Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

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DrWolle
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Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von DrWolle »

Tag 1, Dienstag der 4. September
Eigentlich ging es ja schon am Montag in Hamburg los, sprich mit dem Autoreisezug. Aber das ist nicht wirklich die Geschichte, die ich erzählen möchte :-)
Nach dem Ausladen der Motorräder war erst einmal herumirren in Lörrach angesagt, weil hier wegen Bauarbeiten diverse Straßen gesperrt waren. Aber zum Schluss hab ich dann doch den Weg zur Autobahn gefunden. Auf gings in Richtung Bern, wo ich mich mit den Jungs von Ténéré –Tours verabredet hatte. Auf dem Parkplatz standen dann zwei XTs, eine Superdicke und eine 660er. Also dazu gestellt und dann ins Café, guten Tag sagen, schnell vorgestellt, ein kleines Frühstück und nen richtigen Kaffee (im Autozug ist der nämlich ungenießbar!) und dann zusammen mit Mario und Martin weiter auf die Autobahn bis Martigny. Das war ein angenehm entspanntes Fahren mit gut 120 km/h. Bei Martins 660er fiel mir auf, dass sie bei mehr als 125 km/h wegen der groben Stollen anfing zu pendeln. Die 1200er von Mario lief dagegen wie auf Schienen und meine mit den Heidenaus ja eh.
Aber sobald wir von der Autobahn runter waren und zum großen Sankt Bernhard hoch sind spielte das Pendeln keine Rolle mehr. Ein bisschen Eingewöhnung für die Kehren und Serpentinen brauchte ich noch, um mit den Beiden mitzuhalten, aber beim kleinen Sankt Bernhard lief es dann schon richtig flüssig. Die Superdicke Ténéré ist schon ein richtig guter Eckenflitzer! Anschließend gings durch Val d´Isère zum Col de l`Iseran, für mich das erste Mal in Nord-Süd-Richtung. Einfach schönes fahren und mal eine „Abwechslung“ zu meinen bisherigen Alpen-Touren. Anschließend gings in Richtung Col de Mont Cenis. Bei einem kurzen Stopp meinte Mario, er kenne eine schöne Schotterstrecke um den See herum, die wäre ein schöner Einstieg für die Grenzkammstraße. Zwar etwas schwieriger aber an sich auch mit vollem Gepäck gut fahrbar. Warum nicht dachte ich mir und stimmte dem Abstecher zu. Kurz vorm See gings dann rechts runter auf die Piste. Zuerst nur etwas schmaler und gut fahrbar, sogar ein LKW mit einem Bagger auf nem Tieflader kam uns entgegen, Hut ab vor dem Kutscher muß ich sagen! Ein paar Abzweigungen weiter wurde es schon schwieriger, weil leichter Nieselregen einsetzte. Aber der Blick auf den Lac Du Mont Cenis hat mich dafür entschädigt. Aber es kam dicker, die Piste wurde noch schlechter, der Schotter gröber und zu Allem kam auch noch eine störrische Herde Kühe dazu, die den Weg partout nicht mit uns teilen wollte, aber letztlich haben wir uns durchgeschlängelt und weiter gings auf dem immer holprigeren Weg. Dann kamen wir an eine ziemlich steile Steigung…heilige Scheiße… dacht ich noch, als Randsteine lagen grob behauene Steine von gut 1 m Länge, dann eine tiefe ausgewaschene Rinne und der Rest des Belages waren kinderkopfgroße Feldsteine, schön feucht und ziemlich ausgewaschen…aber da düste Mario mit der 1200er schon voraus. Martin mit seiner 660er hinterher. Auf der Hälfte des Anstiegs kippte Martin dann mit seiner Maschine zur Seite. Also erst einmal irgendwie anhalten und ihm helfen. Zum Glück ist ihm nichts passiert und es gab nur ein paar Kratzer an den Koffern. Die Rinne war gute 20 cm tief, vermutlich ist er aufgesessen und dann war die Traktion futsch oder so. Also das Mopped aufrichten, gemeinsam in die Spur setzen und dann wieder losfahren. Das ging dann auch gut und Martin kam heil oben an.
