Roads to Siberia

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DrWolle
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Tag 57

Beitrag von DrWolle »

Tag 57 – 25. Juli
25. Juli. Weiter geht’s, auf nach Dharkhan, der letzten Station in der Mongolei. Allerdings wollen wir noch ein buddhistisches Kloster besuchen, was gut 30 km abseits der Straße liegt.
Doch zunächst gibt es Frühstück. Es gibt Milchreis, etwas Brot und heißes Wasser, das ein bisschen nach Tee schmeckt. Dann bietet uns der Hausherr eine Art Instant Kaffee an, was uns dazu bringt, unseren Mac-Kaffee zu holen, der dann von Allen mit Freude angenommen wird.
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Dann will Thom bezahlen, fällt aber aus allen Wolken, weil wir deutlich mehr bezahlen sollen als gestern angekündigt. Zähneknirschend wird bezahlt und wir machen uns dann fertig. In Erdenet tanken wir dann und suchen einen Supermarkt auf, weil wir unsere Vorräte auffrischen wollen. Zum Glück gabs da auch ein paar kleine Stände mit Essen, was wir dann auch ausnutzten und ein richtiges Frühstück zu uns nahmen.
Und weil wir mal wieder sowas wie eine kleine Sensation sind, darf natürlich das obligate Erinnerungsfoto nicht fehlen.
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Leider haben Klaus und ich uns wieder verpasst, er hat in Erdenet ein Hotel genommen, während wir im Camp waren. Ist schon manchmal verrückt.
Dann geht es weiter Richtung Kloster. Die Piste dorthin ist mal wieder richtig offroad, allerdings sind Thom und ich irgendwie unkonzentriert, so geht es bei uns relativ langsam voran, während John mit gutem Speed voraus fährt. Am Kloster parken wir die Moppeds und gehen rein. Ein wirklich prachtvolles Kloster, besonders die Malereien und Götterfiguren machen richtig Eindruck. Im Hauptgebäude dürfen wir als Ausländer Eintritt abdrücken, was ich als okay empfinde. Ein paar junge Mönche oder wie soll ich sagen, Mönchslehrlinge drücken sich herum und passen wohl auf uns Touristen auf.
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Wieder zurück bei den Moppeds kommt uns eine Touristengruppe entgegen, die uns gute Fahrt wünschen. Wieder auf den Moppeds geht es zurück zur Hauptstraße, diesmal sind Thom und ich gut drauf und wir geben ordentlich Gas und fliegen über die Piste :-)
Diesmal bleibt John deutlich hinter uns. Dann geht es auf der Hauptstraße weiter Richtung Dharkhan, unserem Tagesziel. Es sind noch ein paar kleinere Pässe zu queren, wo wir feststellen, dass die Mongolen zwar auf den Pisten wie die Henker unterwegs sind, aber Asphalt, Passstraßen und Kurven nicht wirklich fahren können. Wie dem auch sei, wir erreichen unser Ziel, was sich als große und erste Industriestadt entpuppt, die wir in der Mongolei sehen.
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Schnell finden wir ein Hotel und genießen eine heiße Dusche. Danach gehen wir erst einmal auf Restaurant Suche, entscheiden uns dann aber doch für das Hotelrestaurant, weil keine Alternative in fußläufiger Entfernung zu finden ist. Nach dem lecker Essen geht’s dann gegen Elf zu Bett.
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
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DrWolle
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Tag 58

Beitrag von DrWolle »

