XT1200Z-Forum

Ich möchte euch von meiner Motorrad-Tour durch das indische Rajasthan berichten.
Und ich möchte jedem der schon mal an solch eine Reise gedacht hat empfehlen: LOS JETZT!
Ein bischen Werbung möchte ich auch machen, nicht weil ich was daran verdiene, sondern es weil mir so gut gefallen hat.

Gebucht habe ich hier: Bikereisen.de
Veranstalter ist: wheelofindia.de

Die Tour ist für 18 Tage angesetzt, wir haben noch eine zusätzliche Nacht davorgehängt, um uns an Indien zu gewöhnen.
Das würde ich jedem so nahe legen, den sonst ist der Start stressig und ihr verpasst Delhi, denn dort wird planmäßig nichts besichtigt.
Einige Mitreisende bangten schon auf der letzten Tour, ob sie wohl pünktlich zum Flughafen kommen und sie haben von der letzten Nacht nicht mal das Abendessen mitbekommen. Wir haben die Nacht und das Frühstück genossen, noch eine Auto-Tour durch Delhi gemacht und uns nach dem Abschiedsessen zum Flughafen bringen lassen.

Die Reise enthält alle Hotels inklusive Halbpension, Mittags gibt einen Stop und bei Bedarf eine Kleinigkeit auf eigene Rechnung.
Auch enthalten ist der Guide, der Servicewagen (inklusive Mechaniker) und die meisten Eintrittskarten.
Der Servicewagen hat auch unsere Gepäck transportiert und wurde als Gruppen-Taxi eingesetzt.
Natürlich sind auch Leihmoppeds im Preis, in Indien sind das natürlich Enflieds.
Klar hätte ich mir auf einigen Strecken meine Tenere gewünscht, aber meine 660er.
Mit den 23PS der Enfields kommt mal gut aus, im vergleich zu den anderen ist man sogar großzügig motorisiert.

Die Hotels waren alle mit Bad,Klimanalage und Wifi, nicht so sauber wie aus Europa gewohnt, aber ok.
Manche Hotel sind ähnich den europäischen Geschäftshotels, andere sind eher 1001 Nacht.

Bevor ich einge Abschnitte im Detail beschreibe, hier erst mal die Übersicht:

Obwohl wir ja ein Motorradforum sind, beginnt die Reise im Auto.
(Den Flug zähle ich mal nicht zur Reise, denn da sind wir noch nicht als Gruppe unterwegs.)
Es beginnt also am Flughafen in New Delhi. Gelandet sind wir gegen 23:00 und gegen 1:00 kommen wir aus dem Flughafen.
Dort werden wir abgeholt und zum Hotel gebracht, gegen 2:00 erreichen wir das Hotel.
Weil wir ja die zusätzliche Nacht haben müssen wir nicht gleich um 8:00 ins Auto, sondern wir dürfen ausschlafen.
Nach dem Frühstück buchen wir uns ein Auto mit Fahrer und besichtigen den Süden von New Delhi.
Während des Abendessen im Hotel begegnen wir unserer ersten Mitreisenden.

Am nächsten Morgen treffen wir dann auf den mitreisenden Nummer 4.
Er ist zimlich müde, weil kaum geschlafen.
Eigentlich waren 6 Gäste geplant, aber ein Pärchen hat kurzfristig abgesagt.

Der erste Abschnitt geht mit dem Auto nach Jhunjuhunu. Ca 6 Stunden Autofahrt mit unserem Gepäck auf dem Dach.
(Bei jedem Schlagloch fragt man sich, ob wohl noch alles auf dem Dach ist.)
Für unseren müden Mitfahrer war es besonders entspannt, aber auch wir wären am ersten Tag mit dem Stadtverkehr in Delhi überfordert gewesen.
So kommen wir entspannt in Jhunjhunu im Hotel an.
Am nächsten Morgen finden wir unsere Enfields auf dem Hotelparkplatz: Nach einem Probesitzen geht es vormittags mit einem TucTuc in die Stadt: Dort werden wir uns im gewimmel der Gassen selbst überlassen.
Wir sind uns nicht sicher, ob die Inder oder wir mehr überrascht sind.
Auf jedenfall sind wir hier nicht auf üblichen Touristenpfaden.
Die Touristenpfade verlassen wir immer mal wieder, um näher am echten Indien zu sein.

