Roads to Siberia

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DrWolle
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Tag 29

Beitrag von DrWolle »

Tag 29 - 27. Juni
27. Juni - Heute war kein Fahrtag vorgesehen. Wir hatten bei MuzToo hier in Osh neue Reifen bestellt, die wir heute aufziehen wollten, dazu wollten wir Ölwechsel machen, mein Luftfilter will gereinigt und eine Feder von meinem Gaszug ausgehängt werden. Nach dem Frühstück, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem kontinentalen Frühstück hatte, es gab nämlich Marmelade und Honig, zogen wir uns an und es ging los. Unterwegs sah Thom den Landrover von MuzToo und wir hielten kurz auf auf ein paar Worte.
Bei Patrick (MuzToo) angekommen ging es gleich los mit Thoms Reifen. Er tat sich etwas schwer seine Heidenaus hier zu lassen sie hatten noch gut 30 % Profil, meine Golden Tyres waren schon weiter runter, aber egal, neue Schlappen sind neue Schlappen! Derweil hab ich meinen Tank abgebaut, um an den Luftfilter und die Gasfeder zu kommen. Sogar eine fette Heuschrecke hatte sich im Filter verfangen. Ordentlich ausgeklopft machte der Filter wieder einen ordentlichen Eindruck. Die Gasfeder war schnell ausgebaut und wurde als „Ersatzteil“ eingesteckt, herrlich wie leicht das Gas jetzt ging. Zu Hause ist mir das nicht so aufgefallen, aber nach knapp 30 Reisetagen machte sich das doch bemerkbar mit der Schwergängigkeit. Dann war ich dran mit Reifenwechsel.
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Anschließend wollte ich eigentlich den Ölwechsel machen, aber weil Patrick mitbekam, dass ich nicht so gut zu Fuß war hat er das gleich mitgemacht. Patrick ist echt schwer in Ordnung! Thom verzichtete dann doch auf den Ölwechsel, weil es keine vollsynthetisches Öl für seine KTM gab. Würde ich auch so machen bei grad mal 1,5 Liter Öl im Motor. Da ist die XChallenge doch etwas genügsamer und es ist 1 Liter mehr im Motor. Dann noch 2 Ersatzschläuche eingepackt und so gegen 14:00 Uhr waren wir wieder im Hotel. http://muztoo.ch/
Am Pool saßen bereits John und Andy und genossen sichtlich den Tag. Wir gesellten uns dazu und das Wasser im Pool war angenehm kühl und war auch gut für meinen noch immer geschwollenen Fuß. Da wir Hunger hatten bestellten wir uns Wraps, ein Bier pro Nase und dazu Cola. Die Wraps waren echt lecker gefüllt und schmeckten sehr gut.
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Dann trafen auch noch Terry und Felix ein, die sich später ebenfalls zu uns gesellten. Sie hatten das Bartang Tal hinter sich gebracht aber eine Übernachtung am Khovsgul See eingeschoben. Deren Fahrt am nächsten Tag war dann fast so lustig von den Witterungsverhältnissen wie bei uns.
Am späten Nachmittag haben wir dann den Blog aktualisiert und soweit mit John abgesprochen, dass wir eventuell gemeinsam die Reise in die Mongolei fortsetzen, wenn er in Almaty seine Probleme mit der GS fixen kann.
Abends dann noch um die Ecke in ein Restaurant, wo es eine Pizza gab. Witzig war noch, dass John weder uns anrufen noch von uns angerufen werden konnte. Anscheinend hat sein Provider in Kirgistan keine Roamingverträge.
Danach gings dann so gegen 23:00 zu Bett.
Gruß Wolle
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DrWolle
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Tag 30

Beitrag von DrWolle »

