Samstag, 25. Juni
Der Samstag, der 2. Tag unserer Rückreise, begann mit einen guten Frühstück im Hotel. Um 8.25 Uhr starteten wir unsere Fahrt nach Tuenno. Die Route hatten wir über die SS12 nach Modena und über die Autobahn bis nach Rovereto geplant. Ein Highlight war der Passo dell’Abetone (1.382m).
Obwohl wir erst um halb Neun losgefahren waren, gab es relativ wenig Verkehr. Bis zum Pass kamen wir deshalb sehr zügig voran und die Strecke, die gut ausgebaut war, mit den vielen Kurven machte richtig Spaß.
Je weiter wir nach Norden vordrangen desto mehr Verkehr war auf den Straßen. Wir blieben auch von den verrückten Kamikazefahrern verschont. Samstag früh ist in Italien die Welt noch in Ordnung.
In Pavullo Nel Frignano standen wir dann erst einmal im Stau. Da wir keine Lust auf Stau hatten, mutierten wir wieder zu Rollern und drängelten uns durch.
Seit der Passhöhe bewegten wir uns immer zwischen 600 und 750m Meererhöhe und merkten deshalb vom rapiden Anstieg der Tagestemperatur wenig.
Nach 100km kamen wir immer näher an die Po-Ebene. Die Außentemperatur stieg unaufhaltsam. 10km vor Modena zeigte das Thermometer der XT schon 32 Grad an und es war erst 10.15 Uhr. Eigentlich wollte ich in Maranello mal schnell bei Ferrari vorbeischauen, aber bei den Temperaturen wurde das gestrichen.
Als wir in Modena-Nord auf die A1 auffuhren, zeigte die XT bereits 34 Grad an und es war so etwas von schwül. Alle Lüftungsöffnungen am Kombi waren auf, es blieb aber trotzdem unangenehm heiß. Kaum waren wir auf der Autobahn sahen wir einen Stau vor uns. Es waren aber nur die beiden rechten Spuren betroffen, links war frei. Beim Vorbeifahren bemerkten wir, dass der Stau ein Rückstau von der Auffahrt zur A22 war. Wir blieben weiter ganz links, fuhren komplett am Stau vorbei und quetschten uns in letzter Sekunde in die Ausfahrt.
Die nächsten 90km legten wir zügig zurück. Die Airflow-Scheibe war in unterster Position, die Motorradjacke war halb hoffen und zur Abkühlung konnte man immer wieder im Stehen fahren. Die nächsten 4km staute es sich wieder. Die einzige Überlebenschance war in der Mitte durchzufahren. Die Autofahrer waren erfreulich fair und ließen uns durch. Den nächsten Stau nutzten wir für einen kurzen Tankstopp und ersparten uns über die Ein- und Ausfahrt doch den ein oder anderen Kilometer Stau. Immer häufiger wurde es zähfließend oder es kam zum Stau, die meisten Autos ließen uns in der Mitte durch nur ein deutscher Mercedes-SUV-Fahrer machte einen auf blöd. Ich kam an seinem rechten Außenspiegel nicht vorbei. Ich klopfte an die Scheibe und fragte ihn ob ich für 10 Minuten bei im Einsteigen dürfte, denn meine Klimaanlage sei defekt. Und schon machte er Platz.
Bei Rovereto-Süd verließen wir die Autobahn, aber auch die Straße nach Riva war völlig verstopft. Roller- und italienische Motorradfahren fuhren an den Autos vorbei. Wir hängten uns hinten dran. Als wir wie alle anderen im Überholverbot an einer Polizeistreife vorbeifuhren, wurde mir etwas mulmig. Vor Riva bogen wir rechts ab und durchfuhren Arco.
Ab Arco war die Welt wieder in Ordnung. Je höher wir in die Berge kamen, desto weniger heiß war es. Jeder Tunnel war willkommen, denn dort drin war es im Verhältnis zu draußen richtig frisch. Am Lago Di Molveno legten wir auf 800m eine Pause ein.
Vom Lago aus waren es nur noch 40km zum Hotel.
Es war absehbar, dass die Hitzeschlacht bald ein Ende hat.

- Blick Richtung A22
Die Albergo Tuenno existierte als POI in der Garminkarte. Dort wo dieser POI in der Karte lag, existierte jedoch kein Hotel. Ich drehte drei Runden um die Ortsmitte und konnte nicht ein einziges Hotel finden. Mit der Hilfe einer Einheimischen konnte ich dann die Gelateria Tuenne als Albergo Tuenno identifizieren.
Um 14.30 Uhr standen wir vor dem Hotel, wir konnten klingeln wie die Weltmeister, aber keiner öffnet die Tür. Zwei alte Männer saßen gegenüber auf einer Bank und je länger wir klingelten desto amüsierter waren die Herren. Als ich sie blöd anschaute, zeigte einer der Herren in Richtung der Nebentür, dem Eingang zur Eisdiele. Und tatsächlich durch die Eisdiele kam man ins Hotel und der Hoteleingang war scheinbar nur ein Dummy. Wir brachten die XTs noch in die Hotelgarage und beim Verlassen dieser fing es an zu regnen.
Da ich mittlerweile im einigen Saft schmorte, war angesagt die Motorradklamotten los zu werden und die Dusche aufzusuchen. Ein Abendessen im Hotel mit Rotwein schloss den Tag der Hitzeschlacht ab.
In Marokko habe ich auch Hitze bis 36 Grad beim Motorradfahren erlebt, aber dort war die Luftfeuchtigkeit niedrig und es war auszuhalten. Dieser Samstag fühlte sich bei dieser Schwüle doppelt so heiß an.