Tag 58 – 26. Juli
26. Juli. Heute ist vorerst unser letzter Tag in der Mongolei. Wie gewohnt geht es nach Frühstück und Tanken wieder auf die Straße, Richtung Russland.
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Die Landschaft der Mongolei verändert sich jetzt stark, man merkt dass wir uns der sibirischen Taiga nähern, erste Wälder tauchen auf, teils Nadelbäume, teils Birken. Es bleibt hügelig, was aber auch in der Taiga üblich ist. Dann erreichen wir die mongolisch russische Grenze. Der Grenzposten liegt mitten in der Stadt Kyahta und ist im ersten Moment ziemlich unübersichtlich. Irgendwie haben wir gar keine Fotos gemacht, anscheinend hatten wir das ziemlich eilig :-)
Wie immer mit den Motorrädern geht es ganz nach vorne in der Schlange. Wir werden sogar gleich durch das Grenztor gewunken. Dann ist allerdings erst einmal Schluss mit dem vorankommen. Erst muss halt die übliche Ausreiseprozedur erledigt werden. Nach einigen Stempeln geht es dann weiter zum russischen Übergang. Hier müssen wir uns in die Warteschlange einreihen, weil kein Platz zum durchschlängeln mit den Moppeds ist.
Ist aber nicht schlimm, wir lernen eine nette, gut Englisch sprechende Mongolin kennen und die Unterhaltung verkürzt die Wartezeit doch erheblich. Noch schnell den Zollzettel zum Ausfüllen geholt und dann sind wir dran. Eine Zöllnerin will noch Thoms Gepäck sehen und verzichtet dann auf weitere Einblicke in unser Gepäck. Dann geht es ins Büro, wo diesmal ein Zolldrachen sitzt, ich soll einige Papiere unterschreiben und gerate dabei in die falsche Spalte, da faucht der Drachen NJET und reißt mir das Papier aus der Hand. Um nicht im Drachenfeuer verbrannt zu werden gucke ich ganz zerknirscht und schuldbewusst, das reicht anscheinend aus, um den Drachen zu besänftigen.
Dann ist es geschafft, wir sind endlich wieder in Russland und nun in Richtung BAM unterwegs. Auf dem Weg nach Ulan Ude, unserem Tagesziel wird es noch einmal ein bisschen kritisch. Wir haben nicht bedacht, dass hier die Tankstellen nicht so häufig sind wie weiter westlich in Russland. Thom geht nämlich langsam der Sprit aus... Eine in der Karte eingezeichnete Tankstelle erweist sich als aufgegeben und bis zur nächsten sind es noch 60 km, es bleibt uns nichts anderes als weiter zu fahren. Wir kommen fast bis zur Tankstelle, als Thoms KTM den letzten Tropfen Sprit verbrannt hat. Doch Thom hat noch einen halben Liter in Reserve, damit klappt es dann auch bis zur Tanke. Volltanken, im Kaffee einen Snack und Getränke zu uns nehmen, dann geht es weiter nach Ulan Ude, wo wir am späten Nachmittag ankommen. Wir quartieren uns im Baikal Plaza ein, einem 4 Sterne Hotel und das beste Haus am Platz, trotzdem relativ preiswert weil kein Fahrstuhl.
Nach der obligatorischen Dusche gehen wir auf Tour, erst einmal die Bilder mit dem riesigen Leninkopf machen, dann etwas für die Augen tun, oder wie John sagt „looking for long legs“ ;-)
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Da wir natürlich Hunger und Durst haben suchen wir ein Restaurant und landen letztlich im Churchill Pub, irgendwie ein Widerspruch in sich, gerade in der Stadt mit dem größten Lenindenkmal einen Pub nach dem ollen Kommunistenhasser Churchill zu benennen.
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Aber egal, die Einrichtung ist klassisch und das Essen wirklich gut und es tut gut, mal wieder eher europäisch zu speisen nach der Zeit in der Mongolei. Das Bier schmeckt auch hervorragend und es gibt sogar ein bisschen Livemusik.
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So gegen Elf geht es dann zurück ins Hotel und ins Bett, Morgen geht’s dann nach Irkutsk. Allerdings wird es nichts mit dem sofort einschlafen, es gibt noch ein Feuerwerk zu bestaunen.
Gruß Wolle
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DrWolle
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Tag 59

Beitrag von DrWolle »

