Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Alexandros

Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von Alexandros »

Mit meiner Gurke habe ich mittlerweile 3.000 km runter und muss sagen, ich bin begeistert.
Optisch ist sie nachwievor Geschmackssache. Ich persönlich hätte mir eine etwas größere und massivere Tenere gewünscht, doch es wurde der Design-Versuch eines Praktikanten aus dem 4. Semester, schade.
Die Front ist unsymmetrisch, der Auspuff und der Kardan liegen auf der gleichen Seite (wie verrückt ist das denn??) und die Schnauze ist gewöhnungsbedürftig. Jetzt fragt sich jeder, warum ich Trottel denn ausgerechnet diese Maschine kaufen musste? Weil es für mich keine Alternative gab und damit komme ich zu den Fahreigenschaften.
Seitens der Fahrcharakteristik macht die Kiste einfach Spaß. Man sitzt sehr nahe am Lenker und hat das Gefühl, die Maschine vollständig zu kontrollieren. Das Gewicht von über 260 kg kann man beim Fahren nicht wahrnehmen. Schon während der Einfahrzeit habe ich mich mit der Super Tenere auf die Feldwege getraut und war sehr verblüfft. Trotz tiefer Krater, gefüllt mit Sand und Dreck, ließ sich die Maschine nicht aus der Ruhe bringen. Hier macht sich das Konzept der Gewichtsverteilung (unter dem das Design meiner Meinung nach gelitten hat) bemerkbar.
Motor und Sattel so weit wie möglich nach vorne, Kühler an die Seite montiert, Elektrik auf die andere Seite. Schwerpunkt so tief wie möglich. All das führt zu einem Handling wie mit einem Fahrrad.
Im Gelände macht sich ein weiterer Vorteil der Maschine sehr gut bemerkbar. Aufgrund der Leistungsdrosselung in den ersten 3 Gängen und dem Touringmodus ist die Kraftentfaltung gut kontrollierbar. Auch wenn man dann noch zu viel Schmackes gibt, spielt das ESP gleich an der Drosselklappe und nimmt noch mehr Leistung weg. Alles sehr sicher und souverän.
Auf der Straße kann man dann vom „Dr. Jekyll“-Modus (T) zum „Mr. Hyde“-Modus (S) wechseln und es krachen lassen. Hier zeigt sich die Leistungsentfaltung der Maschine doch eher. Schnelles Ansprechverhalten um Gegensatz zur verhaltenen Reaktion im Touring-Modus. Das zeichnet den universellen Einsatzbereich der Super Tenere aus.
Mittlerweile fahre ich die Kiste nur noch im S Modus und ich leide sehr unter dem „Hahn voll aufdreh“-Syndrom. Das macht sich beim Verbrauch sehr bemerkbar. Normal kann man die Kiste mit 5 l/100km fahren und ich komme nicht unter 9l/100km, sprich ich bin alle 200 km an der Tanke.
Geschwindigkeiten von 180 bis 190 km/h sind sehr angenehm und gut auf Dauer zu beherrschen.
Die Sitzbank ist sehr bequem und muss nicht umgesattelt werden.
Der Stand auf der Maschine ist einwandfrei. Das einzige, was beim Stehen während des Endurowanderns auffällt, ist die störende Schutzabdeckung des Auspuffkrümmers. Hier muss ich mir noch was überlegen.
Die Originalscheibe, dessen wahrer Zweck sich meinem kleinen Hirn leider nicht erschließt, wird von mir gegen eine Powerbronze Tourenscheibe getauscht.
Im großen und ganzen bin ich sehr zufrieden mit der Maschine.
Bin gespannt, wie lange das Hinterrad bei meiner Fahrweise hält.
Supergü

Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von Supergü »

Servas !

