technischen Anlagen in Aussmassen, wie ich sie noch selten erlebt habe. Der überdimensionale Gebäudewürfel auf der rechten Strassenseite „versteckt“ wohl die Bauruine des Kernkraftwerks Stendal, das einmal das grösste Kernkraftwerk der DDR werden sollte. Zum Glück wurde es nach der Wende nie fertiggestellt, denn die geplante russische Technik war schon damals veraltet.
Auf der Fähre „Sandau“ gleite ich geräuschlos hinüber nach Sandau zum rechten Elbe-Ufer. Aber geräuschlos ist nicht gleichzusetzen mit antriebslos. Den Antrieb übernimmt hier, gleichsam wie bei einigen anderen Fähren, der Fluss selbst durch seine Strömung. Der Fährmann muss nur das Schiff in den richtigen Winkel zum fliessenden Wasser stellen, dann drückt die Elbe das Boot vor sich her, und weil die Fähre an einem Seil in der Flussmitte „angekettet“ ist, „schwingt“ sie einfach von einem Ufer zum anderen und später mit neuer Ladung wieder zurück. Genial einfach und einfach genial! Manchmal ist weniger einfach mehr.
Aus Berlin kommend schmiegt sich die Havel an die Elbe an, und kurz vor ihrer Mündung hat sich heute das Städtchen Havelberg ganz besonders herausgeputzt. Kurze Stadtrundfahrt und im Hafen ein Eis am Stiel, dann tuckert die Yamaha kopfsteingepflastert auf kleinsten Strässchen durch schattige Alleen, damit wir uns mit der nächsten Fähre wieder hinüberschwingen können zum linksseitigen Ufer, von Brandenburg nach Sachsen-Anhalt.
Heisse Felder erstrecken sich durch die Altmark bis zum Horizont, immer wieder jedoch aufgelockert durch kühle, kleine Wäldchen zum Pause machen. Für die Menschen der ehemaligen DDR sicherlich unbefriedigend, für uns alle heute ein wahrhaftiges Glück, dass durch den sozialistisch bedingten Stillstand in der infrastrukturellen Entwicklung sich die Natur in ihrer kaum zu erfassenden Vielfalt bewahren konnte. Weisskopfseeadler gibt es hier. Und immer wieder queren Störche höchstpersönlich meinen Weg oder beäugen mich kritisch von ihren hohen Nestern auf Kaminen oder Strommasten.
Nur kurze Zeit später geleitet mich die perfekt asphaltierte B 189 über die neue Brücke wieder zurück ins brandenburgische Wittenberge. Weiter hinter den Elbdeichen nach Lutkenwisch und auf einem perfekt getarnten Weg, den man fast nur für einen Radweg halten könnte, wieder runter zur Elbe. Drüben am anderen Ufer krallt sich Westdeutschland an Sachsen-Anhalt fest. Schnackenburg ist die östlichste Gemeinde Niedersachsens und gleichzeitig auch die kleinste Stadt Niedersachsens mit ca. 600 Einwohnern. Vor der Wiedervereinigung erlangte das verschlafene Städtchen eine gewisse Bedeutung als Grenzstatdt und Zollstation für die Schifffahrt in die DDR. Einen öffentlichen und geregelten Fährverkehr gab es jahrzehntelang nicht. Der real existierende Sozialismus, die sozialistische Eiszeit, hatte auch hier alles eingefroren.
Ich sitze alleine am Ufer und schaue hinüber auf das verträumte Backsteinrot von Schnackenburg, dieses Mal geht der Blick in den „kapitalistischen Westen“. Drüben löst sich gerade die Fähre, um herüber zu kommen, und mich aufzunehmen. Ich bin froh, dass ich als freier Mensch jederzeit und ohne Einschränkung zwischen den deutschen Staaten hin- und her pendeln kann. Einer ganzen Generation war dies nicht möglich, ja, die Trennung verlief manchmal nicht nur zwischen Ländergrenzen, sondern die Perversion hatte ihre chirurgischen Schnitte sogar mitten durch Ortschaften gezogen! Wir krank sind wir manchmal?
Und so lande ich als einziger Fahrgast „im Westen“ an. Ich fühle mich ein bisschen seltsam, wie ein Wanderer zwischen Zeiten, zwischen Generationen, zwischen Kulturen. Wie einer, der als Fremder Neuland betritt und nicht so recht weiss, was er als nächstes tun soll. In mir hat sich eine geradezu mystische Stimmung ausgebreitet. Die Maschine stolpert zwischen kleinen, geduckten Häuschen durch winzige Strassen. Kaum ein Mensch lässt sich blicken. Verschlossene Türen aus dunklem, schwerem Holz. Gehäkelte Vorhänge. Einsamkeit und Leere wie in einer Geisterstadt. Gibt es hier überhaupt eine Menschenseele? Einzig das Grenzlandmuseum scheint nochmal einzuladen zu einem Intensivtauchgang in das deutsch-deutsche Grauen.
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Einerseits ist es gut, dass Vieles von den Schrecken der Vergangenheit in Vergessenheit geraten ist, andererseits stelle ich immer wieder mit Erstaunen fest, dass bei einem Grossteil unserer heutigen Jugend die deutsche Teilung überhaupt kein Thema mehr ist. Die interessieren sich immer weniger dafür, ja viele wissen noch nicht einmal darum, und selbst „Ost-Kinder“ können mit dem Wort „Trabi“ schon gar nichts mehr anfangen.