Nachmittags geht es dann endlich richtig los, ich meine das Motorradfahren.
Wir machen eine 90km Rundreise, gleichzeitig eine Probefahrt für die Enfields und für uns.
Das Ganze wird auch gleich ein Ernstfall, denn nach nur 15km habe ich eine Schraube im Hinterradreifen.
Kaum stehe ich am Straßenrand kommt der Servicewagen mit Mechaniker, springt ans Mopped und tauscht mal schnell das Hinterrad.
Nach 10 Minuten mache ich mich auf den Weg die anderen einzuholen, die etwas voraus im Schatten gewartet haben.
Wir besichtigen einen alten Brunnen und einen Tempel: Dann geht in den nächsten Ort, ein traditionelles Haveli besichtigen (traditioneller Haustype auch Herberge)
Auf dem Rückwegs gehts nochmal durch eine Ortschaft. Wie man sieht ist neben der Straße gleich die Wüste, naja zumindest der Sand...
Das mit dem Linksfahren hat auch seine Ausnahmen, und Tiere in Tarnfarbe liegen auch gleich neben der Straße

Abends im Hotel springen wir in den Pool, um vor dem Abendessen festzustellen, dass kein Wasser aus der Dusche kommt...
Während wir also ungeduscht essen werden die Wassertanks auf dem Dach wieder aufgefüllt.

Nach dem Frühstück, meist Omlett mit Toast, geht es auf die erste Tagesetappe nach Bikaner.
Erst geht es wieder durch den Ort, dann kommen ca 30 km wunderschöne schmale Strassen mit gutem Asphalt, leichten Kurven und Bäumen an den Straßenrändern.
Aber dann ist Schluß mit Lustig: Die Piste besteht nur noch aus Schlaglöchern, eine Enflield wirft vor Schreck einen Blinker ab.
Mit rappelt es die Actioncam aus dem Gehäuse.
Glücklich drei Schlaglöcher umfahren zu haben, überrascht einen das Vierte.
Die Enfields schlagen immer wieder voll durch und ich frage mich, ob das mit der Tenere besser gehen würde und ob ich es ihr antuhen würde.
Obwohl wir in einer Wüstenregion sind gibt es hier teilweise zu viel Wasser. Nachmittags erreichen wir unser Hotel in Bikaner, Type 1001 Nacht.
Meine Frau und ich teilen uns das alte Herrschaftszimmer, eigentlich eine Suite mit Terrasse.
Vom Hoteldach blicken wir auf das Fort, also die alte Festung, die hier noch von der Königsfamilie bewohnt ist. Mit solchen touristischen Fotos werde ich mich eher zurückhalten, die gibts es ja zur Genüge im Internet.
Ich will mich mehr auf Motorradfahren und die Strecke fokusieren.