Tag 30 - 28. Juni
28. Juni - Heute sollte es zunächst nach Jallalabad gehen, wo wir uns vorerst von John und Andy trennen. Sie fahren weiter nach Bishkek bzw. Almaty und wir gehen in die Berge Kirgisiens, grobe Richtung Song Kul. Zunächst ging es erst mal tanken, dabei fühlte sich mein Lenker so komisch an, es stellte sich heraus dass sich eine Schraube gelöst hatte, also schnell Werkzeug ausgepackt und die Schraube angezogen. Erledigt, es fühlte sich wieder gut an.
Später sind wir dann in Jallalabad abgebogen und durch Nebenstraßen gefahren. Soweit scheint es den Leuten hier recht gut zu gehen, die Häuser rausgeputzt, teilweise richtig groß und im Straßenbild fallen die vielen alten Audi 100 und VW Passat aus den 90zigern auf,
Nach etlichen Kilometern ging es dann bergauf, zunächst noch auf Asphalt, dann auf Schotter, aber in besserem Zustand als teilweise in Tadjikistan. Dann ging es in eine enges Tal, durch das sich die Straße schlängelte und dabei weiter an Höhe gewann. Immer wieder trafen wir auf Bauarbeiter, die entweder die Straße reparierten oder an der Seite die Wasserabläufe erneuerten.
Dann ging es einen Pass hinauf, immer höher schlängelte sich der gut ausgebaute Schotterpass in die Höhe und wir bekamen einen herrlichen Blick auf die umliegenden Täler und Berge.
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Weiter oben kamen uns dann 2 Vierachs Lkw entgegen, Himmel, wo hier überall Lkw unterwegs sind. Und natürlich durfte auch der Sprinter nicht fehlen, der im Gegensatz zu den chinesischen Kleinbussen in Tadjikistan hier die tragende Rolle im ÖPNV spielt.
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Nach der Passhöhe konnten wir weit in die nachfolgende Ebene und den rollenden Hügeln gucken. Allerdings nahm der Abstieg doch mehr Zeit in Anspruch als erwartet, wir mussten etliche Kilometer durch diese Hügellandschaft fahren bevor wir die Ebene erreichten. Links und rechts der Passstraße waren Jurten zu sehen, in denen die Familien den Sommer über wohnten, während ihre Herden auf den Sommerweiden grasten. Meistens wurden wir winkend gegrüßt, allerdings empfanden viele Hirtenhunde unsere Moppeds als Störenfried und versuchten uns bellend zu vertreiben. So gegen 15:30 fanden wir dann ein Kaffee, um unseren Durst und Hunger zu stillen. Es gab endlich mal wieder Kottlett, dazu Reis, Bulgur und Kartoffelpü. Da es schon spät war und wir bis zu nächsten Unterkunft ca. 4 Stunden zu fahren hätten entschlossen wir uns zu Campen. Also noch kurz Tanken, im Magazin Wurst, Brot und Äpfel gekauft und dann begann die Suche nach einem schönen Zeltplatz. Ein erster Versuch am Fluss scheiterte mangels Zugänglichkeit, daher gings einen schmalen Feldweg entlang etwas aufwärts in die Hügel. Hier fanden wir dann einen passende Platz. Kurz gewartet und dann die Zelte aufgebaut. Anschließend gabs erst den Apfel, dann Wurst mit Brot. Eigentlich gar nicht so schlecht:-)
Der Abend verging mit Erzählungen aus früheren Zeiten bzw. dem beobachten der Wolken am Horizont, in den Bergen gegenüber gabs ein heftiges Gewitter und auch bei uns zogen dunkle Wolken auf, es gab aber nur ein paar Tröpfchen. Kurz vor Sonnenuntergang bekamen wir ein paar herrliche Farbenspiele der tiefstehenden Sonne auf die Berge zu sehen, einfach gigantisch.
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Ein Hirte kam noch mit seinem Sohn auf dem Weg in die Berge vorbei, aber es ergab sich keine Unterhaltung, irgendwie wirken sie schüchtern.
Schon kurz nach Sonnenuntergang verkrochen wir uns in die Zelte. Ich hatte mal wieder keine perfekt ebene Fläche ausgeguckt, also musste ich mich etwas quer legen und so ging es dann. Nur einmal kurz ließen mich ein paar Windböen und Regentropfen auf der Zeltplane hochschrecken, ansonsten hatten wir Glück, es gab keinen Regen.
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DrWolle
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Tag 31