Finde sie optisch, mit ein paar Veränderungen, auch sehr super.
Warum du dich auf Schotterstraßen, über die Drossel freust, kann ich nicht verstehen. ;)
Schöne Grüße Gü
Enrico

Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von Enrico »

Hallo Alexandro,
hast du ja schön geschrieben, aber kaum unter neun Liter Verbrauch :denker: und nur Vollgas ?
Sag mal fährst du das richtige Moped? :lol:

Gruß Enrico
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rubbergum
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Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von rubbergum »

Optik schlecht - Fahreigenschaften super. Na besser wie umgekehrt. Das bleibt dir noch Spielraum das Äußere so zu gestallten, wie du es möchtest. Möglicherweise jedes Jahr anders ;) .
Toller Bericht, LG, rubbergum
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Jetler

Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von Jetler »

Ein schöner Bericht, hat Spass gemacht zu lesen. Du kannst öfters mal so was bringen. :hirn: An meiner :xt12: hat das Hinterrad 3900 Km gehalten. Jetzt gibt es eine neue Felge und eine Schwinge. :winken:
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Lars
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Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von Lars »

Ein Brandenburger! Wenn Du mal auf der A13 unterwegs sein solltest, fahr mal in Baruth/Mark runter und dann rechts (wo kein Wegweiser hinzeigt). Keine Angst, Du fällst nicht von der Erdenscheibe. Feine Straße, wie gemacht für die :xt12: , und davon hab ich in Deinem Bundesland noch mehr gefunden. Freu mich jedesmal, wenn ich dort unterwegs bin!
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tenerolli

Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von tenerolli »

Die zügige Fahrweise und die 180 / 190 Km/h kann ich voll und ganz nachvollziehen.

Die :xt12: macht einfach Spaß, sie hat die Leistung und kann auch mal längere Strecken auf der Autobahn flott hinter sich bringen.
Mein Verbrauch liegt auch etwa bei 7 Liter :roll:
Alexandros

Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von Alexandros »

Hallo Lars,

der ganze Bereich da unten ist einfach geil.
Fängt an bei Beelitz geht über Luckenwalde ruber nach Baruth.
Hier kann man auch Feld- und Waldwege nutzen!
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Tequila
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Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von Tequila »

Interessanter thread :daumen:

ich hatte vor ziemlich genau einem Jahr in meinem damaligen Heimatforum folgendes gepostet:
Jetzt habe ich die ersten paar hundert Kilometer mit dem Dickschiff hinter mir und möchte Euch einen kleinen Umsteigerbericht schreiben:

Schon wenn man sich diesem Riesending nähert, denkt man "Oh Gott, was für ein Trumm" - die nächste Herausforderung kommt für 1,76 kleine, alte und übergewichtige Umsteiger, wenn man das Gerät erklimmen will. Da muß das rechte Bein schon bis zum Anschlag hoch um über die Sitzbank zu kommen

Einmal aufgesessen, fühlt man sich aber gleich wohler. ich komme mit den Fußspitzen gut auf den Boden und kann die 5 Zentner sogar halten....

Ein Blick auf die Armaturen - alles da: Tacho, Drehzahlmesser, Tageskilometerzähler, Wasser und Außentemperatur, Tankanzeige, Anzeigen für die verschiedenen Modi der Antischlupfregelung und der Touring / Sport Verstellung des Motormanagements.

Die Hände fallen auf den breiten Endurolenker und finden die Bedienelemente dort, wo man sie erwartet. Die Hebeleien für Kupplung und Bremse sind verstellbar, die Kupplung (hydraulisch betätigt) ist butterweich.
Ein Druck auf den roten Knopf und schon bollert der dicke Zweizylinder los. Ist ein anderes Gefühl, als die aggressive Drehorgel der FZ1 zu starten - nicht besser, nur anders.

Erster Gang rein - huch, das flutscht ja nur so!
Kupplung kommen lassen - boah, das fährt sich an, wie ein Traktor

Also raus aus der Siedlung und ab auf die Hausstrecke wo ich jeden Asphaltflicken mit Vornamen kenne.

Was mir altem Mann zuerst auffällt ist, dass ich nach dem Anfahren meine Füße nicht mehr irgendwo einsortieren muß. Nur kurz anheben und die Stiefel finden gummibelegte Fußrasten. Der Kniewinkel ist herrlich, der Armwinkel perfekt und das Sofakissen angenehm straff gepolstert.

Die Gänge sind schnell durchgeschaltet und flutschen butterweich durch das Getriebe - gar kein Vergleich zu der eher hakeligen Schaltbox der FZ1.

