Blowin' in the wind - Schottland 2016
Verfasst: Fr 12. Aug 2016, 14:17
Hallo zusammen,
bin gerade fast wieder zurück von meiner Schottland-Tour. War "interessant" - im Nachhinein und objektiv gesehen, wäre der Urlaub mit dem Auto vielleicht besser gewesen. Das hätte ich aber nicht übers Herz gebracht, die
so lange stehen zu lassen.
Habe am Samstag, 23.7. noch gepackt, klar Schiff gemacht und die erste Etappe bei meinen Eltern in Hohenlohe gemacht. Am Sonntag dann Autobahn bis Calais (750 km) und dort auf den Campingplatz. Montagmorgen per Fähre nach Dover (Eurotunnel wäre in jeder Hinsicht geschickter gewesen und hätte bei der zeitfressenden An- und Abreise je eine Stunde gespart, aber das flexible Rückfahrticket fand ich im Vergleich zur P&O-Fähre übermäßig teuer. Außerdem mag ich Fähren.) Dann über die A1/M1bis zur schottischen Grenze bei Abington (Karte "01"). Ein Hoch auf den Tempomaten und die schalldämpfenden In-Ear-Kopfhörer für Musikbeschallung, die ich mir vor dem Urlaub noch gekauft hatte.
Eigentlich wollte ich zunächst auf die Isle of Islay (sprich: "Eila") und u.a. die Laphroaig-Destillery anschauen. Also auf die Kintyre-Halbinsel, wo von Kennacraig (Karte "02") aus die Islay-Fähre fährt. Oder eben nicht wie in meinem Fall, weil eines von zwei Booten ausgefallen war und nur noch mühselig und mit großen Verzögerungen die Leute mit langfristigen Reservierungen transportiert wurden. Habe mir dann wenigstens im verschlafenen Hafenstädtchen Tarbert ein Mittel gegen die fiesen schottischen Midges gekauft, das später aber nur ein Mal zum Einsatz kommen sollte.
Also bin ich nach Oban (Karte "03"), wo ich fälschlicherweise einen schönen Campingplatz aus meinen Erinnerungen gekramt hatte. Der in Oban ist allerdings nicht so doll (Lage, Aussicht, sanitäre Anlagen
- ich hatte den mit dem schön gelegenen Platz südlich von Mallaig verwechselt). Aber in Oban war es schon spät, und ein starker Nieselregen hatte eingesetzt, Weiterfahren wäre die noch ungemütlichere Option gewesen. Also im Regen das Zelt aufbauen und mit dem klatschnassen Krempel rein. Am nächsten Tag blieb es kalt und regnerisch. Von der bisherigen Anreiserei ausgelaugt und von dem ernüchternden Urlaubsstart demoralisiert, habe ich einen Faulenzertag im Zelt eingelegt. Tee trinken, Lesen - ich freue mich über mein eigentlich zu großes Zelt, in dem ich im Vorzelt im Klappstuhl sitzen kann.
Am nächsten Tag sieht es schon etwas freundlicher aus, also zusammengepackt und über Fort William, Eilean Donan Castle auf die Applecross-Halbinsel (Karte "04") - die wohl bekannteste Motorradstrecke Schottlands. Schöne Aussicht von der Passhöhe - und lustig, wie einige britische Biker um die zwei vielleicht einzigen Spitzkehren ihrer Inseln (?) herumfüßeln.
Abends dann auf den Campingplatz Gairloch Sands (nicht der im Ort, sondern westlich davon in den Dünen, Karte "05"). Hier kriege ich einen schönen Platz mit Blick auf den Strand. Am Horizont die Isle of Skye und bei guter Sicht sieht man im Atlantik die Äußeren Hebriden. Hier vor dem Zelt sitzen und mit dem Fernglas die Basstölpel bei ihren Sturztauch-Manövern beobachten, das hat was. Im Hafen versuche ich mich beim Angeln - außer ein paar kleinen Makrelen hier soll das aber den ganzen Urlaub über erfolglos bleiben. Die erste davon spendiere ich der örtlichen Kegelrobbe im Hafen, die von den Ausflugsbooten und von den Fischern gefüttert wird und entsprechend zutraulich ist. Hier, nördlich der Isle of Skye, fängt der für mich interessante Teil Schottlands eigentlich erst an. Eben, weil die Natur rauer wird, die Straßen und Ortschaften kleiner und der Verkehr und die Menschenmassen abnehmen (die Einsamkeit, die ich von früheren Touren kenne, findet man jetzt aber immer schwieriger).