Da kommt mir eine alte Geschichte in den Sinn: es muss so um 1980 herum gewesen sein, ich war Anfang zwanzig und wollte auf einen Besuch nach Berlin. Freitag abend nach der Arbeit ging es mit meinem alten Ford Taunus los auf die etwa 600 km lange Strecke. Weit nach Mitternacht passierte ich den Grenzübergang Helmstedt. Auf der rumpeligen Transitstrecke mitten in der DDR um etwa 2 Uhr nachts war ich so müde geworden, dass ich einfach nicht mehr fahren konnte. Kurzerhand entschloss ich mich dazu, den nächstbesten Parkplatz (keinen offiziellen Rastplatz!) anzulaufen und eine Stunde Pause zu machen und die Augen zu schliessen. Bei der Einreise nach Berlin (wie sich das heute anhört: „Einreise nach Berlin“!) winkten mich die Grenzer zur Seite. „Wo woren Sie denn undorwögs?“. Dann wurde ich gefilzt bis auf die Unterhose und das Auto teilweise zerlegt. Meine wahrheitsgemässe Geschichte mit meinem Schläferstündchen auf der Autobahn muss dann wohl doch so unglaublich geklungen haben, dass sich sowas keiner ausdenken konnte und es wohl wahr gewesen sein musste, denn sonst wäre ich wohl erstmal in einem Untersuchungsknast gelandet. In meiner Unwissenheit und Naivität gegenüber dem Regime hatte ich höchst dreist gegen die allererste Regel für Wessies verstossen: nämlich die Transitstrecke innerhalb kürzester Zeit zu passieren, und die Transitstrecke NIEMALS zu verlassen! Nur, woher wussten die das? Erst später und mit genauem Blick in den Pass habe ich mir zusammengereimt, dass dies garantiert anhand des Uhrzeitstempels der DDR Einreise ersichtlich gewesen sein musste: die Beamten in Berlin überschlugen im Kopf die Differenz zwischen dem Einreisezeitpunkt und meiner Ankunft im Morgengrauen in Berlin. Da hatte ich viel zu lange gebraucht. Also – was war passiert? Der war verdächtig!
So unangenehm die Geschichte damals war, so schmunzelig finde ich sie heute. Überhaupt hat sich in den 40 Jahren DDR Sozialismus einiges an Skurillitäten herausgebildet, das weltweit seinesgleichen sucht. Mit diesen Gedanken stampft die XT jetzt durch „Wessi-Land“, weiter an der Elbe entlang. Eine kurze Kaffeepause an der Schwedenschanze weckt wieder neue Lebensgeister, und der Blick von hoch oben vom dortigen Aussichtsturm reicht weit über die Elbe und in das Wendland hinein. Schwer atmen die weiten Wälder um Gorleben herüber und man sieht die Türme des Salzbergwerks und die Gebäude des Atommülllagers von Gorleben.
Dort halte ich kurze Zeit später an. Die Maschine ist noch nicht komplett zum Stillstand gekommen, da baut sich sofort ein Uniformierter hinter dem riesigen Eisentor auf. Ich glaube, ich lasse die Kamera mal lieber im Tankrucksack, um hier jeglicher Irritation vorzubeugen. Auf das Lagergelände komme ich ohne VIP-Super-Duper-Spezial-Sonder-Ausnahme-Genehmigung sowieso nicht und kann mir die hier gelagerten Castoren anschauen. Stattdessen biege ich 200 m weiter links ab auf eine riesige Waldlichtung, über die man in das sogenannte „Erkundungsbergwerk“ gelangt, wo sich mir gleich der nächste Wachmann in den Weg stellt. Auch hier kann ich also nichts „erkunden“. Wer hat sich eigentlich diesen schwachsinnigen Namen ausgedacht, um darüber hinwegzutäuschen, dass man auf der Suche nach einem Atommüll Endlager ist?
Mitten auf der Waldlichtung „parkt“ die „Beluga“, das Aktionsschiff von Greenpeace, das seit den 1980er Jahren im ständigen Einsatz war für eine Zukunft ohne Atomenergie. Vor einigen Jahren wurde sie aus Altersgründen ausgemustert und in teilzerlegtem Zustand hierher in den Wald nach Gorleben gebracht, um an dieser Stelle wieder zusammengesetzt zu werden und für immer ein Symbol des Widerstandes zu sein.
Gleich anschliessend im Wald mahnen einige Gegenstände der Anti-Atomkraft Bewegung vor dem hier stattfindenden Wahnsinn der Atommüll Zwischen- und Endlagerung. Die im März 2010 errichtete Schutzhütte erinnert in ihrer Art und mit den darin befindlichen Plakaten und Gegenständen an die heftigen Protestveranstaltungen und höchst erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Atomkraftgegnern und der Polizei, die ab den 1980er Jahren in den Wäldern um Gorleben stattgefunden hatten.
Eine eigenartige Stimmung geht von diesem Ort aus, erweckt ein wenig Beklemmung. Es kommt mir vor, als ob der Ausruf der „Republik Freies Wendland“ gerade erst letzte Woche stattgefunden hätte, und als ob man nur noch einige Schritte tiefer in den Wald laufen müsste, um dann mitten im damaligen Protestdorf zu stehen, umgeben von Einheimischen, Bauern, Hippies, Anwälten, Politikern, Querdenkern, aber auch von Geheimdienst und Polizei. Dieser Ort ist ein Symbol und ein Mahnmal für Demokratie, freies Denken und freie Meinungsäusserung, aber auch dringend notwendigen politischen Widerstand und gesunden Patriotismus!
Die XT bollert wieder los. Gedankenverloren drückt mich der Motor aus den Wäldern heraus und durch die angrenzenden Felder, wieder in die Nähe des Flusses, der mich so magisch anzieht.
Kaum 20 Kilometer weiter weist ein unscheinbares Schild nach rechts: „Kulturdenkmal Dömitzer Eisenbahnelbbrücke“. Und nur wenige hundert Meter, nachdem die Bremsen der Yamaha zugebissen haben, und ich rechts abgebogen bin, stehe ich oben auf dem Deich und bin überwältigt!