Und jetzt ich, der so gut wie keine Erfahrung mit so einer Piste hat…Arschloch dachte ich noch und dann Zähne zusammenbeißen und Gas! Mit Hüpfern und wild schlingernd hab ich dann meine 1200er über die Steigung gebracht. Unglaublich was mit dem Dickschiff geht! Am Ende der Steigung angekommen war ne Pause angesagt, wieder zu Atem kommen und dann ne Zigarette zur Beruhigung. Mario meinte dann noch, nun wäre ich auch bereit für die Grenzkammstraße, weil viel Dicker kommt`s da auch nicht mehr… Abwarten hab ich mir gedacht…Anderseits war ich schon irgendwie stolz, das Stück Steigung mit vollem Gepäck gemeistert zu haben!
Die Abfahrt zur Passstraße war dann recht entspannt und wir wurden mit schön glattem Asphalt und herrlichen Kurven belohnt. In Susa, wo wir so gegen kurz vor Sieben am Abend ankamen haben wir dann im Hotel Napoleon übernachtet. Dann noch eine lecker Pizza und ein paar Bierchen auf den Tag und ab gings in die Heia.
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Lac Mont Cenis, Blick nach Süden
Lac Mont Cenis, Blick nach Süden
Am Lac Mont Cenis, Blick gen Norden
Am Lac Mont Cenis, Blick gen Norden
Am Col de l`Iseran
Am Col de l`Iseran
Großer Sankt Bernhard
Großer Sankt Bernhard
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DrWolle
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Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von DrWolle »

Tag 2, Mittwoch der 5. September
Nach dem guten Frühstück haben wir dann die Moppeds gesattelt. Noch kurz tanken und dann sollte es zum Colle delle Finestre gehen, ein alter Bekannter von mir, dessen Verlängerung, die Assietta-Kammstraße letztlich zu meiner Vorliebe für Enduros geführt hat. An der Tankstelle haben wir dann noch Ewald mit seiner XT1200Z getroffen, nach ein paar Sätzen und gegenseitigem Gute Fahrt wünschen sind wir dann zum Finestre aufgebrochen. Die Auffahrt war ein bisschen rutschig, weil es leicht am Nieseln war, aber ansonsten lief alles glatt. Oben dann die obligatorische Zigaretten und Fotopause. Leider reichte die Zeit nicht für die Assietta, aber ich bin bestimmt nicht das letzte Mal in der Gegend. Die Abfahrt war dann geprägt von den tollen Ausblicken auf die Befestigungsanlagen und ins Tal. Unten angekommen ging`s dann auf gutem italienischen Asphalt zügig weiter, schließlich wollten wir gegen 16:00 Uhr in Triora sein. Wir sind dann zügig Landstraßen über Pinerolo, Saluzzo und Cuneo in Richtung Tende gefahren. Ab und an gab es ein paar kleine Schauer, aber die haben nicht weiter gestört, da es so um die 20° war. Dann die Straße zum Tende-Pass rauf und oben im Refugio lecker zu Mittag gegessen. Anschließend ging`s die berühmten 48 Kehren nach Frankreich hinunter. Während sich auf der Passhöhe noch die Wolken breit machten konnten wir nach den ersten Kehren die wunderbare Aussicht auf Tende und die noch vor uns liegenden Kehren bewundern. Auch wenn der Tende nicht unbedingt die Herausforderung darstellt, der Blick ist einfach unglaublich und so bin ich ganz gemütlich runter gerollt und hab die herrliche Aussicht genossen!