Beitrag von DrWolle »

Tag 31 - 29. Juni
29. Juni – So gegen halb acht krochen wir aus unseren Zelten, der Morgen war angenehm warm, auch wenn sich die Sonne noch hinter Wolken versteckte. Das Frühstück bestand aus etwas Wurst mit Brot, dazu Wasser. Also schnell Alles zusammengepackt und los gings.
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Weiter durch diese wunderschöne Hügellandschaft bei angenehmen Temperaturen. Die Straße war nach wie vor geschottert und leider wieder ziemlich staubig. Ein paar kleinere namenlose Pässe waren zu bewältigen. Auf diesen Pisten lag unsere Geschwindigkeit so um die 50 km/h, sicher ginge es auch schneller, aber wozu?
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Am späten Vormittag legten wir einen Stopp an einem Magazin ein, um unsere Wasservorräte aufzufrischen, zwei Schokoriegel zu verputzen und ein kaltes Getränk mit Geschmack zu trinken, diesmal so etwas wie Pfirsichbrause. Danach ging es noch ein paar Kilometer die Hauptpiste entlang, bevor wir die Abzweigung zum Issyk Kol See nahmen. Wegen drohender dunkler Wolken hielten wir kurz Kriegsrat und entschieden erst einmal weiter den Pass hoch zu fahren und abzuwarten, ob es regnet oder nicht. Das erwies sich als richtig, weil bis auf ein paar wenige Tropfen blieb es trocken. Der Pass erinnerte etwas an den Col du Tende, war aber deutlich spektakulärer von der Landschaft her und erreichte etwas über 3000 Höhenmeter. Kurz vor der Passhöhe trafen wir einen Franzosen mit seiner F800GS, der bereits seit 2 Monaten unterwegs war und wie wir in die Mongolei fahren wollte.
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Ein paar nette Worte gewechselt und weiter gings in das Hochtal vom Issyk Kol. Was für eine Aussicht tat sich auf! Der See teilweise in strahlendem Blau, auf der gegenüberliegenden Seite türmten sich Gewitterwolken und überall Herden von Pferden, Kühen und Schafen, dazu berittene Hirten, die über das Vieh wachten. Eigentlich wollten wir hier nur kurz verweilen, doch dann hatte Thom die Idee, dass wir in einem der Ger (Jurten) Camps übernachten. Was wir nach kurzer Beratung dann auch taten. Eigentlich etwas früh, aber ein kurzer Fahrtag hat auch was. Das Camp erwies sich als sehr gepflegt und idyllisch gelegen. Wir haben eine Jurte für uns allein und es tat gut aus den Stiefeln zu kommen. Es gab auch noch Lunch mit herrlicher Blaubeermarmelade, dazu heißen Tee mit Milch, was will Mann mehr:-)
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Nach dem Lunch habe ich mich hingelegt, während Thom zum Seeufer wollte. Das Ufer war doch weiter weg als gedacht und dazu wurde der Boden immer morastiger, also keine Chance ans Ufer zu kommen. Ich genoss derweil ein kurzes Nickerchen unter einer hübschen Tigerdecke.
Als Thom wieder da war machten wir ein paar Fotos der Umgebung und genossen einfach die atemberaubende Landschaft.
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Dann wurde es Zeit die Ereignisse der letzten Tage aufzuschreiben. Ich hatte gerade zwei Tage fertig geschrieben als es schon wieder Zeit fürs Dinner war. Holla, schon 19:00 Uhr.
Es gab Kartoffeln und danach eine heiße Suppe, was uns sehr willkommen war, schließlich wurde es doch langsam kühl und es zogen Regenwolken herauf.
So, jetzt noch den heutigen Tag fertig schreiben und dann ist es auch schon fast Zeit zu Bett zu gehen.
Das Camp wird von drei Teenagern betrieben, wovon eine ein recht passables Englisch spricht. Überhaupt sind sie hier Alle ziemlich nett und fürsorglich uns gegenüber. Einziger Wermutstropfen war ein Rotzlöffel von vielleicht 8 Jahren, der bei der Auffahrt mit Steinen werfen wollte.
Ich bin mal gespannt, wie die Nacht in der Jurte sein wird, eingemummelt in einen Haufen Decken, während draußen der Regen plätschert und der Wind um die Jurte heult. Zumindest auf den ersten Blick machen die aufgebauten Betten einen gemütlichen Eindruck ;-)
Morgen früh wollten wir dann so gegen Neun aufbrechen.
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DrWolle
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Tag 32