Wie die Überreste der letzten Zeugen einer gigantischen Katastrophe schiebt sich eine monumentale, rostrote Raupe über die Elbniederungen hinweg, weit hinaus, über die Auen, bis zum Flussufer selbst, und hört dort einfach auf: die Dömitzer Eisenbahnbrücke. Ein riesiges Bauwerk, von dem auf westdeutscher Seite noch sechzehn Brückenpfeiler stehen, mit den darauf befindlichen Stahlbögen der eigentlichen Brückenkonstruktion. Ein Mahnmal des Krieges und der deutschen Teilung, denn die Brücke wurde nach ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg und der anschliessenden Zersplittung Deutschlands nicht wieder aufgebaut. Im Gegensatz zur Strassenbrücke einige hundert Meter weiter flussabwärts, über die der endlose Verkehr hin- und hertaktet, vollklimatisiert und chromblitzend und servogelenkt auf der B 191 zwischen West und Ost.
Mit diesen Eindrücken laufe ich gegen Abend in Dannenberg ein, um Quartier zu suchen. Ich komme unter im Hotel „Birkenhof“, einem leicht reparaturbedürftigen Haus, das aber eine gewisse ursprüngliche Schlichtheit ausstrahlt. Der Senior-Chef turnt gerade im Hinterhof auf einem Gerüst herum und erneuert Fenster. Dazu werden einfach bei den alten Fensterrahmen die maroden und fauligen Holzpartien herausgeklopft und per Akku-Schrauber ein neues Brett drübergeschraubt. Mir fällt nur eines ein: „Spax-Man“.
Da kommt mir eine alte Geschichte in den Sinn: es muss so um 1980 herum gewesen sein, ich war Anfang zwanzig und wollte auf einen Besuch nach Berlin. Freitag abend nach der Arbeit ging es mit meinem alten Ford Taunus los auf die etwa 600 km lange Strecke. Weit nach Mitternacht passierte ich den Grenzübergang Helmstedt. Auf der rumpeligen Transitstrecke mitten in der DDR um etwa 2 Uhr nachts war ich so müde geworden, dass ich einfach nicht mehr fahren konnte. Kurzerhand entschloss ich mich dazu, den nächstbesten Parkplatz (keinen offiziellen Rastplatz!) anzulaufen und eine Stunde Pause zu machen und die Augen zu schliessen. Bei der Einreise nach Berlin (wie sich das heute anhört: „Einreise nach Berlin“!) winkten mich die Grenzer zur Seite. „Wo woren Sie denn undorwögs?“. Dann wurde ich gefilzt bis auf die Unterhose und das Auto teilweise zerlegt. Meine wahrheitsgemässe Geschichte mit meinem Schläferstündchen auf der Autobahn muss dann wohl doch so unglaublich geklungen haben, dass sich sowas keiner ausdenken konnte und es wohl wahr gewesen sein musste, denn sonst wäre ich wohl erstmal in einem Untersuchungsknast gelandet. In meiner Unwissenheit und Naivität gegenüber dem Regime hatte ich höchst dreist gegen die allererste Regel für Wessies verstossen: nämlich die Transitstrecke innerhalb kürzester Zeit zu passieren, und die Transitstrecke NIEMALS zu verlassen! Nur, woher wussten die das? Erst später und mit genauem Blick in den Pass habe ich mir zusammengereimt, dass dies garantiert anhand des Uhrzeitstempels der DDR Einreise ersichtlich gewesen sein musste: die Beamten in Berlin überschlugen im Kopf die Differenz zwischen dem Einreisezeitpunkt und meiner Ankunft im Morgengrauen in Berlin. Da hatte ich viel zu lange gebraucht. Also – was war passiert? Der war verdächtig!
So unangenehm die Geschichte damals war, so schmunzelig finde ich sie heute. Überhaupt hat sich in den 40 Jahren DDR Sozialismus einiges an Skurillitäten herausgebildet, das weltweit seinesgleichen sucht. Mit diesen Gedanken stampft die XT jetzt durch „Wessi-Land“, weiter an der Elbe entlang. Eine kurze Kaffeepause an der Schwedenschanze weckt wieder neue Lebensgeister, und der Blick von hoch oben vom dortigen Aussichtsturm reicht weit über die Elbe und in das Wendland hinein. Schwer atmen die weiten Wälder um Gorleben herüber und man sieht die Türme des Salzbergwerks und die Gebäude des Atommülllagers von Gorleben.
Dort halte ich kurze Zeit später an. Die Maschine ist noch nicht komplett zum Stillstand gekommen, da baut sich sofort ein Uniformierter hinter dem riesigen Eisentor auf. Ich glaube, ich lasse die Kamera mal lieber im Tankrucksack, um hier jeglicher Irritation vorzubeugen. Auf das Lagergelände komme ich ohne VIP-Super-Duper-Spezial-Sonder-Ausnahme-Genehmigung sowieso nicht und kann mir die hier gelagerten Castoren anschauen. Stattdessen biege ich 200 m weiter links ab auf eine riesige Waldlichtung, über die man in das sogenannte „Erkundungsbergwerk“ gelangt, wo sich mir gleich der nächste Wachmann in den Weg stellt. Auch hier kann ich also nichts „erkunden“. Wer hat sich eigentlich diesen schwachsinnigen Namen ausgedacht, um darüber hinwegzutäuschen, dass man auf der Suche nach einem Atommüll Endlager ist?
Mitten auf der Waldlichtung „parkt“ die „Beluga“, das Aktionsschiff von Greenpeace, das seit den 1980er Jahren im ständigen Einsatz war für eine Zukunft ohne Atomenergie. Vor einigen Jahren wurde sie aus Altersgründen ausgemustert und in teilzerlegtem Zustand hierher in den Wald nach Gorleben gebracht, um an dieser Stelle wieder zusammengesetzt zu werden und für immer ein Symbol des Widerstandes zu sein.