Tag 59 – 27. Juli
27. Juli. Nach einem wirklich guten Frühstück im Baikal Plaza machen wir uns auf den Weg nach Irkutsk, auf dem transsibirischen Highway immer entlang der Transsib und zunächst der Selenga, einem der Zuflüsse vom Baikalsee. Allerdings habe ich nicht so viel vom Frühstück, das gestrige opulente Mahl war wohl nicht so gut für meinen vom mongolischen Essen malträtierten Magen. Mir ist nicht wirklich schlecht, aber gut geht es mir auch nicht...
Die Straße ist in gutem Zustand und zum ersten Mal seit langem müssen wir uns viel stärker als gewohnt auf den Verkehr konzentrieren... Aber auch das gelingt uns problemlos!
Ein paar Abschnitte der Straße werden gerade erneuert, daher geht es immer wieder mal ein Stück auf den geschotterten Umgehungen entlang. An einer Baustelle ist ein langer Stau, also schlängeln wir uns dran vorbei und kommen soweit gut voran, auch wenn wir einmal ein bisschen auf John warten müssen, der mit einem Dickschiff doch nicht alle Lücken ausnutzen kann wie wir.
Dann wieder ein Stau, diesmal hat es mitten an eine Baustelle einen kleinen Unfall mit Blechschaden gegeben, mit den für den dichten Verkehr fatalen Folgen. So ungefähr 5 Kilometer müssen wir uns durchschlängeln, um am Stau vorbei zu kommen.
Später machen wir an einer Tankstelle eine kurze Rast. Auch damit John seinen Hintern trocken legen kann, ihm ist nämlich der Schlauch vom Camel-Back abgerutscht.
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Danach wird weiter Richtung Irkutsk gefahren. Als wir uns dem Baikalsee nähern wird es plötzlich kühl weil vom See her eine frische Brise weht.
Der See ist wohl doch eher ein Meer was den Einfluss auf das örtliche Klima betrifft.
So oder so, soweit wir den See überblicken können hat das schon was, dazu führt die Straße an einer Steilküste entlang, was fahrerisch an die Corniche erinnert ;-) Am Nachmittag erreichen wir dann die Passstraße vor Irkutsk, komplett neue Trassenführung und frischer Asphalt. Das lässt dann doch das Bikerherz höher schlagen und wir sind dann auch ziemlich zügig bei der Sache und genießen den Kurvenswing und John kann endlich mal seinen 125 Pferdchen die Sporen geben und der Beemer frisst sich durch die Kurven. Außerdem wird es wieder wärmer, was auf dem Pass angenehm ist, aber als wir in Irkutsk einfahren weniger schön ist, wir haben nämlich Feierabendverkehr... und das bei gut 30°.
Das von uns angepeilte Hotel Angara ist leider ausgebucht, doch wir finden in der Nähe ein schönes und zum Glück deutlich kleineres Hotel. Vor allem Thom ist begeistert, entspricht doch die Rezeptionisten seinem Beuteschema:-)
Ich falle ziemlich platt ins Bett und John und Thom werfen einen Blick ins Irkutsker Nachtleben.
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Gruß Wolle
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Tag 60

Beitrag von DrWolle »