In Tende haben wir dann Roland mit seiner XT600 getroffen, der auch auf dem Weg nach Triora war. Noch ein Stückchen Asphalt, dann ging es links ab über La Brigue in Richtung Col Linaire. Zuerst noch asphaltiert, dann auf Schotter wechselnd gings relativ zügig den Berg hoch, allerdings war dann die Passage durch den Wald doch etwas rutschig und der Heidenau zeigte leichte Schwächen, für Matsch hat er dann doch zu wenig Profil. Aber es ging dann doch noch einigermaßen, dafür hatten Stiefel und Mopped eine dezente Schlammschicht bekommen. Oben dann wieder eine Verschnaufpause für Mensch und Maschine. Für mich überraschend war da aber doch einiges los, gefühlte 10 GS in allen Variationen, einige KTM und andere Enduros trieben oder besser wurden über den Pass in Richtung Norden getrieben.
Nach einer halben Stunde tauchten dann noch einige Ténéré auf, angeführt von Claudio, dem Organisator dieser Tour. So standen dann nicht mehr 4 XTs sondern 8 XTs auf dem Pass. Nach einem kurzen Hallo gings dann für uns den Pass hinunter in Richtung Triora und ich bekam den ersten Vorgeschmack von der Ligurischen Grenzkammstraße. So für den Einstieg und mit vollem Gepäck so zum Ende des Tages doch etwas anstrengend, aber die Dicke steckte alles gut weg und ich konnte mich schon mal an das Fahren im Stehen gewöhnen. Im Hotel dann großes Hallo und allgemeine Begrüßung der Teilnehmer sowie, ganz wichtig, das abendliche Abschlussbier! Irgendwie kam ich mir dann für einen Moment ein bisschen verloren unter den 9 Schweizern vor, aber das ging schnell vorbei und wir haben uns dann prima verstanden, auch wenn ich manchmal einfach nachfragen musste, weil die Jungs zu sehr ins Schwyzerdütsch gefallen sind. Insgesamt waren wir zu zehnt, davon drei Guides und sieben „normale“ Teilnehmer. 2 schöne alte XT600er, zwei XT660Z und sechs XT1200Z. Ich und zwei Andere hatten bisher so gut wie keine Schotterfahrung, aber das änderte sich dann bis Sonntag erheblich!
Das Hotel ist schön gelegen und bietet eine herrliche Aussicht von der Terrasse auf die umliegenden Berge. Zimmer waren auch Top und gemütlich ausgestattet. Das Abendessen war dann sehr gut, vier Gänge mit reichlich Wein und Wasser, eben typisch italienisch und sowas von lecker. Man gut, dass die Tour nur vier Tage dauert, ansonsten wären die Hosen wohl etwas enger geworden.
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Die Stiefel blieben auch nicht verschont
Die Stiefel blieben auch nicht verschont
erste Patina an meiner Maschine
erste Patina an meiner Maschine
Martin, Mario und Roland am Linaire
Martin, Mario und Roland am Linaire
Und hier meine Libby am Tende
Und hier meine Libby am Tende
Der Tende von den oberen Kehren aus gesehen
Der Tende von den oberen Kehren aus gesehen
Alte Festung an der Abfahrt nach Fenestrelle
Alte Festung an der Abfahrt nach Fenestrelle
Es wird wolkig am Finestre
Es wird wolkig am Finestre
Auffahrt zum Finestre von Susa
Auffahrt zum Finestre von Susa
Und hier bin ich
Und hier bin ich
Martin und Mario am Pass
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Gruß Wolle
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XTZ-Bastard

Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von XTZ-Bastard »

Hallo Wolle!
Das liest sich prima....
Bin auf den Rest gespannt....
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DrWolle
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Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von DrWolle »

Tag 3, Donnerstag der 6. September
Heute geht’s dann richtig rund! Nach einem ausgiebigen Frühstück ging`s dann los. Passend dazu natürlich blauer Himmel und Sonnenschein. Richtung Süden auf vielen kleinen und kurvigen Asphaltsträßchen Berg rauf und runter bis kurz vor die Küste. In einem kleinen Städtchen dann Kaffeepause und einen Blick auf die Küste. Leider recht dunstig aber trotzdem ein herrlicher Blick aufs Mittelmeer. Dann ging`s über kleine geschotterte Wirtschaftswege weiter wieder zurück auf Asphalt in Richtung Dolceaqua und nach Castelvittoria, einem herrlich auf einem Berg gelegenen Dörfchen, wo wir ein super leckeres Mittagessen bekamen.