Gleich anschliessend im Wald mahnen einige Gegenstände der Anti-Atomkraft Bewegung vor dem hier stattfindenden Wahnsinn der Atommüll Zwischen- und Endlagerung. Die im März 2010 errichtete Schutzhütte erinnert in ihrer Art und mit den darin befindlichen Plakaten und Gegenständen an die heftigen Protestveranstaltungen und höchst erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Atomkraftgegnern und der Polizei, die ab den 1980er Jahren in den Wäldern um Gorleben stattgefunden hatten.
Eine eigenartige Stimmung geht von diesem Ort aus, erweckt ein wenig Beklemmung. Es kommt mir vor, als ob der Ausruf der „Republik Freies Wendland“ gerade erst letzte Woche stattgefunden hätte, und als ob man nur noch einige Schritte tiefer in den Wald laufen müsste, um dann mitten im damaligen Protestdorf zu stehen, umgeben von Einheimischen, Bauern, Hippies, Anwälten, Politikern, Querdenkern, aber auch von Geheimdienst und Polizei. Dieser Ort ist ein Symbol und ein Mahnmal für Demokratie, freies Denken und freie Meinungsäusserung, aber auch dringend notwendigen politischen Widerstand und gesunden Patriotismus!
Die XT bollert wieder los. Gedankenverloren drückt mich der Motor aus den Wäldern heraus und durch die angrenzenden Felder, wieder in die Nähe des Flusses, der mich so magisch anzieht.
Kaum 20 Kilometer weiter weist ein unscheinbares Schild nach rechts: „Kulturdenkmal Dömitzer Eisenbahnelbbrücke“. Und nur wenige hundert Meter, nachdem die Bremsen der Yamaha zugebissen haben, und ich rechts abgebogen bin, stehe ich oben auf dem Deich und bin überwältigt!
Wie die Überreste der letzten Zeugen einer gigantischen Katastrophe schiebt sich eine monumentale, rostrote Raupe über die Elbniederungen hinweg, weit hinaus, über die Auen, bis zum Flussufer selbst, und hört dort einfach auf: die Dömitzer Eisenbahnbrücke. Ein riesiges Bauwerk, von dem auf westdeutscher Seite noch sechzehn Brückenpfeiler stehen, mit den darauf befindlichen Stahlbögen der eigentlichen Brückenkonstruktion. Ein Mahnmal des Krieges und der deutschen Teilung, denn die Brücke wurde nach ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg und der anschliessenden Zersplittung Deutschlands nicht wieder aufgebaut. Im Gegensatz zur Strassenbrücke einige hundert Meter weiter flussabwärts, über die der endlose Verkehr hin- und hertaktet, vollklimatisiert und chromblitzend und servogelenkt auf der B 191 zwischen West und Ost.
Mit diesen Eindrücken laufe ich gegen Abend in Dannenberg ein, um Quartier zu suchen. Ich komme unter im Hotel „Birkenhof“, einem leicht reparaturbedürftigen Haus, das aber eine gewisse ursprüngliche Schlichtheit ausstrahlt. Der Senior-Chef turnt gerade im Hinterhof auf einem Gerüst herum und erneuert Fenster. Dazu werden einfach bei den alten Fensterrahmen die maroden und fauligen Holzpartien herausgeklopft und per Akku-Schrauber ein neues Brett drübergeschraubt. Mir fällt nur eines ein: „Spax-Man“.
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Die Wettergöttin bleibt mir auch am nächsten Tage hold und begrüsst mich wie schon die vergangenen Tage mit einer hellgleissend sonnendurchfluteten Luft, die wie ein kristallkalter Atembonbon alle Sinne neu freischaltet für die bevorstehenden Ereignisse dieses jungen Morgens.
Zunächst wechsele ich mal wieder das Bundesland, pendelt mich die Super Tenere auf der B 191 von Niedersachsen wieder hinüber auf die rechte Elbe-Seite, wieder nach Mecklenburg-Vorpommern. Nach nur wenigen Kilometern durch schattigen Wald ist links die „Dorfrepublik Rüterberg“ ausgeschildert. Das Dörfchen mit nicht mal 200 Einwohnern galt zu DDR Zeiten durch seine exponierte Lage in unmittelbarer Nähe zur Elbe und zu Westdeutschland für die DDR Verantwortlichen als höchst einladendes Sprungbrett zur Republikflucht hinüber zum Klassenfeind. Da wurde nicht lange gefackelt und das Dorf selbst nochmal mit einem 3 Meter hohen Metallzaun umgeben. Auf diese Weise konnte keiner rein und keiner raus, noch nicht mal die Rüterberger selbst! Nur mit Passierschein konnten sich die Dorfbewohner oder ihre angemeldeten Besucher zwischen ihrem eigenen Staat und ihrem eigenen Ort bewegen, zwischen 23 Uhr nachts und 5 Uhr morgens ging gar nichts, quasi Einzelhaft im Knast.
Weil dies den Bürgern nach 20 Jahren so auf den Zeiger ging, dass sie sich damit nicht mehr abfinden wollten, riefen sie sich nach Schweizer Vorbild am 8. November 1989 zur „Dorfrepublik“ aus. Einen Tag später, in den „Wirren“ der DDR Selbstauflösung, erklärte Günter Schabowski die Reisefreiheit, und damit wurden am 10. November die Posten von den Durchgangstoren abgezogen. Das System war am Ende.