Beitrag von DrWolle »

Tag 32 - 30. Juni
30. Juni – Die Nacht in der Jurte war nicht wirklich aufregend, wir hatten ausreichend Decken, nur musste man sich ordentlich einmummeln, sonst zog es kalt an den Seiten herein. Zum Glück wurde der kleine Ofen angeheizt, sodass wir zum Einschlafen eine warme Jurte hatten. Einmal bin ich wach geworden weil es regnete und der Wind um die Jurte pfiff. Aber das machte nichts, weil wir ja warm eingemummelt waren:-) Leider musste ich nachts einmal raus, war ganz schön frisch, aber was erwartet man auf ca. 3200 m Höhe!
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Nach dem Frühstück machten wir uns fertig und zogen los Richtung Isyk Kul See, an dessen Südufer wir entlang fahren wollten.
Doch zunächst ging es über einen schönen Schotterpass hinunter auf 1200 m und von dort auf einer gut ausgebauten Straße zur nächsten Stadt, wo wir Tanken wollten und unsere Wasservorräte ergänzten.
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Anschließend ging es weiter zum See. Eine schöne Nebenstraße entlang fahrend erreichten wir den See, der ungefähr 30 km breit und ca. 150 km lang ist. Immer wieder durchfuhren wir kleine Ortschaften, die überwiegend durch Landwirtschaft geprägt waren. Dann erreichten wir einen Bereich mit Sandstrand, der einstmals zu Sowjetzeiten wohl ein Badeort mit allen Schikanen war, doch heute nur noch ein Abglanz vergangener Zeiten war. Überall aufgelassene Hotelanlagen und Bauruinen, nur noch wenige Gebäude sahen nutzbar aus und es waren wenige Badegäste zu sehen. Eigentlich schade, weil es wirklich eine schöne Gegend ist. Weiter ging es am See entlang und wir waren noch unschlüssig, wie und wo wir übernachten wollten. Eigentlich wäre uns ein Hotel recht, aber irgendwie war das Angebot denkbar schlecht. Gegen späten Nachmittag, als wir uns an einer Baustelle auf dem Seitenstreifen vorbei schlängelten wurde ich von Thom gestoppt. Ich hatte einen Plattfuß! Doch wieder war es Glück im Unglück, 500 m weiter gab es eine Shinomontasch, sprich Reifenwerkstatt. Also das Stück langsam weiter gerollt und vor der Werkstatt gehalten. Sie hatten sogar einen Wagenheber, also Alles easy! Reifen ausbauen ging Ratzfatz, nur das Loch im Schlauch wollte sich nicht finden lassen und im Reifen war auch nichts zu erkennen.
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Also den Schlauch etwas stärker aufgepumpt und da war es, ein kleines kaum sichtbares Loch. Die Jungs haben dann einen Flicken auf vulkanisiert und schwupp war das Rad wieder eingebaut. Der Monteur war sichtlich angetan von Thoms Montierhebeln aus Alu und meiner Mini-Grippzange. Der Spaß war dann recht preiswert, 200 Sum, etwa 3 € umgerechnet.
Wir fuhren dann weiter bis zur nächsten Stadt, füllten unsere Vorräte auf und suchten anschließend erneut einen Platz zum Campen, weil irgendwie fanden oder gefielen uns die möglichen Unterkünfte nicht.
Etwas außerhalb schlugen wir uns in die Büsche und fuhren einen Feldweg entlang bis wir eine gemähte Wiese fanden, also rauf auf die Wiese und ein Stück weit entfernt vom Feldweg fanden wir ein passendes Fleckchen für die Zelte. Diesmal hatte ich Glück und das erste Mal hatte ich einen waagerechten Untergrund gewählt. Dementsprechend gut hab ich dann auch geschlafen:-)
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Zum Abendbrot gab es Hörnchen, Tuk Kekse und ein paar Gummibärchen ähnliche Naschis.
Noch ein bisschen geplaudert und die Landschaft bewundert, dann gings mit Einbruch der Dunkelheit gings dann in die Zelte.
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DrWolle
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Tag 33