Tag 60 - 28. Juli
28. Juli. Heute sollen unsere Ladies neue Schuhe bekommen, sprich für die BAM ein paar grobe Stollen. THom und ich haben uns für hinten den Michelin Desert Race und für vorne den T63 ausgesucht, John wird seine mitgebrachten TKC 80 aufziehen.
Doch erst einmal wird gefrühstückt. Leider wird das Vergnügen durch die unglaublich ekligen Tischsitten einiger Chinesen getrübt... Schon merkwürdig das, wo wir doch in deren Augen die Barbaren sind. Schon in der Pamir-Lodge fielen uns ein paar Chinesen negativ auf, weil sie Alles ohne zu Fragen angrabbeln und daran rumspielen. Dazu ständig das Gespucke und überhaupt.
Nun denn, wir haben das Beste draus gemacht.
Nach dem Frühstück sind wir erst einmal zum Shop gefahren, wo unsere Reifen lagern sollen. Wir hatten dort 3 Shops zur Auswahl und nach kurzem umherirren haben wir den richtigen Shop ausgemacht. Unsere Reifen waren dort, soweit so gut, nur aufziehen ging dort nicht, weil eben nur ein Shop. Bezahlen war auch etwas kompliziert, weil trotz Werbung für Visa und Mastercard wollte er Bargeld haben. Also noch schnell einen Bankomat suchen und plündern ;-)
Danach die Reifen aufs Mopped packen und los geht zur Shinomontasch. Dort brauchten wir nur 10 Minuten warten und schon gings los. Die Jungs dort wussten genau was zu tun ist, daher konnten wir ganz entspannt dem Betrieb zusehen.
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Bei Thom waren ein paar Speichen locker, was schnell geändert wurde, dazu dann in der Felgenmitte noch etwas Panzertape zum Schutz des Schlauches und Ruckzuck waren die Reifen montiert.
Während ich warten musste habe ich ein bisschen am Mopped geschraubt und ein paar Kleinigkeiten gefixed. Als ich dann starten wollte ging nichts mehr, sprich keine Zündung. Ein kurzer Check zeigte auf, dass die Kabel am Zündschloss abvibriert waren. An sich kein Problem, nur waren die Kabel zu kurz, um sie wieder am Zündschloss anzubringen, also kurz überlegt und dann den Schalter vom LED-Fluter missbraucht als Zündschalter. Zum Glück waren es nur zwei Kabel, insofern Alles gut.
Dann ging es zurück zum Hotel und das erfreuliche war, dass sich die neuen Reifen vom ersten Meter an richtig gut anfühlten. Anscheinend haben wir die richtige Wahl getroffen! Dann haben wir noch ein paar weitere Kleinigkeiten an den Bikes erledigt, bevor es dann nach einer Dusche in ein Restaurant ging.
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Da es mir wieder einigermaßen gut ging habe ich das Essen und das Bier sowie die Aussicht auf ein paar wirklich nette Legs genossen :-)
Nach dem Essen gings zurück ins Hotel, wo ich dann den Blog ein bisschen aktualisiert habe und dann war es auch schon wieder Zeit für das Bett.
Hier noch ein bisschen Kultur:
Das Wappentier von Irkutsk
Das Wappentier von Irkutsk
Blick auf die Angara
Blick auf die Angara
Ein berühmter russischer Schauspieler
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Tag 61

Beitrag von DrWolle »

Tag 61 - 29. Juli
29. Juli. Den heutigen Tag wollen wir als zusätzlichen Ruhetag genießen und uns ein bisschen in Irkutsk umsehen. Nach dem unangenehmen Schauspiel der Chinesen beim Frühstück machen John und ich uns auf dem Weg zum Hotel Angara, weil dort ein Friseur ist. Wir brauchen dringend ein bisschen Pflege rund um Bart und Haar. Die Chefin dort ist echt eine Augenweide und auch vom Alter endlich einmal passend :-) Wir unterhalten uns ein wenig mit ihr, wobei sie sich recht angetan zeigt von unsere Reise. Anschließend geht’s dann mit Thom auf Sightseeing-Tour. Wir nehmen die Straßenbahn, die für unsere Verhältnisse zwar alt und schäbig, dafür aber spottbillig ist. Nach 3 Stationen steigen wir aus und flanieren eine Straße voller Cafés und Shops entlang.
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Nachdem wir einmal durch sind entscheiden wir uns für ein Restaurant, immerhin ist es schon wieder früher Nachmittag. Wir bekommen einen Platz mit guter Sicht auf die Nachbartische und die Straße, so können wir unsere Blicke schweifen lassen und genießen den Anblick, den uns das örtliche „Stöckelwild“ bietet! Und die Mädels sind wirklich knackig, allerdings meist viel zu jung für erwachsene Männer!
Nach dem leckeren Essen geht’s zu Fuß runter zur Angara und danach zurück zum Hotel. Da es ziemlich warm ist fällt der Stadtrundgang kürzer aus, aber egal, das ändert nichts am Fazit, dass Irkutsk eine interessante Stadt ist.
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Noch ein bisschen hin legen und dann in aller Ruhe das Abendesssen genießen, den Blog updaten und danach wird’s auch schon wieder Zeit, weil Morgen soll es dann wieder auf die Piste gehen.
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Tag 62