Danach gings dann wieder den Berg runter und noch ein bisschen auf Asphalt, natürlich wieder herrlich kurvig, weiter. Dann links ab und die Schotterorgie konnte beginnen. Wir sind am Südeinstieg der LGKS und schrauben uns langsam auf Höhe. Nach dem ich es zunächst etwas langsamer angehen ließ ging´s dann immer besser und ich hab gelernt, wie man die Dicke über die vielen kleinen Erdwälle fliegen lassen kann. Zuerst dachte ich, diese Wälle dienen der Geschwindigkeitsbeschränkung, aber sie sollen verhindern, dass Wasser die Wege auswäscht, weil sie das Wasser immer zum Hang ableiten. Eigentlich egal, sie sind einfach schöne Sprungschanzen für die Dicke! Überwiegend war die Piste in relativ gutem Zustand, ein paar Passagen waren recht grob geschottert, aber waren noch keine wirkliche Herausforderung, aber Spazierenfahren wars auch nicht gerade. Immer wieder wurden kurze Stopps eingelegt, um die geniale Aussicht zu genießen und ein paar Fotos zu schießen. Das ist einfach eine herrliche Landschaft, vor Allem der ständige Wechsel der Vegetation, eben fuhren wir noch durch den Wald und ein paar Kehren später waren wir dann auf Höhe der Almen. Dazu immer wieder reine Felsformationen. Das ist schon beeindruckend, diese Landschaft.
Leider hats durch die Sprünge und Bodenwellen mein Topcase losgerüttelt, die teure Halteplatte von TT hat einfach aufgegeben, aber ein Spanngurt hat dann alles wieder ins Lot gebracht. Später hab ich dann gemerkt, dass die Rüttelei im Topcase auch noch meine Lesebrille und das Weitwinkelobjektiv der Kamera zerlegt hat. Ist eben so, wenn man die Sachen im Topcase nicht komplett einklemmt. Also Morgen ohne Topcase!
Alles in Allem ein genialer Einstieg in die LGKS und Morgen wird’s dann richtig losgehen. Wieder im Hotel das abendliche Bier und den Tag Revue passieren lassen. Nach dem tollen Abendessen waren wir dann doch schnell verschwunden und freuten uns auf den nächsten Tag.
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Kurzer Stopp in Dulce Aqua
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Noch mehr Ligurien
Noch mehr Ligurien
Blick zurück nach unten
Blick zurück nach unten
Von da sind wir gekommen
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Super-Mario und die elf Gebote
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Einfach Ligurien
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So gehts auch mit dem Topcase
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Ligurien, einfach schön!
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Teneres unter sich
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So macht das Fahren Spass!
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Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von DrWolle »

XTZ-Bastard hat geschrieben:Hallo Wolle!
Das liest sich prima....
Bin auf den Rest gespannt....
Danke und ich schlage vor, guck einfach gleich wieder rein :-)
Gruß Wolle
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Albert
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Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von Albert »

Hallo Wolle,
dein Bericht ist wirklich super geschrieben.
Da habt ihr ja eine tolle Tour gemacht.
Freue mich schon auf die weiteren Schilderungen.