Beitrag von DrWolle »

Tag 33 – 1. Juli
1. Juli – Heute soll es zurück nach Kasachstan gehen. Thom hat eine kleine Straße ausgemacht, die parallel zur Hauptstraße läuft und kurz vor der Grenze auf die Hauptstraße trifft.
Also packen wir unsere Sachen und machen uns auf den Weg. Die Straße ist gewohnt staubig aber gut zu befahren. Es geht durch etliche Dörfer, teilweise sind die Ortsdurchfahrten sogar asphaltiert:-) Langsam und stetig steigt die Straße an, bis wir links abbiegen müssen. Hier wird es dann doch für ein paar Kilometer tricky, wieder diese Rollsteine, aber dafür werden wir mit einer wundervollen Landschaft belohnt. Überall grüne Hügel voller Pferde und Jurten. So langsam stellen wir uns die Frage, was machen die Kirgisen eigentlich mit den vielen Pferden? Schlachten eher weniger, exportieren glaube ich auch nicht und reiten können sie die vielen Pferde auch nicht gleichzeitig, weil gefühlt leben hier mehr Pferde als Menschen ;-) Naja egal, wir werden es wohl nicht mehr erfahren.
Die Hauptstraße entpuppt sich als üble Schlaglochpiste, aber daran sind wir mittlerweile gewohnt. So 3 km vor der Grenze machen wir noch eine Pinkel- und Zigarettenpause, die drei in dieser kurzen Zeit vorbeikommenden Autos halten alle an und fragen ob wir Hilfe benötigen. Glücklicherweise nicht, aber es zeigt wieder einmal wie freundlich und hilfsbereit die Menschen hier sind!
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Der Grenzübergang ist kurz und schmerzlos, Ausreisestempel in Kirgistan, Einreisestempel in Kasachstan, wir waren in einer knappen Stunde durch :-) Dann ging es weiter zur nächsten Stadt, wo wir Geld tauschen bzw. holen wollten. Leider konnten wir keine Som tauschen, also einen Bankomaten gesucht. Der wollte mir aber partout kein Geld rausrücken, aber die nette Dame von der Bank kam zur Hilfe. Zwar zeigt der Automat die Auswahl von 10.000, 20.000 bis zu 100.000 Tenge an, aber tatsächlich ist die Geldausgabe auf 10.000 Tenge beschränkt...
Aber das reichte uns fürs Tanken und ein Mittagessen. Wobei, das war schon skurril, eigentlich wollten wir Beide Kotelett mit Reis, aber sie hatte nur eine Portion, so bekam ich ein Hühnerbein, allerdings muss der Vogel schon ziemlich lange tot gewesen sein, er schmeckte zwar noch, aber sicherheitshalber habe ich dann doch das meiste liegen gelassen. Dann gings bergab mit der Straße und bergauf mit den Temperaturen. Wir waren die letzte Zeit eher bei 20° unterwegs und nun stieg die Temperatur wieder auf annähernd 40°, wir sind halt wieder in der Halbwüste Kasachstans gelandet. Trotzdem war die Strecke nicht langweilig, es gab ein paar kurvige Stücke zwischen Hügeln hindurch und einmal passierten wir ein Flusstal, das zum Sharyn Canyon gehörte. Allerdings verzichteten wir auf einen Besuch, uns war einfach zu warm dafür.
Nach 250 km Halbwüste erreichten wir Almaty, zum Glück kam der meiste Verkehr aus Richtung Stadt, so dass wir gut vorankamen. Doch unser Glück war nicht von Dauer, an ein paar Kreuzungen staute sich der Verkehr und wir mussten uns irgendwie durchschlängeln, zu unserer Freude funktionierte das auch gut, weil trotz des Chaos alle irgendwie Rücksicht aufeinander nahmen. Ich weiß nicht wie oft wir fotografiert oder gefilmt worden sind oder nach dem Woher und Wohin gefragt wurden, es war einfach cool sich so als „Held der Straße“ zu fühlen!
Achja, während dieser Stadtdurchquerung wurde uns verdammt heiß zwischen den Beinen, das hatte ich noch nie erlebt... Gefühlt kurz vor der Kernschmelze!
Dann waren wir am Hotel, wo John uns bereits erwartete und wir checkten schnell ein, um dann die heißersehnte Dusche zu genießen.
Anschließend ging es per Taxi in Restaurant Admiral, ein etwas maritim angehauchter Laden mit sehr sehenswertem Publikum, sowohl innerhalb des Restaurants als auch auf dem Gehweg flanierend. Die Welt war wieder in Ordnung, gut gegessen, kalte Getränke genossen und für die Augen gab es auch reichlich Futter!
So gegen Mitternacht lagen wir dann im Bett und genossen die klimatisierten Zimmer.
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Tag 34 + 35