Nach drei Tagen in Gairloch geht es mit einem Zwischenstopp für Fish & Chips in Ullapool weiter nach Durness (Karte "06"). Der Campingplatz liegt auf den Klippen oberhalb eines schön zerklüfteten Strandes mit wilden Atlantikwellen.
Jetzt spielt das Wetter auch richtig mit und präsentiert zwei Sonnentage. Ein unbeschreibliches Gefühl, gerade wenn man auch das Mistwetter vorher durchgemacht hat. Eine Wanderung auf die Halbinsel Faraid Head zeigt wunderschöne Dünenlandschaften und von Steilküsten umgebene Strandbuchten.
Ein weiterer Ausflug führt nach Cape Wrath, die schwer zugängliche Nordwestspitze Schottlands. Man setzt mit einem kleinen Boot über (Fußgänger bzw. max. Fahrradmitnahme) und rumpelt dann eine Stunde lang über ein total heruntergekommenes Leuchtturm-Zufahrtssträßchen durch gottverlassene Highland-Landschaften. Ein Großteil des Kaps gehört dem Militär und wird für Bomben- und Artillerieübungen benutzt. Dann fahren die Busse natürlich nicht. Am Kap erlebt man eindrucksvolle Steilklippen, totale Abgeschiedenheit und die auf dem Meer vorbeiziehenden Tanker und Containerschiffe.
Abends im gemütlichen Pub neben dem Campingplatz schmeckt ein leckeres Tennent's Lager. Beim Zusammenpacken in Durness lässt der Wind bei Sonnenschein nach, sodass eine sehr überschaubare Zahl von Midges anfängt zu nerven. Das gekaufte Mittelchen ("Pyramid Trek") verjagt die Viecher aber tatsächlich gut.
Fortsetzung noch weiter im Norden und mit windigen Geschichten folgt...
Viele Grüße
Christoph
bin gerade fast wieder zurück von meiner Schottland-Tour. War "interessant" - im Nachhinein und objektiv gesehen, wäre der Urlaub mit dem Auto vielleicht besser gewesen. Das hätte ich aber nicht übers Herz gebracht, die

Habe am Samstag, 23.7. noch gepackt, klar Schiff gemacht und die erste Etappe bei meinen Eltern in Hohenlohe gemacht. Am Sonntag dann Autobahn bis Calais (750 km) und dort auf den Campingplatz. Montagmorgen per Fähre nach Dover (Eurotunnel wäre in jeder Hinsicht geschickter gewesen und hätte bei der zeitfressenden An- und Abreise je eine Stunde gespart, aber das flexible Rückfahrticket fand ich im Vergleich zur P&O-Fähre übermäßig teuer. Außerdem mag ich Fähren.) Dann über die A1/M1bis zur schottischen Grenze bei Abington (Karte "01"). Ein Hoch auf den Tempomaten und die schalldämpfenden In-Ear-Kopfhörer für Musikbeschallung, die ich mir vor dem Urlaub noch gekauft hatte.
Eigentlich wollte ich zunächst auf die Isle of Islay (sprich: "Eila") und u.a. die Laphroaig-Destillery anschauen. Also auf die Kintyre-Halbinsel, wo von Kennacraig (Karte "02") aus die Islay-Fähre fährt. Oder eben nicht wie in meinem Fall, weil eines von zwei Booten ausgefallen war und nur noch mühselig und mit großen Verzögerungen die Leute mit langfristigen Reservierungen transportiert wurden. Habe mir dann wenigstens im verschlafenen Hafenstädtchen Tarbert ein Mittel gegen die fiesen schottischen Midges gekauft, das später aber nur ein Mal zum Einsatz kommen sollte.