Heute stehen nur noch einige Meter Grenzzaun als Markierung des dahinter liegenden Privatgrundstücks, auf dem sich auch ein alter Wachturm befindet. Ich muss schmunzeln: weil es wohl einige Zeit nach der Wiedervereinigung in Rüterberg zu enormem Bustourismus gekommen war, und jeder das aufmüpfige Dorf, den Wachturm und die unmittelbar dahinter fliessende Elbe besichtigen wollte, hat der Eigentümer entnervt in grossen Lettern draufgemalt: „Privateigentum – Elbe >>>“, also einen Pfeil in die Richtung, wohin man weiter laufen soll. Im Laufe der wiedervereinigten Jahre ist Ruhe eingekehrt. Der Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit hat für immer geschlossen, nur ein kleines Cafe lockt Gäste mit bunten Blumenkästen um die winzige Veranda. Die Zeit bleibt wieder stehen.
Und während Rüterberg im Rückspiegel kleiner wird, ist auch mein Pulsschlag so weit heruntergefahren, dass ich diesen Moment als tiefes Glück empfinde. Das Glück, diesen Morgen in seiner Klarheit und Reinheit atmen zu können. Das Glück, mich ungehindert zwischen Ländergrenzen bewegen zu können. Das Glück, mit romantischen Fähren über Deutschlands schönsten Strom hin- und herpendeln zu dürfen und dabei nicht nur Ländergrenzen, sondern auch die „Grenzen“ zwischen West und Ost überspringen zu können. Das Glück, genau jetzt genau hier sein zu dürfen.
Ob die Zeit auch für die Wanderdüne von Stixe stehengeblieben ist, die sich einige Kilometer weiter rechts durch den Wald schiebt? Wer weiss. Ich jedenfalls kann nicht erkennen, dass die Düne irgendwie auch nur halbwegs vorankommt, obwohl ich einige Minuten, ruhig an einen Baum gelehnt, die sandige Umgebung auf mich wirken lasse. Erst der heisere Ruf eines Greifvogels hoch oben beendet meine Träumereien. Ich mache mich zurück auf den Weg zur Maschine, die ich einige hundert Meter weiter unten stehen lassen musste. Damit war kein Durchkommen durch den mehligen Sand.
Unter dem schier endlos weitblauen Himmel lasse ich mich von der Super Tenere auf dem rechten Elbeufer weiter flussabwärts tragen. Nur einige riesige Traktoren durchwühlen die morgendlichen flachen Felder. In den zwei oder drei winzigen Ortschaften, durch die ich komme, begegnet mir niemand. Selbst ein Auto ist mir bis jetzt noch nicht „über den Weg gelaufen“! Ein schwarzes Stubentigerwollknäuel hat das kühlschattige Plätzchen unter einem Auto für den Rest des Tages für sich reserviert.
Selbst Darchau träumt noch vor sich hin. Ein paar hundert Meter links am Elbeufer blinzelt der ehemalige DDR Wachturm in die höher steigende Sonne. Im Cafe Rautenkranz direkt am Deich sind die Stühle noch an die Tische gelehnt und die Sonnenschirme eingeklappt. Schade, einen Kaffee hätte ich jetzt gerne hier genossen, und einige Momente der Fähre „Tanja“ zugeschaut, die hier seit jungen 25 Jahren ihren Dienst zwischen Darchau und Neu-Darchau verrichtet. „Tanja“ ist in die Jahre gekommen. 60 Jahre hat die alte Dame bereits auf dem Buckel, aber die sieht man ihr nicht an, denn sie wird immer gut gepflegt. Dennoch ist ihre Zukunft ungewiss, weil schon lange eine Brücke an dieser Stelle im Gespräch ist. Mir ist die Fähre sympathischer.
Ab Neu-Darchau geht es nun linksseitig der Elbe weiter. Mit sanftem Schub brabbelt die Yamaha durch die duftenden Wälder um Alt Garge, vorbei am Draisinenbahnhof, und rollt am schnuckeligen Fährhaus von Bleckede aus. Mittlerweile kommt etwas Leben auf. Ein paar ältere Herrschaften mit Angeln blinzeln noch verschlafen von ihrer Gartenbank herüber und kommentieren den „unerhörten“ Verkehr und den „Stau“, der sich am Anleger gebildet hat, bis die Fähre vom anderen Ufer wieder herübergekommen ist. Die 3 Autos und ich mit der Yamaha sind heute morgen offensichtlich die Attraktion des Tages.
Die „Amt Neuhaus“ nimmt dann sofort wieder Fahrt auf, diesmal hinüber nach Mecklenburg Vorpommern (genaugenommen gehört der Landstrich Amt Neuhaus seit 1993 wieder zu Niedersachsen). Ein letztes Mal also auf dieser Tour pendelt mich die Fähre zwischen West und Ost und unterstreicht damit, dass es eigentlich gar kein Hier und Dort gibt, kein West und Ost, kein Hüben und Drüben, sondern nur ein zusammengehöriges und freies Deutschland. Aber es ist gut und richtig, dass es am nahenden Ufer das Schild gibt, das vielfach entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze aufgestellt ist: „Hier waren Deutschland und Europa bis zum xx. November 1989 um xx.xx Uhr geteilt“. Als Erinnerung daran, dass wir jeden Tag unsere Freiheit und Unabhängigkeit leben dürfen und sollen, und dass so etwas nie wieder passieren darf!
Boizenburg ist meine letzte Station entlang der Elbe. Am Kontrollpunkt „KP-Vier“ musste jeder seine Sondergenehmigung abchecken lassen, der in das 500 m Sperrgebiet einreisen wollte, zu dem die Ortschaften Vier, Streitheide und Horst gehörten.
Heute ist dieser Kontrollpunkt Imbiss und Gaststätte und nennt sich in Anlehnung an den Berliner „Checkpoint Charlie“ witzigerweise „Checkpoint Harry“, nach dem Inhaber Harry Strelow. Beim Passieren des „Imbiss-Checkpoints“ kommt noch einmal DDR Feeling auf: Der in der Mitte des Geländes stehende Wachturm weckt sofort wieder unangenehme Erinnerungen.