Der nächste Abschnitt nach Jaisalmer ist der längste der Tour, 330km durch die Wüste. In gewisser Weise ist das ein typisches Bild.
Die Straße ist gerade, führt durch freie Landschaften und der Fahrbahnbelag ist recht glatt.
Es gibt immer mal wieder Mautstationen, an denen Motorräder einfach links vorbeifahren dürfen.
So sind 80% der Tour, der Rest ist ganz anders.
Auch auf dieser Strecke gab es alle paar Kilometer eine Baustelle.
Dann ging es einige hundert Meter neben der Straße her, mal durch Sand, der auch schon mal weich und tief ist, mal durch Schotter,
auch der ist teilweise lose und tief, oft durch tausende Schlaglöcher. Gleichzeitig sind die Verkehrsregel in einer Baustelle vollig aufgehoben. Ein LKW oder Eselkarren kommt einem entgegen (vielleicht weil er gerade überholt oder am Schlagloch vorbei fährt) oder steht mitten auf der Spur. Wer mal stecken bleibt wird rechts und links überholt und natürlich angehupt. Aber gehupt wird ja sowieso immer, wenn man überholen will, oder nicht überholt werden will, wenn freundliche Leute sieht oder sich nicht ausreichend beachtet fühlt, also eigentlich immer. (Auf einen Blinker kann man verzichten, der wird sowieso nicht benutzt, aber ohne Hupe geht nix.) Die Ortsdurchfahrten sind oft eng, wenn sich zwei LKW begegnen fahren wir irgendwie vorbei, mal zwischen den LKW mal links durch den Sand.
Bevor es soch richtig heiß wir erreichen wie Jaiselmer, die goldene Wüstenstadt.
Wir sind damit am westlichten Punkt der Tour, schon nahe der parkistanischen Grenze.
Unser Hotel ist ein Palast, den wir mit der Familie des Maharadschas teilen.
Hier bleiben wir zwei Nächte, sodass wir einen Tag zur Besichtigung haben.

Das Fort oberhalb der Stadt bildet ein eigenes Stadtteil.
Wie üblich wird in jeder Gasse auch Motorrad gefahren.
Übrigens auch in überdachten Märkten, sozusagen alles ein Drive in.

Weiter geht es nach Jodhpur, der blauen Stadt.
Mit knapp 300km wieder eine längere Strecke.
An die Kühe in den Städten sich wir inzwischen gewöht, aber die Kühe halten sich nicht an Stadtgrenzen.
Einige Strecken sind sogar autobahnmäßig ausgebaut.

Der Stadtverkehr wird schon recht eng und unübersichtlich.
Wir bleiben zwei Nächte in Jodhpur, besichtigen das Meherangarh-Forts und geben viel Geld beim shopping aus.

Der Abschnitt nach Ranakpur ist mit 180km wieder kürzer.
Wir dürfen also später also 9:00 Uhr frühstücken.

Es gibt wieder Schlaglöcher, gut das das Frühstück nicht so üppig war. Wir kommen durch größere Orte. Dann ändert sich die Landschaft, es wird grün und bergig.
Wir beziehen das Hotel und nach einer Pause geht es mit dem Servicewagen zu einem Jain-Tempel. Der Tempel liegt richtig in einem Dschungel.
Man bekommt eine Vorstellung des südlichen Indiens.

Schöner Bericht. Mich zieht es nächstes Jahr auch in die Nähe. Ich fahre von Delhi nach Bhutan, dann quer durch Bhutan und wieder zurück nach Indien. Alles sehr gebirgslastig. Motorrad wie bei dir: Royal Enfield Bullet 500.

Der nächste Abschnitt beginnt mit einer der schönsten Strecken durch bewaldete Berglandschaften.
Immer wieder kommen wir an Büffel betrieben Wasserräder/Brunnen vorbei, viel Zuckerrohr und Früchte werden hier angebaut. Der Bus läßt uns schnell vorbei. Und auch im Gebirge gibt es Kühe. Der zweite Teil der 160km Strecke ist wieder eine Schnellstraße, aber diesmal mit Bergen neben der Strecke.
Wir erreichen Udaipur, eine größere Stadt an einem künstlichen See, den 007-Fans vielleicht aus Octopussy bekannt.

Wir bleiben zwei Tage in Udaipur.
Das Hotel hat ein interessantes Konzept.
Die Zimmer mit Blick auf den See sind luxeriöse Doppelzimmer, die hat unsere Reisegruppe belegt.
Die Zimmer ohne Aussicht sind Hostelzimmer für 8 Personen mit Doppelstockbetten.
Oben auf dem Hoteldach ist wieder das Restaurant, dort begegnet wir dann auch den Backpackern.