Beitrag von DrWolle »

Tag 33-35 – 2. - 3. Juli
2. Juli + 3. Juli. Heute wollen Thom und John ihren Ölwechsel beim örtlichen KTM-Händler erledigen und ich will versuchen ein neues Garmin Montana aufzutreiben. Nach einem wirklich guten Frühstück ziehen die Beiden los und ich setze mich an den Läppi, um hier in Almaty einen Händler auszumachen, der Navis vertreibt. Nach etwas Mühe machte ich einen Händler aus, womöglich der Einzige vor Ort. Nachdem ich die Adresse herausgefunden hatte bin ich zur Rezeption und fragte die nette Dame, wie ich am besten dort hinkomme. Sie rief dann eine Taxe und sagte mir, was ich maximal bezahlen sollte. Das Taxi kam früher als erwartet und sie kam kurz entschlossen mit.
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Beim Shop angekommen staunte ich nicht schlecht, der Laden war in Sachen Outdoornavigation super sortiert. Sogar ein Montana war da, wahrscheinlich das Einzige in ganz Kasachstan. Einziger Wermutstropfen war, es kostet 770 $... ungefähr das doppelte wie in Deutschland. Aber es ist wie es ist, also Karte gezückt und gekauft, schließlich ist Blindflug auf Dauer keine Lösung.
Dann ging es zurück ins Hotel, wo ich mich noch einmal herzlich bei der netten Rezeptionisten bedankte. Kurz alles gecheckt, die Nordasien-Wegpunkte aufgespielt, OSM-Karte geladen und die Settings angepasst, Problem solved wie die Engländer sagen.
Kurz danach kamen zwei strahlende Biker zurück, alles glatt gelaufen, Thom bekam sogar zwei Ersatzblinker, die er gleich anbaute.
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Anschließend machten wir uns landfein und fuhren per Taxi ins Restaurant Tschukotka, wo wir einen netten Abend verbrachten, auf einen Absacker ging es dann durch den Park in ein angebliches Biker Restaurant, aber das Publikum entsprach nicht unbedingt unseren Vorstellungen von Bikern, sondern sah überwiegend viel besser aus und hatte ausgeprägte und wohlgeformte Rundungen.
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Zurück gings per Taxi, so gegen Mitternacht waren wir dann zu Bett.
Am Freitag brachen Thom und John nach dem Frühstück zum sogenannten Green Market auf und ich blieb im Hotel und schrieb am Blog. Gegen frühen Nachmittag kamen sie zurück und Thom brachte mir ein paar Erdnüsse und oberleckere Nüsse mit.
Für sich hatte er ein neues Ritzel und Öl mitgebracht. Das Ritzel wurde fix montiert und danach saßen wir im Kaffee, um den Blog hoch zu laden.