Gruß Albert
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Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von DrWolle »

Tag 4, Freitag der 7. September
Heute wird’s ernst, wir machen die Nordpassage und unsere Guides bereiten uns auf einige sehr anspruchsvolle Passagen vor. Ansage ist, wer sich das nicht zutraut soll Bescheid sagen und er wird entweder über eine alternative Route geführt oder sie fahren das Mopped über diese Passage. Mich stimmt das schon bedenklich, zumal Mario auch noch andeutet, dass es schwieriger wird als dieses harte Teilstück am Mont Cenis… Aber egal, erst mal losfahren und dann sehen wir weiter. Der Anfang ist recht easy, es geht von Triora den bereits bekannten Weg rauf zum Colle de Sanson, von da aus den der LGKS nach Norden folgend. Zu Anfang noch einigermaßen leicht zu fahren wurde es immer schwieriger, der Schotter war lose, so dass das Mopped leicht ins Schwimmen kam, die Kurven teilweise rutschig und eng, dazu dann kopfgroße Steine überall auf dem Weg, die Straße teilweise sehr exponiert, sprich steile Hänge und das Ganze auch noch ohne Randsicherung. Aber einfach genial, die Ausblicke und das Gefühl, ich mach die LGKS mit der XT1200Z! Zum Glück war man viel zu konzentriert, um an den steilen Stellen in den Abgrund zu gucken, die Straße erforderte die volle Aufmerksamkeit und die Dicke wühlte sich richtig gut durch, schön im 2. Gang, Traktionskontrolle auf 2 und den T-Modus einschalten. Den Rest erledigen dann das super Fahrwerk und das mächtige Drehmoment der Super-Dicken. Einfach irre, was das Mopped so abkann und drauf hat! Und jetzt weiß ich auch, warum der Kühler an der Seite sitzt! Außerdem ist die ST das einzige Mopped, was singt, wenn es richtig hart wird. Meine Beschreibung hört sich jetzt vielleicht übertrieben an, aber vergesst nicht, ich sitze auf einem 270 kg Mopped und bin das erste Mal auf so einer heftigen Strecke! Natürlich war nicht die ganze Strecke so aufreibend, aber die einfacheren Passagen waren auch kein glatter Asphalt. Auf Höhe des Passo di Tanarello dann das erste unerwartete Ereignis, an Andys ST platze der Hinterreifen auf den letzten Metern vorm Pass. Genau zwischen zwei Profilblöcken ein gut 5 cm langer Riss. Da war nichts mehr mit flicken oder Schlauch einziehen. Der Reifen war endgültig hin. Zum Glück hatten die Junge von Tenere-Experience-Tours an Ersatzreifen gedacht. Dumm nur, dass sie in Triora lagen. Also schon mal das Rad ausgebaut und den Reifen abgezogen. Dank vieler helfender Hände und der guten Werkzeug Ausstattung kein Problem. Mario sollte dann zurück fahren und mit dem neuen Reifen wieder hoch kommen. Wie gut, dass ich immer einen Satz Strapse dabei habe, so ließ sich der Reifen schnell und einfach hinten auf die Tenere packen. Um nicht mit Allen hier zu warten, wurde die Gruppe geteilt, einige bleiben bei Andy, und Martin und Martin wählten eine alternative Route. Treffpunkt sollte dann zunächst das Refugio Barbera sein und Martin und Martin wollten uns dann am Tende erwarten. Weiter ging´s auf relativ gut zu fahrenden Strecken mit Schotter bzw. Erde durch ein Waldgebiet. Dat tuts auf einmal bei mir einen mächtigen Schlag am rechten Fuß, beim runter gucken vermißte ich im ersten Moment den Fuß, aber der war zum Glück noch dran. Die Fußraste fehlte… Also anhalten und gucken was los war. Ich muß wohl einen dicken Stein aufgewirbelt haben, der dann den Hebel vom Seitenständer verbogen und die Fußraste weggehauen hat. Renè hat dann die Fußraste gefunden, sie war schon angebrochen und hat vom Stein dann den Rest bekommen. Tolle Wurst…Aber zum Glück hat ein Moppe dja vier Fußrasten, also die Soziusraste umgebaut. Dabei hab ich dann auch noch gesehen, dass es den Motorschutz aus der hinteren Befestigung gerissen hat. Dank meinem Multitool, Renés Schweizer Messer und etwas Improvisation haben wir dann Alles wieder hingekriegt. Also weiter fahren. Es war schon etwas komisch so zu fahren, speziell im Stehen, weil die Rast schräg war und leider keine Zähne hatte, aber egal, nur die harten kommen zum Boaire! Naja, vorm Refugio gabs wieder mal ein heftige Schotterpassage… Mann Mann… wenn dann teilweise im Netz zu lesen ist, dass die LGKS ganz easy zu fahren sei mit Gepäck und Straßenreifen muß ich kotzen! Entweder das sind wirklich gute Fahrer oder einfach nur Angeber. Sicher geht das auch mit Gepäck und mit „normalen“ Enduro Reifen, aber ein Spaß ist es dann garantiert nicht, wenn es sich um eine ST oder GS handelt. Okay, von Nord nach Süd ist es etwas einfacher, aber auch noch kein Kindergeburtstag! So, genug gemeckert.