Da ist es gut, dass der freundliche NVA Offizier, der von einem Künstler auf einer Fliesenwand am Imbiss-Gebäude verewigt wurde, lachend seine Hand zum Grusse erhebt, um zum Abschied zu winken.
Na denn…
Es ist kurz nach Mittag, als ich meine Tour beende, auch gedanklich. Ab jetzt geht es wieder Richtung Heimat. Es ist heiss und stickig geworden, und die Yamaha drückt mich zuverlässig und mit hoher Geschwindigkeit auf kleinen Strassen durch Mecklenburg-Vorpommern, dann wieder durch Sachsen-Anhalt. Am nächsten Tag passiere ich den Harz, dann den Thüringer Wald, die Rhön, den Spessart…
Ende.
Zunächst wechsele ich mal wieder das Bundesland, pendelt mich die Super Tenere auf der B 191 von Niedersachsen wieder hinüber auf die rechte Elbe-Seite, wieder nach Mecklenburg-Vorpommern. Nach nur wenigen Kilometern durch schattigen Wald ist links die „Dorfrepublik Rüterberg“ ausgeschildert. Das Dörfchen mit nicht mal 200 Einwohnern galt zu DDR Zeiten durch seine exponierte Lage in unmittelbarer Nähe zur Elbe und zu Westdeutschland für die DDR Verantwortlichen als höchst einladendes Sprungbrett zur Republikflucht hinüber zum Klassenfeind. Da wurde nicht lange gefackelt und das Dorf selbst nochmal mit einem 3 Meter hohen Metallzaun umgeben. Auf diese Weise konnte keiner rein und keiner raus, noch nicht mal die Rüterberger selbst! Nur mit Passierschein konnten sich die Dorfbewohner oder ihre angemeldeten Besucher zwischen ihrem eigenen Staat und ihrem eigenen Ort bewegen, zwischen 23 Uhr nachts und 5 Uhr morgens ging gar nichts, quasi Einzelhaft im Knast.
Weil dies den Bürgern nach 20 Jahren so auf den Zeiger ging, dass sie sich damit nicht mehr abfinden wollten, riefen sie sich nach Schweizer Vorbild am 8. November 1989 zur „Dorfrepublik“ aus. Einen Tag später, in den „Wirren“ der DDR Selbstauflösung, erklärte Günter Schabowski die Reisefreiheit, und damit wurden am 10. November die Posten von den Durchgangstoren abgezogen. Das System war am Ende.
Heute stehen nur noch einige Meter Grenzzaun als Markierung des dahinter liegenden Privatgrundstücks, auf dem sich auch ein alter Wachturm befindet. Ich muss schmunzeln: weil es wohl einige Zeit nach der Wiedervereinigung in Rüterberg zu enormem Bustourismus gekommen war, und jeder das aufmüpfige Dorf, den Wachturm und die unmittelbar dahinter fliessende Elbe besichtigen wollte, hat der Eigentümer entnervt in grossen Lettern draufgemalt: „Privateigentum – Elbe >>>“, also einen Pfeil in die Richtung, wohin man weiter laufen soll. Im Laufe der wiedervereinigten Jahre ist Ruhe eingekehrt. Der Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit hat für immer geschlossen, nur ein kleines Cafe lockt Gäste mit bunten Blumenkästen um die winzige Veranda. Die Zeit bleibt wieder stehen.
Und während Rüterberg im Rückspiegel kleiner wird, ist auch mein Pulsschlag so weit heruntergefahren, dass ich diesen Moment als tiefes Glück empfinde. Das Glück, diesen Morgen in seiner Klarheit und Reinheit atmen zu können. Das Glück, mich ungehindert zwischen Ländergrenzen bewegen zu können. Das Glück, mit romantischen Fähren über Deutschlands schönsten Strom hin- und herpendeln zu dürfen und dabei nicht nur Ländergrenzen, sondern auch die „Grenzen“ zwischen West und Ost überspringen zu können. Das Glück, genau jetzt genau hier sein zu dürfen.
Ob die Zeit auch für die Wanderdüne von Stixe stehengeblieben ist, die sich einige Kilometer weiter rechts durch den Wald schiebt? Wer weiss. Ich jedenfalls kann nicht erkennen, dass die Düne irgendwie auch nur halbwegs vorankommt, obwohl ich einige Minuten, ruhig an einen Baum gelehnt, die sandige Umgebung auf mich wirken lasse. Erst der heisere Ruf eines Greifvogels hoch oben beendet meine Träumereien. Ich mache mich zurück auf den Weg zur Maschine, die ich einige hundert Meter weiter unten stehen lassen musste. Damit war kein Durchkommen durch den mehligen Sand.
Unter dem schier endlos weitblauen Himmel lasse ich mich von der Super Tenere auf dem rechten Elbeufer weiter flussabwärts tragen. Nur einige riesige Traktoren durchwühlen die morgendlichen flachen Felder. In den zwei oder drei winzigen Ortschaften, durch die ich komme, begegnet mir niemand. Selbst ein Auto ist mir bis jetzt noch nicht „über den Weg gelaufen“! Ein schwarzes Stubentigerwollknäuel hat das kühlschattige Plätzchen unter einem Auto für den Rest des Tages für sich reserviert.
Selbst Darchau träumt noch vor sich hin. Ein paar hundert Meter links am Elbeufer blinzelt der ehemalige DDR Wachturm in die höher steigende Sonne. Im Cafe Rautenkranz direkt am Deich sind die Stühle noch an die Tische gelehnt und die Sonnenschirme eingeklappt. Schade, einen Kaffee hätte ich jetzt gerne hier genossen, und einige Momente der Fähre „Tanja“ zugeschaut, die hier seit jungen 25 Jahren ihren Dienst zwischen Darchau und Neu-Darchau verrichtet. „Tanja“ ist in die Jahre gekommen. 60 Jahre hat die alte Dame bereits auf dem Buckel, aber die sieht man ihr nicht an, denn sie wird immer gut gepflegt. Dennoch ist ihre Zukunft ungewiss, weil schon lange eine Brücke an dieser Stelle im Gespräch ist. Mir ist die Fähre sympathischer.