Beitrag von DrWolle »

Tag 62 - 30. Juli
30. Juli. Langsam wird es ernst, wir nähern uns der BAM, zwar über einen Umweg in Richtung Olchon, aber Richtung Norden passt schon!
Doch zunächst gilt es zum letzten Mal die ekligen Tischmanieren der Chinesen beim Frühstück zu ignorieren. Danach schnell aufrödeln und los geht’s. Wir arbeiten uns durch den Berufsverkehr von Irkutsk zu einer Tankstelle, wo wir Wasser und Benzin fassen. Danach geht es durch die Außenbezirke Richtung Baikal. Thom hat eine kleine Nebenstraße ausgeguckt, die uns abseits der Hauptroute zur Insel Olchon bringen soll.
Zunächst haben wir ein bisschen Fahrspaß auf gutem Asphalt, dann wird’s eine gute Schotterpiste. Als wir dann links abbiegen müssen wird’s wieder so, wie wir es uns gewünscht haben, eine kleine Piste ohne allzu viele Schlaglöcher und Staub. Wir rollen gemütlich dahin bis die Piste ihr wahres Gesicht zeigt, Matsch, tiefe Löcher und Pfützen, die oft über die ganze Breite der Piste reichen.
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Ohne allzu groß zu übertreiben kann man sagen, dass manche Löcher tief genug sind um den Galaxy der Scharberts darin zu versenken ;-) Aber es ist eben wie es ist, umkehren ist keine Lösung, wir betrachten das einfach als Vorstufe zur BAM. So kämpfen wir uns langsam Kilometer für Kilometer vorwärts, durchfahren vorsichtig die tiefen Pfützen, eiern durch den Schlamm und müssen Johns Beemer einmal aus einer tiefen Pfütze bergen, in der er einfach stecken geblieben ist. Glücklicherweise ließ sich die Bergung gut an und wir brauchten nur 10 Minuten, bis das Mopped aus dem Schlamm befreit war.
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Später hatte ich das, hmh, naja, Vergnügen, zu sehen wie John beim Durchfahren einer tiefen Pfütze vom Mopped in dieselbe katapultiert wurde und sein Beemer sich elegant auf die Seite legte. Glücklicherweise ist weder ihm noch dem Beemer was Ernsthaftes passiert. Okay, Johns Anzug hat eine neue Farbe, nämlich Schlammbraun bekommen, aber sonst war Alles gut.
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Der Beemer war schnell aufgehoben und weiter gings. Kurz danach war ich in einer schlammigen Passage etwas übermotiviert mit dem Gas geben und musste die XChallenge kontrolliert ablegen, um einen Ausflug in die Botanik zu verhindern. Glücklicherweise konnte ich sie Alleine wieder aufrichten und fuhr etwas vorsichtiger weiter.
Ich glaube, wir haben uns so um die 30 Kilometer über diese Piste kämpfen müssen, bevor es besser wurde, sprich, kaum Matsch, weniger und vor Allem weniger tiefe Pfützen. Zum Abschluß hatten wir dann unsere erste richtige Furt, in diesem Fall sogar Willkommen als Abkühlung!
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Am frühen Nachmittag kamen wir dann wieder auf eine breite und gut gepflegte Piste, die an einem Fluss entlang führte. An einer einladenden Stelle hielt Thom an und wir gönnten uns ein Bad im angenehm kühlen Fluss. Interessanterweise hatten die dort schwimmenden kleinen Fische großes Interesse an uns und versuchten überall an uns zu knabbern. Hmh, war schon strange das Ganze, aber solange es nur Beine oder Füße waren auszuhalten.
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Die Straße führte uns dann in ein abgelegenes Dorf am Ufer des Baikal, wo wir uns ein Eis und erfrischende Getränke gönnten. Laut Aussage eines Einheimischen soll die Straße sehr schlecht sein, doch das Gegenteil war der Fall, eine gut gepflegte und schnelle Piste führte uns wieder zur Hauptstraße und so ging es zügig weiter zur Fähre zur Insel Olchon. Dort mussten wir zwei Fähren abwarten, bevor wir übersetzen durften. Interessanterweise mussten die Fahrzeuge alle rückwärts von Bord fahren, obwohl die Fähren an Bug und Heck jeweils eine Rampe hatten.
Während der Überfahrt kommen wir mit einem Ungarn ins Gespräch, der hier die Familie seiner Frau besucht. Er ist völlig begeistert von unserem Vorhaben und gibt uns seine Karte, wenn möglich möchte er bei einer möglichen nächsten Tour von uns dabei sein, schließlich ist er selber begeisterter Motorradfahrer.
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Weil es dann doch schon 19:00 Uhr wurde haben wir uns bei der ersten Möglichkeit in einer Hütte einquartiert. Die war recht gemütlich und nach einer heißen Dusche und einem guten Essen saßen wir noch etwas auf der Veranda und quatschten ein wenig, bevor es dann in die Kissen ging.

