
- das weite heiße Land ...
Nach dem Afrika-Hype im Frühjahr

hätte ich gedacht, im Mai das halbe Forum

in Marokko anzutreffen und warte schon die längste Zeit darauf, dass sich die Heimkehrer melden.
Nachdem es ja so tolle Reisedokumentierer gibt mit Routenaufzeichnungen, Filmen von 3 Helmkameras gleichzeitig

und die dann auch noch die doppelte KM-Leistung von mir in der halben Zeit schaffen,

wollte ich erst mal warten mit meinem Bericht …
Mein Start war schon dramatisch:
Die Mopeds wurden ja per LKW nach Malaga gebracht und einen Tag vor der Abholung bin ich so gefühlvoll

über einen Bordstein gefahren, dass es ganz leise und kaum merkbar „zing“ gemacht hat, ich aber 1 Minute später ohne Öl auf der Straße gestanden bin.
Erklärung: Ich musste ja unbedingt ein Ölthermometer im Cockpit einbauen und der Geber ragt unten 1cm aus dem Motorschutz raus.
Darum habe ich einen Schutz über den Geber gebaut – pfeiff drauf, insgesamt 2cm Bodenfreiheit hergeschenkt

– tja und mit dem robusten Schutz am Schutz bin ich hängengeblieben hab mir das ganze Blechzeug auf knirsch nach hinten verschoben und den Geber, der in der Ölablassöffnung steckt, skalpiert.
Ich bin panisch wie ein Eichhörnchen auf der Straße rumgelaufen

– ich musste mich ja um 3,5 Liter Öl auf der Fahrbahn kümmern

und die Karre in die Werkstett schaffen, die im April, der toten Schrauberzeit, natürlich gerade auf mich gewartet hat.
Wär die Ölwanne hinüber gewesen, wärs das gewesen mit dem Urlaub, auf den ich mich so tierisch gefreut hatte.

Aber es war nur die Schraube und mein Möppi war ein paar Stunden nach dem Malheur wieder fit

und gondelte am nächsten Tag nach Spanien.
Eine Woche später nach Malaga geflogen, Abholen der 2 Böcke bei der Spedition am Montag morgen innerhalb von 10 Minuten und ab nach Marokko.
Die Einreise in Tanger Med war easy-cheesy,

die ganzen vor ausgefüllten Dokumente wollte keiner sehen

und am Nachmittag waren wir schon mitten in Afrika …
Am auffälligsten war am Anfang die Masse von auf der Straße 10km fernab jeder Stadt sitzenden, ganz dunklen Leuten (O Gott, wie sag ich´s nur korrekt) die ganz sicher keine Marokkaner waren.

Da wurde einem die ganze Flüchtlingsmisere dieses Kontinents hautnah vor Augen geführt …
Am Abend wollten wir das einzige vorgebuchte Hotel beziehen in Stehat, einem kleinen Ort an der Mittelmeerküste.
Oh spannend – in dem ganzen Ort existiert definitiv kein Hotel.

Soweit zu booking.com
Wir haben dann in einem halb fertigen Haus gepennt denn plötzlich wollte uns der ganze Ort beherbergen.

und bekochen.
Ganze Horden sind mit uns um 22:00 durch das Nest gezogen, jeder hat hektisch mit dem Handy telefoniert um uns zur Oma, Cousine oder sonst wo hin zu lotsen – ganz uneigennützig natürlich.
Am nächsten Tag sind wir durchs Rif-Gebirge gefahren und wurden nicht mit Steinen beworfen,

wie in jedem Forum gewarnt wird und auch in Chefchaouen, der blauen Stadt wollte uns keiner was illegales andrehen.
Alles Legendenbildung – Marokko ist ein geniales Reiseland ohne jeden Stress und Risiko, zumindest nicht mehr als z.B. am Balkan oder der Türkei
Am nächsten Tag Fès mit Altstadt und am Tag danach 470km nach Merzouga (das war der Tag mit den 46°C)
Ein Tag Wüste mit allem was dazu gehört und dann weiter nach Boumalne Dades wo wir die beiden berühmten Täler jeweils 30 oder 40km weit rein gefahren sind aber für die große Runde mit Verbindung der beiden Täler über einen 3.000er Pass und 100km Piste zu feig (weil zu schwer) waren.
Dann ein Tag relaxen

und danach über Ouarzazate und den Tizi N'Tichka-Pass nach Ait Ourir, wo wir uns 3 Tage einquartiert haben

für Tagesausflüge nach Marrakesch, zum Ouzoud-Wasserfall und in den Pool.
Geplant waren 2 Wochen Marokko + 1 Woche Spanien aber dann kam alles anders.

Die beste aller Sozias musste plötzlich vorzeitig nach Hause

und flog von Marrakesch direkt nach Wien anstatt zu viert stressig wieder rauf nach Spanien und von dort heim …
Und auf einmal hatte die Rumpfmannschaft, ein Paar auf der 1190R und meiner einer jede Menge Zeit.
Über den Tizi n' Test – bei Sprühregen

und Nebel wodurch nicht mehr als 20km/h ging nach Agadir (ganz egal, könnte auch in Spanien gewesen sein

) dann gemächlich an der Atlantikküste rauf über Essaouira

(Casablanca und Rabat links liegen gelassen) Tanger und retour nach good old europe.
Das Resümee:
Da fahr ich wieder hin (das letzte Mal war vor 34 Jahren, so lang werde ich wohl nicht mehr wieder warten können

) aber eher mit einem Auto.
Man wird nicht jünger

und so ein Landcruiser mit Klima und Automatik kann schon was
Das war erstmal nur ein kurzer Bericht für knapp 5.000 km in 3 Wochen

aber ich bin sicher, ich habe jetzt eine Lawine losgetreten und all die harten Jungs, die heuer schon die marokkanischen Pisten durchpflügt haben, werden sich jetzt geballt melden.
Einen weidwunden Ösi-XT-Kollegen mit nach einem Hoppala gequetschtem Ventlator

hab ich getroffen, der von unserem Forum noch nie gehört hatte – sonst nix,

vielleicht im Schnitt 2x am Tag europäische Motorräder

– die mit den dicken Tutteln, mehr brauch ich nicht sagen
Ein paar Fotos von meinen 1.800 geknipsten können vielleicht ein bisserl die tolle Stimmung vermitteln die in diesem einmaligen Land herrscht.

Ach ja, ist ja ein Motorradforum hier:
Dickerchen machte kein einziges Zickerchen, während die Kathi immer inkontinent

war und es bei großer Hitze aus ihren Kathedern (jetzt weiß ich warum die so heißen

) unten am Motor permanent rausludelte.
Kein Tropfen Öl gebraucht und kein Zehntel-Bar in die neuen genialen Heidenaus reingepumpt.
Liebe Grüße
Tilman