Und jetzt wird John ein bisschen schreiben:
My friend Andy and myself arrived at the Pamir Lodge with Dennis the Russian we had found broken down on a pass two days previous.
Until meeting Dennis we had gone many days without seeing any other motorcyle travellers, as we entered the Lodge we were very susprised to see four other motorcycles already there.
As we pulled up two of the riders came across to greet us and introduced themselfes, it turned out that they were two more English riders, Terry Brown and his friend Filex Wright who were both riding bikes similar to Andys.
We then wandered across to the other two riders and interduced ourselfes to Wolfgang and Thom.

After a evening of drinking beer and eating food we found out that we were both planing to do roughly the same route.

That night both me and Andy can down with a very bad case of food poisioning and were in no fit state to continue our travels the next day so we decieded to stay another night.

Wolfgang and Thom were also staying another night due to foot injury which Wolfgang had done in a fall a couple of days previous.

The following day we all teamed up together to ride to the next destination as we were all traveling the same road for the next couple of days. We had a good days riding until late in the afternoon with about 15km to go Thom suffered a puncture. By the time we had replaced the tube it was raing heavy and we had a wet ride into the next stop at Murghab were we spent the night.
Gruß Wolle
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Tag 36

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Tag 36 – 4. Juli
4. Juli. Heute geht es wieder auf die Straße, insgesamt etwa 1100 km bis Semey kurz vor der russischen Grenze und dann weiter zum Altai. Doch erst einmal habe ich einen kleinen Schreck, auf den ersten Blick liegt meine Tante Anna etwas tief in der Feder. Also schnell Sitzbank runter und dann den Luftdruck vom Federbein geprüft. Aufatmen war angesagt, Alles okay, ich hab halt 2 Tage nicht auf ihr gesessen ;-)
Dann ging es los, zum Glück war der Stadtverkehr in Almaty am Samstagmorgen nicht allzu dicht und so ging es trotz der Hitze gut voran, kurz Benzin und Wasser nachtanken, direkt vor der Autobahn, dann Attacke. Leider wurde das nichts mit Attacke, die Autobahn war auf insgesamt 150 km eine Baustelle, der Verkehr wurde abwechselnd auf die jeweiligen fertigen Fahrstreifen geführt. Aber als Motorrad kann man ja eigentlich fast immer überholen! Was uns dann so ca. 70 km hinter Almaty zum Verhängnis wurde, wir wurden zum ersten Mal von der Polizei raus gewunken. Zunächst durfte ich mir einen Vortrag auf Russisch anhören, die einzigen Wörter die ich verstand waren „Protokoll“ und „Straff“. Entsprechend schuldbewusst guckte ich drein und zeigte meine Papiere vor. Dann sollte Thom seine Papiere vorzeigen. Ein gewohnter Griff und nichts!! Thom wurde ganz blass um die Nasenspitze und begann fieberhaft seine Klamotten und dann das Gepäck zu durchsuchen. Ich stand daneben und versuchte Ruhe und Gelassenheit auszustrahlen.
Die Wachtmeister nahmen das ganze zumindest mit Humor und deuteten an, die KTM und Thom in Gewahrsam zu nehmen. Als das Suchen nichts ergab rief Thom John an, der im Hotel auf seine Ersatzteile wartete. John kümmerte sich erst einmal darum, die Rezeptionisten aufzuscheuchen und das Zimmer zu durchsuchen. Nun mussten wir abwarten bis John sich meldet. Erste Gedankenspiel von wegen was wäre wenn wurden getätigt, ein neues russisches Visa würde wohl am schwierigsten zu beschaffen sein...