Und weil das so gut aussieht, hier John noch einmal in "Desert Khaki" :-)
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Tag 63

Beitrag von DrWolle »

Tag 63 - 31. Juli
31. Juli. Heute soll es zum Schamanen Felsen in Khuzhir, dem Hauptort der Insel Olchon gehen. Nach dem Frühstück brechen wir auf. Leider entwickelt sich die Hauptverbindungsstraße der Insel zum bisher schlechtesten Stück Straße der ganzen Reise, übles Wellblech, Schlaglöcher und verdammt staubig. Wie in der Mongolei versuchen Alle irgendwie abseits der Straße besser voran zu kommen. Irgendwie geht das auch aber trotzdem macht es keinen Spaß. John kommt mit seiner BMW noch am besten mit der Piste zurecht, das ESA-Fahrwerk der Adventure scheint hier wirklich gut zu funktionieren.
Nach einer guten Stunde Rüttelei erreichen wir schließlich Khuzhir, einerseits der Hauptort der Insel und Touristenhochburg, andererseits ein staubiges Kaff... Der Felsen entpuppt sich als vielbesuchter Aussichtspunkt, aber leider abgesperrt, so dass sich kein gutes Foto mit den Moppeds schießen lässt.
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Nachdem wir uns ausgiebig umgeguckt haben geht es diese Rüttelpiste zurück. Diesmal versuche ich mit John mitzuhalten und in der Tat, es ist nicht ganz so schlimm mit der Rüttelei, wenn man so um die 70 km/h fährt. Da wir Thom langsam aus den Augen verlieren halte ich am letzten Berg vor der Fähre an, um auf ihn zu warten. Dabei hält ein russischer Biker neben mir und entpuppt sich als Jemand, den wir zwei Tage vorher in Irkutsk getroffen haben. Sogar Sibirien ist in gewisser Weise klein ;-)
Sobald Thom in Sicht kommt fahre ich weiter zur Fähre, wo John uns schon erwartet. Wir haben Glück und dürfen gleich auf die Fähre, es ist zwar ein bisschen eng, aber wir passen so gerade zwischen die Autos. Auf dem Festland machen wir erst einmal eine Pause, bevor es weiter nach Bayanday zum Tanken geht.