Also bin ich nach Oban (Karte "03"), wo ich fälschlicherweise einen schönen Campingplatz aus meinen Erinnerungen gekramt hatte. Der in Oban ist allerdings nicht so doll (Lage, Aussicht, sanitäre Anlagen

Am nächsten Tag sieht es schon etwas freundlicher aus, also zusammengepackt und über Fort William, Eilean Donan Castle auf die Applecross-Halbinsel (Karte "04") - die wohl bekannteste Motorradstrecke Schottlands. Schöne Aussicht von der Passhöhe - und lustig, wie einige britische Biker um die zwei vielleicht einzigen Spitzkehren ihrer Inseln (?) herumfüßeln.
Abends dann auf den Campingplatz Gairloch Sands (nicht der im Ort, sondern westlich davon in den Dünen, Karte "05"). Hier kriege ich einen schönen Platz mit Blick auf den Strand. Am Horizont die Isle of Skye und bei guter Sicht sieht man im Atlantik die Äußeren Hebriden. Hier vor dem Zelt sitzen und mit dem Fernglas die Basstölpel bei ihren Sturztauch-Manövern beobachten, das hat was. Im Hafen versuche ich mich beim Angeln - außer ein paar kleinen Makrelen hier soll das aber den ganzen Urlaub über erfolglos bleiben. Die erste davon spendiere ich der örtlichen Kegelrobbe im Hafen, die von den Ausflugsbooten und von den Fischern gefüttert wird und entsprechend zutraulich ist. Hier, nördlich der Isle of Skye, fängt der für mich interessante Teil Schottlands eigentlich erst an. Eben, weil die Natur rauer wird, die Straßen und Ortschaften kleiner und der Verkehr und die Menschenmassen abnehmen (die Einsamkeit, die ich von früheren Touren kenne, findet man jetzt aber immer schwieriger).
Nach drei Tagen in Gairloch geht es mit einem Zwischenstopp für Fish & Chips in Ullapool weiter nach Durness (Karte "06"). Der Campingplatz liegt auf den Klippen oberhalb eines schön zerklüfteten Strandes mit wilden Atlantikwellen.
Jetzt spielt das Wetter auch richtig mit und präsentiert zwei Sonnentage. Ein unbeschreibliches Gefühl, gerade wenn man auch das Mistwetter vorher durchgemacht hat. Eine Wanderung auf die Halbinsel Faraid Head zeigt wunderschöne Dünenlandschaften und von Steilküsten umgebene Strandbuchten.
Ein weiterer Ausflug führt nach Cape Wrath, die schwer zugängliche Nordwestspitze Schottlands. Man setzt mit einem kleinen Boot über (Fußgänger bzw. max. Fahrradmitnahme) und rumpelt dann eine Stunde lang über ein total heruntergekommenes Leuchtturm-Zufahrtssträßchen durch gottverlassene Highland-Landschaften. Ein Großteil des Kaps gehört dem Militär und wird für Bomben- und Artillerieübungen benutzt. Dann fahren die Busse natürlich nicht. Am Kap erlebt man eindrucksvolle Steilklippen, totale Abgeschiedenheit und die auf dem Meer vorbeiziehenden Tanker und Containerschiffe.
Abends im gemütlichen Pub neben dem Campingplatz schmeckt ein leckeres Tennent's Lager. Beim Zusammenpacken in Durness lässt der Wind bei Sonnenschein nach, sodass eine sehr überschaubare Zahl von Midges anfängt zu nerven. Das gekaufte Mittelchen ("Pyramid Trek") verjagt die Viecher aber tatsächlich gut.
Fortsetzung noch weiter im Norden und mit windigen Geschichten folgt...
Viele Grüße
Christoph