Die ersten Kurven kommen und ich habe das Gefühl, noch nie ein anderes Motorrad bewegt zu haben. Die Dicke schwingt sich lockerflockig durch die Kurven und ein Blick auf den Tacho zeigt, dass man gar nicht mal so langsam unterwegs ist, wie es den Anschein hat

Der Motor brummelt zufrieden vor sich hin und ich bewege mich konstant zwischen 2500 und 5000 Umdrehungen. Ich bleibe öfter im großen Gang als mit den FZ Drehorgeln und genieße einfach den Durchzug. Es gibt bestimmte Streckenabschnitte, das war bei der Fahrt mit der FZ1 eine Beschleunigungsorgie zwischen den engen Kehren - da fahre ich jetzt mit der XTZ wesentlich gelassenerer - aber auch langsamer - durch.

Nach ein paar Kilometern biege ich ab und verlasse meine Hausstrecke auf eine kleine Landstraße mit vielen kleinen Kurven und großen Senken und ordentlich Schlaglöchern. Diese Strecke kenne ich noch aus der XT600 Zeit und mit der FZ6 und später der FZ1 habe ich einen großen Bogen darum gemacht. Die Ténéré bügelt diese Buckelpiste glatt und irgendwie macht sie so richtig Spass

Jetzt ist es Zeit die Bremsen zu testen: Die XTZ1200 verfügt über ein ziemlich ausgeklügeltes Bremssystem: ABS ist klar, aber hier bremst das Hinterrad auch bei Betätigung des Handbremshebels.
Einzige Ausnahme, man betätig zuerst die hintere Bremse und dann die Vordere - dann hat man zwei unabhängig voneinander operierende Systeme.
Als bekennender ABS Gegner bin ich nun sehr gespannt was passiert. Also ab auf den Seitenstreifen, der mit Rollsplit abgestreut ist und voll auf die Fußbremse bei 20 km/h - und ? Es bremst und nichts schlimmes passiert. Jetzt zurück und das Gleiche nur mit dem Handhebel - wieder nichts als saubere Verzögerung ohne Ausbrechen und ohne Gehampel.

Um es kurz zu machen, ich habe mich noch eine halbe Stunde mit den Bremsen befasst und alles getestet und ich bin überzeugt - man, ich werde echt alt und finde ABS gut

Wieder zurück auf meine Hausstrecke und mal die Kurvenlage getestet: Mann, da setzten die Angstnippel aber doch recht schnell auf Das ist `ne andere Hausnummer als `ne FZ1.....

Zuhause angekommen merke ich schmerzlich dass das Tor zu meiner Terrasse definitiv zu schmal ist für das Dickschiff. Da passte die FZ schon so eben durch - jetzt ist Umbauen angesagt

Okay, eben noch den Sohnemann draufgepackt, der mit 1,80 immer zusammengefaltet wurde, wenn ich ihn mit der FZ1 zur Arbeit gebracht oder abgeholt habe. Der hat jetzt richtig Platz und sitzt nicht mehr wie ein Affe auf `nem Schleifstein. Für meine Mädels mit gut 1,60 ist der Platz schon als fürstlich zu bezeichnen.

Nach 3 Stunden ausgiebiger Testfahrt unter allen Bedingungen steige ich ab ohne dass mir der Rücken, die Knie, die Handgelenke oder der Arsch schmerzen - ein völlig neues Motorradgefühl

Nach dieser noch relativ kurzen Umstiegsphase kann ich das erste Resümee treffen:

Entspanntes Fahren - Advantage XTZ1200
Speed und Straßenlage - Advantage FZ1
Ergonomie und Fahrkomfort - gar kein Vergleich
Getriebe - leichter Vorteil XTZ
Motor - beide auf ihre Art klasse - ein direkter Vergleich verbietet sich wegen der unterschiedlichen Auslegung der Maschinen

Die XTZ 1200 ist einfach anders als die FZ1 und für meine Bedürfnisse und meine körperlichen Gegebenheiten im Moment die bessere Alternative
Jetzt, nach einem Jahr und ein paar Kilometern mehr, hat sich an meiner Einstellung zur Ténéré eigentlich nichts geändert :daumen:
Viele Grüße
Heinz

*hoffentlich werde ich nie erwachsen*
XTZ-Bastard

Re: Erfahrungsbericht Yamaha XT1200Z Super Tenere

Beitrag von XTZ-Bastard »

Tja Heinz!

So in der Art erging es mir auch...
Nur das ich von der FJR 1300 umgestiegen bin.
Da waren die Kritikpunkte noch enger...
Aber die :xt12: hat halt gewonnen :winken:
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