Dort haben wir dann eine etwas verrückte Begegnung mit einer Frau in unserem Alter, die offensichtlich angetrunken ist. Sie spricht uns mit dem Klassiker „Ad kuda“ (woher kommt ihr?) an und als sie erfährt woher wir sind und was wir vorhaben drückt sie uns und gibt uns Gottes Segen und den aller möglichen Heiligen mit auf den Weg. Da kann ja Nichts mehr schief gehen bei unserem Vorhaben ;-)
Während wir dann weiter fahren ziehen immer mehr dunkle Wolken am Himmel auf und bewegen sich in unsere Richtung. Das sieht nach Regen aus, entwickelt sich aber dann zu einem kräftigen Gewitter mit richtig viel Regen. Naja, was solls, im Prinzip sind unsere Klamotten ja wasserdicht. Trotzdem werden wir ziemlich nass weil sich das Wasser durch den Fahrtwind den Weg unter den Kragen der Jacken bahnt.
Kurz vor unserem Tagesziel Kachug hört der Regen auf und wir geraten in eine Polizeikontrolle. Nichts ernstes, sie wollen wohl nur wissen, wer das ist, der auf Moppeds in ihrem Bezirk unterwegs ist. So reicht es dem Wachtmeister auch, nur meine Papiere in Augenschein zu nehmen und schickt uns dann weiter. Im Dörfchen selber finden wir dann ein nett aussehendes Hotel mit angeschlossenem Restaurant.
Als wir auf den Parkplatz fahren stehen die Küchenmädchen kichernd am Fenster und amüsieren sich königlich über die neuen Gäste in ihrem etwas nassen Outfit:-)
Thom checkt die Lage und kommt kopfschüttelnd zurück, weil anscheinend keine der Damen an der Rezeption so richtig mitbekommen hat, was wir wollen, einfach nur ein oder zwei Zimmer und eine Dusche. Glücklicherweise kommt da der Chef vom Restaurant, er spricht etwas Deutsch und damit ist die Lage dann schnell zu klären. Wir bekommen ein Dreibettzimmer mit Dusche.
Schnell einchecken und dann unter die Dusche. Während ich mich abtrockne höre ich plötzlich Thom schreien, ich stecke den Kopf aus der Tür und fahre gleich wieder zurück, ein bestialischer Gestank nach totem Fisch, gammeligen Käse und Ähnlichem füllt den Raum. Ursache ist John, der gerade seine Stiefel ausgezogen hat. Hölle, Pest und Schwefel, was für ein Gestank... Hmh, später auf der BAM werden wir diesen Geruch nicht nur an Johns Füßen feststellen...
Egal, fertig machen zum Abendessen ist die Parole und dann geht es rüber ins Restaurant, wo wir auch mit der Kellnerin Verständigungsprobleme haben. Aber trotzdem bekommen wir was zu Essen und natürlich auch Bier :-)
Anschließend geht’s dann nach einer Zigarette aufs Zimmer und zu Bett, wobei über Johns Socken natürlich noch etwas gefrotzelt wird.
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Tag 64

Beitrag von DrWolle »