Um die Polizisten gnädig zu stimmen verteilte ich die Aufnäher der Polizei Hamburg und einen Aufnäher vom Vollzug. Das nahmen sie begeistert auf und pappten sich die Polizei Aufnäher gleich über ihre eigenen Abzeichen. Dazu dann ein paar Zigaretten und die Situation entspannte sich sichtlich zu unseren Gunsten.
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Dann kam der Anruf von John, nix mit Papieren im Zimmer oder Hotel. Nun war guter Rat womöglich wirklich teuer! Also noch einmal Thoms Gepäck und Moppedanzug durchsuchen. Einmal kurz die Hose abtasten, nichts! Dann das Gepäck, auch erst einmal Fehlanzeige, dann holte Thom sein Pad im Schutzetui raus, eigentlich wollte er es gleich wieder verstauen, aber ich sagte nur „auspacken“ und Bingo, da waren sie die vermissten Papiere, Thom strahlte, die Polizisten feixten sich einen und nachdem sie einen kurzen Blick drauf geworfen hatten sagten sie, wir können fahren, stiegen selbst ins Auto und fuhren lachend von dannen. Tja, das waren mal eben 2 Stunden, die uns das gekostet hat.
Aber, wie bisher immer, Glück im Unglück!! Wir beschlossen auf den Schreck noch eine zu rauchen und prompt tauchten 2 weitere Motorradreisende auf und hielten bei uns an. Einer war Jean, der Franzose, den wir am Song Kul getroffen hatten, der andere war Christian, ein Deutscher und seit 3 Jahren auf Tour. Also kurz von unserem Missgeschick berichtet und dann beschlossen wir gemeinsam bis nach Russland zu fahren. Mit einem glücklichen Thom in unserer Mitte ging es dann durch die heiße Steppenlandschaft im 60 km Tempo langsam aber stetig voran.
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Dann tauchte ein großer See nebst einem Las Vegas für Arme auf, wohl das Ziel der meisten Kasachen, die auf dieser Straße unterwegs waren, zumindest ließ der Verkehr danach deutlich nach. Ein kurzer Stopp an einem Kaffee, um den Flüssigkeitshaushalt auf Vordermann bringen und weiter gings durch die heiße und teilweise ziemlich staubige Steppe. Wirklich nervig waren die stellenweise die Bauarbeiten an der Straße, weil der Verkehr dann immer über staubige und ziemlich ausgefahrene Baustraßen geführt wurde. Am späten Nachmittag war es dann vorbei mit den Baustellen und es ging dann relativ zügig voran. Mangels anderer Möglichkeiten schlugen wir dann abends die Zelte in der Nähe eines Flusses auf.
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Wir fanden einen schönen Platz und Christian kümmerte sich um Holz für ein Lagerfeuer. Der Abend war dann entspannt und wir erzählten jeder ein wenig über das Wieso und Warum der Reise. So gegen Elf verschwanden wir dann in den Zelten. In der Nacht frischte der Wind dann ziemlich auf und es regnete auch noch zu Allem Überfluss!
Aber auch diesmal hatten wir Glück, gegen Morgen hörte der Regen auf und dank des Windes konnten wir unsere Zelte trocken verstauen.
Gruß Wolle
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Norton
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Re: Roads to Siberia

Beitrag von Norton »

Hallo Wolle!
Zwischendurch wieder einmal danke für's dabei sein dürfen! :daumen:

L G Michael
Gruß Michael
Victoria Bergmeister...76 andere...Suzuki DR350SE...?
juergen007

Re: Roads to Siberia Feedback

Beitrag von juergen007 »

Lieber Autor,

ein wirklicher Genuss diesen Bericht zu lesen und vom Style her so, als wäre man dabei. Meine Frau liest übrigens auch sehr interessiert mit.....

Danke und beste Grüße

Jürgen
Franki

Re: Roads to Siberia

Beitrag von Franki »

Wann gibt's das Buch dazu? :computer: :daumen:

Nochmals danke auch von mir!

Nette Grüße
Frank
Antworten

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