Ab Neu-Darchau geht es nun linksseitig der Elbe weiter. Mit sanftem Schub brabbelt die Yamaha durch die duftenden Wälder um Alt Garge, vorbei am Draisinenbahnhof, und rollt am schnuckeligen Fährhaus von Bleckede aus. Mittlerweile kommt etwas Leben auf. Ein paar ältere Herrschaften mit Angeln blinzeln noch verschlafen von ihrer Gartenbank herüber und kommentieren den „unerhörten“ Verkehr und den „Stau“, der sich am Anleger gebildet hat, bis die Fähre vom anderen Ufer wieder herübergekommen ist. Die 3 Autos und ich mit der Yamaha sind heute morgen offensichtlich die Attraktion des Tages.
Die „Amt Neuhaus“ nimmt dann sofort wieder Fahrt auf, diesmal hinüber nach Mecklenburg Vorpommern (genaugenommen gehört der Landstrich Amt Neuhaus seit 1993 wieder zu Niedersachsen). Ein letztes Mal also auf dieser Tour pendelt mich die Fähre zwischen West und Ost und unterstreicht damit, dass es eigentlich gar kein Hier und Dort gibt, kein West und Ost, kein Hüben und Drüben, sondern nur ein zusammengehöriges und freies Deutschland. Aber es ist gut und richtig, dass es am nahenden Ufer das Schild gibt, das vielfach entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze aufgestellt ist: „Hier waren Deutschland und Europa bis zum xx. November 1989 um xx.xx Uhr geteilt“. Als Erinnerung daran, dass wir jeden Tag unsere Freiheit und Unabhängigkeit leben dürfen und sollen, und dass so etwas nie wieder passieren darf!
Boizenburg ist meine letzte Station entlang der Elbe. Am Kontrollpunkt „KP-Vier“ musste jeder seine Sondergenehmigung abchecken lassen, der in das 500 m Sperrgebiet einreisen wollte, zu dem die Ortschaften Vier, Streitheide und Horst gehörten.
Heute ist dieser Kontrollpunkt Imbiss und Gaststätte und nennt sich in Anlehnung an den Berliner „Checkpoint Charlie“ witzigerweise „Checkpoint Harry“, nach dem Inhaber Harry Strelow. Beim Passieren des „Imbiss-Checkpoints“ kommt noch einmal DDR Feeling auf: Der in der Mitte des Geländes stehende Wachturm weckt sofort wieder unangenehme Erinnerungen.
Da ist es gut, dass der freundliche NVA Offizier, der von einem Künstler auf einer Fliesenwand am Imbiss-Gebäude verewigt wurde, lachend seine Hand zum Grusse erhebt, um zum Abschied zu winken.
Na denn…
Es ist kurz nach Mittag, als ich meine Tour beende, auch gedanklich. Ab jetzt geht es wieder Richtung Heimat. Es ist heiss und stickig geworden, und die Yamaha drückt mich zuverlässig und mit hoher Geschwindigkeit auf kleinen Strassen durch Mecklenburg-Vorpommern, dann wieder durch Sachsen-Anhalt. Am nächsten Tag passiere ich den Harz, dann den Thüringer Wald, die Rhön, den Spessart…
Ende.
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Hallo Joe,
schön geschrieben und viel erlebt. Manchmal kommt man nach so langer Zeit immer wieder in Regionen, wo irgendwie die Zeit stehen geblieben scheint.
So jetzt auch wieder auf meiner Wochenedtour im Erzgebierge.
Hattest Du die Tour selbst durchgeplant oder Dir irgendwo Inspiration geholt?
Gruß Bill
schön geschrieben und viel erlebt. Manchmal kommt man nach so langer Zeit immer wieder in Regionen, wo irgendwie die Zeit stehen geblieben scheint.
So jetzt auch wieder auf meiner Wochenedtour im Erzgebierge.
Hattest Du die Tour selbst durchgeplant oder Dir irgendwo Inspiration geholt?
Gruß Bill
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Hallo Joe,
da ich an einigen Flecken vor Jahren mal war, kam ich beim lesen ganz schön ins träumen.
Danke für den Bericht und die Bilders.

da ich an einigen Flecken vor Jahren mal war, kam ich beim lesen ganz schön ins träumen.
Danke für den Bericht und die Bilders.


- Leone blu
- Beiträge: 2594
- Registriert: Di 30. Jul 2013, 08:17
- Erstzulassung: 2013
- Km-Stand: 105237
- Modell: DP01
- Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
- Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
- Ort: Oberbayern - Fünfseenland
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Servus Joe,
danke Dir für den schönen Reisebericht. Mannomann, wenn man bedenkt, was wir in unserem Land alles für tolle Gegenden haben und wie entspannend es ist, sich einfach mal treiben lassen zu können...
Ciao, R.
danke Dir für den schönen Reisebericht. Mannomann, wenn man bedenkt, was wir in unserem Land alles für tolle Gegenden haben und wie entspannend es ist, sich einfach mal treiben lassen zu können...
Ciao, R.
Ich freue mich, wenn's draußen regnet - denn wenn ich mich nicht freue, regnet's auch... (Karl Valentin)
- Hisney
- Beiträge: 216
- Registriert: Mi 4. Mai 2016, 18:31
- Erstzulassung: 2016
- Km-Stand: 100960
- Modell: DP04
- Erstzulassung der 2. XT1200Z: 0
- Km-Stand der 2. XT1200Z: 0
- Ort: Berlin
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Sehr schöner Bericht, Joe. Es war ein Vergnügen, an Deiner Reise teilhaben zu dürfen.