Tag 64 – 1. August
1. August. Nun wird es wirklich ernst, heute Abend erreichen wir mit Ulkan den Einstieg in die BAM. Aber zuerst wird gefrühstückt und dann fahren wir los, zunächst über 100 km entlang des malerischen Flusstals der Lena, die hier, nur ca. 50 km von ihrer Quelle entfernt bereits ein veritabler Fluss ist. Die Straße verläuft entlang der Flussbiegungen und des Steilufers und wir haben einige schöne Fotomotive zur Verfügung. Dazu ein paar kleinere Dörfer, wo wir von den Passanten mit neugierigen Blicken begutachtet werden. Die Straße ist in guten Zustand, teilweise asphaltiert und doch sind noch einige matschige Stellen vom gestrigen Regen zu sehen. Gut, dass wir in Kachug gestoppt haben.
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So gegen Mittag erreichen wir Shigalowo, wo wir tanken und zu Mittag essen. Beim Essen können wir noch einen MI 8 Hubschrauber beobachten, der zum auftanken in der Nähe gelandet ist. Danach verlassen wir den Flusslauf der Lena und folgen der Tutura bis wir in den Hochwald kommen. Die Tutura ist deutlich kleiner als die Lena, aber das Tal hat durchaus auch seinen Reiz.
Dann geht es in den Wald und leicht bergauf. Die Piste wird recht ruppig, ist aber ansonsten gut zu fahren.
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Stundenlang geht es ziemlich geradeaus durch den Wald, hin und wieder kommen uns Fahrzeuge entgegen oder wir überholen Lkw, die auf dieser Piste eher langsam unterwegs sind. Regelmäßig tauchen links und rechts Camps auf, entweder für Holzfäller oder für Ölsucher, was leicht an der GazProm Fahne zu erkennen ist. In den Camps ist jede Menge schwere Technik zu sehen, aber auch diese speziellen Geländefahrzeuge, die nahezu überall durchkommen, dann noch die eine oder andere Tanketka (Unterbau wie ein Panzer, oben wie ein Lkw). Einmal kommen wir sogar an einem Bohrturm vorbei.
Irgendwie nimmt diese Straße kein Ende, genauso wenig wie der Wald. Bisher bin ich noch nie über 200 km durch einen Wald gefahren, in Deutschland bestenfalls mal 20 km, hier ist der Wald endlos. Eben Sibirien und die Taiga.
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Und wir werden die nächsten Tage knapp 2000 km durch die Taiga fahren... So gesehen ein guter Einstieg. Gegen Abend erreichen wir dann Ulkan, allerdings lässt sich keine Gostiniza finden, also werden die Zelte auf einer Wiese an einem Fluss aufgeschlagen. Hier machen wir dann auch das erste Mal Bekanntschaft mit den sibirischen Mücken, es sind nicht die großen Mücken, die so ätzend sind, es sind diese Myriaden kleiner Ungeheuer, die einem den letzten Nerv rauben, überall kriechen sie rein, ob Mund, Nase, Ohren oder Augen. So werden zum ersten Mal die Moskitonetze benutzt und auch Deet kommt hilfreich zur Anwendung. Zum Kochen haben wir keine Lust mehr, aber ein Mac-Kaffee muss dann doch sein. Noch kurz ein bisschen den Tag Revue passieren lassen, über die Mücken schimpfen und dann geht’s ab ins Zelt.
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Natürlich ist es ein paar dieser Quälgeister gelungen sich ins Zelt zu schmuggeln, also wird die Jagdsaison eröffnet. Ein gutes Dutzend dieser Viecher stirbt und dann kann ich in Ruhe in den Schlafsack kriechen.
So richtig gut schlafen ist nicht, denn unsere Zelte haben wir gefühlt direkt neben der Bahn aufgebaut, zumindest nach der Lautstärke zu urteilen, mit der die schweren Güterzüge über die nahe gelegene Brücke donnern. Doch wir werden uns noch daran gewöhnen, schließlich verlaufen BAM Straße und BAM Eisenbahn meistens recht dicht zusammen.
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Godek
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Re: Roads to Siberia

Beitrag von Godek »

:klatsch:
Saison is von Januar - Dezember.......

Zephyr 1100 > VN 1500 classic > XT1200Z DP01
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Willi
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Re: Roads to Siberia

Beitrag von Willi »

Einfach super immer wieder spannend :klatsch: :klatsch:
Zündapp KS 50 Supersport, XV 750 SE, SR 500, XRV 750 Africa Twin, XT 1200 Z Super Ténéré, R1200GS LC ADV
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