Am zweiten Tag machen wir einen Stadtbummel.
Die Einkaufsstrasse ist für das Diwali-Festival geschmückt und sogar für Zweiräder gesperrt.
Diwali ist das Neujahrsfest der Hindi. Wir finden unterwegs ein Bikercafe mit Drive-In.
Die Deko dreht sich um KTM, Triumpf, Enflield und Harley (Yamaha und BWM kommt nicht vor.) Wir fahren mit einer Seilbahn auf den Berg und genießen die Aussicht.
Ein Nebenbecken des Sees mit dem Herrschaftspalast im Hintergrund zeigt die romantische Abendstimmung.

Es geht wieder weiter, nach Bundi.
Wieder eine lange Strecke 270km, die ersten 220km sind problemlos.
Doch als wir die Hauptstrassen verlassen wird die Landschaft schöner und die Straße schlechter.
Es gibt so viele Schlaglöcher, dass wir das Ausweichen aufgeben, auch weil wir die Augen nicht von dem schönen See neben der Strasse lassen können.
Das fordert seinen Tribut, einem Mitfahrer bricht die GoPro ab, die Halterung ist komplett durchgebrochen.
Die Kamera konnten wir retten, aber mangels Erstatzhalterung gab es ab da keine Video-Aufzeichnung mehr. Ein typisches Indienfoto habe ich dann doch, ein Bild wie man es wirklich oft sieht.
Manschmal auch mit 5 Personen, oder meterhohen Lasten. Bundi ist noch ein Geheimtip auf der Touristen-Route, das merkt man auch auf der Strecke. Eigentlich ist Bundi ein kleines etwas runtergekommenes Städtchen, dass das typische Leben der Inder zeigt.
Obwohl Bundi schon immer eher unbedeutend war, hat es ein riesieges Fort und einen gigantischen Palast.
Der Garh Palace läßt seinen Reichtum nur noch erahnen, Teile des Palast sind wegen Einsturzgefahr gesperrt, trotzdem ist er beeindruckend.
Erst kommen wir durch das untere Tor, dann geht es zu Fuß den Berg hinauf, oben ein prächtiges Tor, dann ein großer offener Hof mit schattigen Balkonen und Logias und eine Durchgang zum nächsten Hof. Es geht mit jedem Hof aufwärts, dann im vierten Hof hat meinen einen Blick nach oben, und sieht das der größte Teil des Palasts noch oberhalb liegt. Wir sind erst in den Gästepalästen...
Das ist das Bild eines Palasts aus 1001 Nacht.

Unsere Unterkunft ist in einem voll restaurierten Haveli, wir haben einen Erker mit Fensterbank in Zimmer, also richtig mit einer Liegefläche im Erker.

Weiter geht's, nach Ranthambore, einer der Nationalparks, und zwar der mit den Tiegern..
Es sind nur 130km, die erstmal parallel zur Bergkette führen und uns einen tollen Anblick bieten.

Der ganze Tag könnten dem Thema "wilde Tiere" zugeordnet werden.
Die Tiere werden immer wilder, erst sind es Ziegen: dann Kamele: und am Ende ist es wirklich ein Tieger.
Beruhigender Weise begegnen wir dem Tieger nicht auf den Enfields am Straßenrand,
sondern in einem Jeep im Nationalpark. Und wir sind dort nicht allein: Die Peise für den Jeep-Ausflug schwanken sehr stark.
Uns kostet der Ausflug um 200,- Euro für den Jeep. Wir haben mit Diwali einen der teuersten Termine erwischt.
Das wir so eine kleine Gruppe sind ist diesmal von Nachteil.
Der Jepp quält sich schon zimlich durch das Gelände.
Ich stelle mir die Frage, ob ich da wohl mit einer Tenere durchkäme, vielleicht mit der 660er, mit der 1200 garantiert nicht.
Ein Sturz dort kann doppelt tödlich sein...(Ja gut, man sirbt nur einmal...)