Ich sehe schon, bei uns allen ist das irgendwie ähnlich abgelaufen.
Mich hat auch irgend so ein Bakterium mit lebenslänglicher Abhängigkeit infiziert, schon als 12jährigen. Wenn ich dieses Miststück erwische!
Damals schoben wir
NSU Quickly Mopeds durch den Wald. Von Tuten und Blasen hatten wir keine Ahnung, aber davon ganz besonders viel.

Irgendwie sollte doch die Zündkerze funken, wenn sich der Kontakt schliesst, oder? Dass es genau andersrum richtig ist, erschloss sich mir damals noch nicht wirklich.
Und weil das einzige Werkzeug, das ich hatte, Vaters Rohrzange war, wurden damit die Kühlrippen am Zylinderkopf abgeschlagen

, weil man ja sonst nicht an die Muttern kam, die den Zylinderkopf auf den Stehbolzen festhielten (Mein Gott, was für ein Frevel!). Jetzt konnte man die Rohrzange an die Muttern ansetzen - Prima! Dass nach Abheben des Zylinderkopfs die Kopfdichtung hinüber war, störte nur am Rande.

Die wurde dann einfach durch Zeitungspapier ersetzt

. Leider war die Halbwertszeit dieser Art Dirchtung nicht so wirklich überzeugend. Aber das machte im Moment noch nichts - das wusste ich ja noch nicht, weil das Moped ja (noch) gar nicht lief...
In dieser Art ging es weiter. Bei Nacht und Nebel wurden vor der Haustüre in eisiger Kälte Bowdenzüge angefertigt (Schuppen oder gar Werkstatt - was ist das?). Eigentlich handelte es sich immer nur um den Gaszug, denn wie eine Bremse funktionierte, war zweitrangig. Und Geld hatte auch keiner, um Werkzeug oder Material zu kaufen. Einen Nobelpreis für den Erfinder der Rohrzange!
Einige
Quickly's,
DKW's und
NSU OSL's später (sowas lag zu dieser Zeit im Wald und auf den öffentlichen Schuttplätzen zwischen Autoreifen und Kühlschränken rum) kaufte mir Mutter ein
Mofa Hercules M5 mit Zweigang Handschaltung. Ein nagelneues Fahrzeug, an dem alles funktionierte! Ich war der König!
Aber das eingangs erwähnte Bakterium war mittlerweile mutiert und hatte den 4-Takt Bazillus nachgeschoben. Was eine Nockenwelle ist und dass dieses Ding nicht in willkürlicher Stellung eingebaut werden darf, lernte ich unter Schmerzen an einem 98ccm
NSU Fox Viertaktmotor. Da war der nachfolgende
Heinkel Tourist Roller fast schon Spielerei. Aber die Fox und der Heinkel waren die ersten Fahrzeuge, mit denen ich hochoffiziell und mit frischem 1er Führerschein unterwegs sein konnte.
Wenn da nur nicht immer dieser "Leistungswahn" gewesen wäre!

Irgendwie musste immer was stärkeres her! In der inzwischen vorhandenen Garage stand nie ein Auto - da hatte ich mich mit allem ausgebreitet, was zum Lebenserhalt eines Krades notwendig war. Und so wurden aus auf den Hund gekommenen Eisenhaufen wieder gut fahrbare Schätzchen aufgepäppelt:
Honda CB 500 Four, Kawasaki Mach III, BSA Victor (und einige andere, die aufgrund der konstanten Öllachen aus meinem Gedächtnis gerutscht sind

).
Mangels Automobil (wollte ich auch gar nicht) gurkelte ich dann lange Zeit mit einer
Honda Dax ST70 und einer
DKW RT 175 bei jeder Jahreszeit zur Lehrstelle. Thermokleidung? GoreTex? Fahreranzug? AllSeason-Gedingsbums? Gab's nicht und wäre auch unerschwinglich gewesen. Da wurden 2 lange Unterhosen angezogen, und die 3 Pullover unter der imitierten Kunstlederjacke gaben mir ein wahrhaft bodygestyltes Aussehen. Ob es wirklich geholfen hat? Ich weiss nicht - ich bin immer wie ein Eiszapfen und steckesteif angekommen.
Dann kam der Hammer: eine
Benelli Tornado 650 S. Geil, wenn der Zweizylinder die Luft in die offenen Ansaugtrichter gerüsselt hat, und der Motor seine Lebensfreude aus den halboffenen Lafranconis in's Freie schrie. Alles original und mit TÜV! Heute würde wohl jedem TÜV-Prüfer der Herzschrittmacher explodieren, und jeder Streifenpolizist würde die Frührente einreichen

.
Nach einer mehrjährigen Moped-Pause ging es nun für die nächsten 20.000 km auf einer
200er Vespa weiter. Bedingt durch finanzielle Schwäche (Nachholung des Abiturs auf dem 2. Bildungsweg) war einfach nicht mehr drin. Aber ich muss sagen: die Vespa hat richtig Spass gemacht! Letztlich schlug dann aber doch wieder der 4-Takt Bazillus zu: 10 Jahre lang trug mich die
BMW R 100 GS überall hin, mehr als 100.000 km weit.
Es folgten eine
BMW R 1150 GS (1 Jahr/20.000 km), dann eine
BMW R 1150 GS Adventure (warum können die das Ding nicht gleich so bauen?) für 50.000 km, und nun treibe ich die
Yamaha XT1200Z durch die Gegend. Das Biest ist richtig gut!
In diesem Sinne: Fröhliche Ostereier und so...