Vielen Dank dafür.
Grüße Matthias
Vielen Dank dafür.
Grüße Matthias
XT 500 - CB 900 F - SR 500 - CB 750 F - SR 500 - MZ ETZ 250 - GS 75 X - SLR 650 - GSF 1200S - XT1200ZE + Royal Enfield Himalayan 410 + Triumph Scrambler 1200 XC + Royal Enfield Himalayan 450
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
@ThinFr:
Es gab vor einiger Zeit mal einen Bericht in der Zeitschrift "Motorrad", wo einer der Redakteure(?) diesen Landstrich besucht hat. Ich weiss leider nicht mehr, wann das war (ist schon einige Jahre her), wie die Geschichte hiess, oder wer sie geschrieben hat. Aber dieser Bericht hat sich bei mir im "Hinterhirn" irgendwie fest abgespeichert, als lohnendes Ziel. Und ich finde die illustren "alten Geschichten" um die deutsche Teilung sowieso höchst faszinierend.
Die Inspiration kommt dann von ganz alleine, sobald ich mich in die Landkarte vertiefe. Und heute ist es durch Google & Co und die Planungssoftware für Navigationsgeräte ja nochmals um ein Vielfaches interessanter geworden, da man ja durch die schier endlosen Zoomstufen schon in Landschaften eintauchen kann und Details entdecken kann, die eine klassische Landkarte nicht bietet. So war z. B. in der Navi-Software kurz hinter Arneburg nur ein weisser Fleck sichtbar, im wahrsten Sinn des Wortes. Bei weiteren Nachforschungen über Google usw. hat sich dann herausgestellt, dass es sich hierbei um die Bauruine des grössten DDR Kernkraftwerkes handelt. Und so geht es weiter...
Und natürlich gibt es auch Überraschungen. Gorleben zum Beispiel. Als junger Mann habe ich natürlich die AKW-Auseinandersetzungen verfolgt und mitbekommen. Und weil es jetzt "auf dem Weg" lag, dachte ich mir: das kennst du nicht, da fährst du mal hin und guckst du mal. Dass es aber dort auch heute noch eine derart aktive Szene gibt, war mir neu.
Man bräuchte da noch viel mehr Zeit...
@All:
Vielen Dank für die positiven Meinungen - freut mich sehr!
Es gab vor einiger Zeit mal einen Bericht in der Zeitschrift "Motorrad", wo einer der Redakteure(?) diesen Landstrich besucht hat. Ich weiss leider nicht mehr, wann das war (ist schon einige Jahre her), wie die Geschichte hiess, oder wer sie geschrieben hat. Aber dieser Bericht hat sich bei mir im "Hinterhirn" irgendwie fest abgespeichert, als lohnendes Ziel. Und ich finde die illustren "alten Geschichten" um die deutsche Teilung sowieso höchst faszinierend.
Die Inspiration kommt dann von ganz alleine, sobald ich mich in die Landkarte vertiefe. Und heute ist es durch Google & Co und die Planungssoftware für Navigationsgeräte ja nochmals um ein Vielfaches interessanter geworden, da man ja durch die schier endlosen Zoomstufen schon in Landschaften eintauchen kann und Details entdecken kann, die eine klassische Landkarte nicht bietet. So war z. B. in der Navi-Software kurz hinter Arneburg nur ein weisser Fleck sichtbar, im wahrsten Sinn des Wortes. Bei weiteren Nachforschungen über Google usw. hat sich dann herausgestellt, dass es sich hierbei um die Bauruine des grössten DDR Kernkraftwerkes handelt. Und so geht es weiter...
Und natürlich gibt es auch Überraschungen. Gorleben zum Beispiel. Als junger Mann habe ich natürlich die AKW-Auseinandersetzungen verfolgt und mitbekommen. Und weil es jetzt "auf dem Weg" lag, dachte ich mir: das kennst du nicht, da fährst du mal hin und guckst du mal. Dass es aber dort auch heute noch eine derart aktive Szene gibt, war mir neu.
Man bräuchte da noch viel mehr Zeit...
@All:
Vielen Dank für die positiven Meinungen - freut mich sehr!
Re: Elbtalauen 2016: Die Freiheit ist ein Pendel
Hallo Joe,
ich habe auch immer noch die Idee, mal die innerdeutsche Grenze irgenwie zu erkunden. Da wollte ich mal am WE bei Bad Lobenstein/ Hof damit anfangen. Leider ist nach den vielen Jahren nicht mehr viel übrig. Bin dann irgenwie in einem Wald hängengeblieben, weil der Weg immer enger wurde habe ich dann abgebrochen. Ich habe da auch mit goo.. vorher geschaut. Für goo... sah alles OK aus. Ich glaube mal, das bedarf sehr intensive Arbeit um da noch was vernünftiges zu finden. An der Elbe scheinst Du ja noch so einige Stellen gefunden zu haben.
Gruß Bill
ich habe auch immer noch die Idee, mal die innerdeutsche Grenze irgenwie zu erkunden. Da wollte ich mal am WE bei Bad Lobenstein/ Hof damit anfangen. Leider ist nach den vielen Jahren nicht mehr viel übrig. Bin dann irgenwie in einem Wald hängengeblieben, weil der Weg immer enger wurde habe ich dann abgebrochen. Ich habe da auch mit goo.. vorher geschaut. Für goo... sah alles OK aus. Ich glaube mal, das bedarf sehr intensive Arbeit um da noch was vernünftiges zu finden. An der Elbe scheinst Du ja noch so einige Stellen gefunden zu haben.
Gruß Bill