Auch diese Passage ging vorbei und als Belohnung gab es dann eine wunderbare Aussicht aufs Refugio Barbera und die noch bis dahin zu fahrende Strecke. Teilweise auf mehreren hundert Metern sozusagen aus dem Fels gesprengt führte die Straße am Hang entlang zum Col des Seigneurs. Von dann führt ein Weg hinunter zum Refugio Barbera, wo wir die Mittagspause einlegten und auf die anderen warten wollten. Von hier aus sind es noch gut 10 km bis zum Boaire und der berühmten Felsnadel. Das Mittagessen war wie gewohnt lecker dazu dann den obligaten Espresso. Knapp eine Stunde nach und trafen dann die Kumpels ein. Mario hat anscheinend einen neuen Rekord aufgestellt, er ist die Strecke nach Triora und zurück in ungefähr der Zeit gefahren, die wir nur für die Hinfahrt gebraucht haben… eben Super-Mario! Und es zeigt, welches Potenzial in der 1200er ST steckt.
Nach dem Essen ging es wieder los. Jetzt wurde es wirklich hart, eine recht lange Passage über loses Geröll und Felsstufen, teilweise 20 cm hoch. Zum Glück ging es dabei nicht an einem Abgrund vorbei, aber es zeigt, wie exponiert einzelne Passagen der LGKS wirklich sind und welche Kräfte der Natur der Straße zusetzen. Ich hab zu Anfang nicht gedacht, dass ich da ohne Umfaller durch komme, die Dicke hat gebockt, ist gesprungen, hat sich teilweise versetzt aber wir haben es geschafft und sind heil durchgekommen. Unglaublich, mit welcher Kraft sie sich da lang gewühlt hat! Den einen oder anderen Moment hab ich mich gefragt, warum ich mir das antue, aber ich wollte das eben und letztlich ist das Gefühl, die LGKS von Süd nach Nord geschafft zu haben doch ein tolles Gefühl, mal ganz abgesehen davon, dass wir das als Gruppe gemacht haben und die Landschaft, die einfach atemberaubend ist und überhaupt, es ist eben das Highlight für Reiseenduros!
Dann, nach dieser Passage, die Zigarettenpause, das Adrenalin und das Gefühl, ich habs geschafft ist schon echt ne tolle Belohnung, ich würde es immer wieder machen, solange die Straße legal befahrbar bleibt! Wieder auf die Moppeds und weiter geht’s, es ist nicht mehr weit zum Boaire! Claudio ist schon voraus gefahren, um von uns ein paar Fotos zu schießen. Dann, zum Glück ist die Strecke nicht mehr so hammerhart, kommt die Felsnadel vom Boaire in Sicht. Ich glaube, sie ist das meistfotografierte Motiv der Ligurischen und das zu Recht! Einfach atemberaubend! Und dann geht’s um die Nadel herum, bloß nicht in den Abgrund gucken und das Mopped unter Zug halten, die Kehre ist nämlich recht steil und ziemlich grober Schotter liegt da rum… Uff, geschafft und zum Fotoshooting anhalten. Die Beine zittern noch ein bisschen nach von den letzten Anstrengungen, aber dafür gibt’s jetzt jede Menge Glückshormone weil man fast durch ist. Der Ausblick ist phänomenal und auch der Blick in die Tiefe spektakulär. Kein Wunder, dass es der Pass der LGKS ist! Der Ausblick auf die Berge ringsum und die Täler war gigantisch und man muss einfach die Straßenbauer von damals bewundern, auf welch kühnen Trassen sie die Grenzkammstraße in den Felsen gebaut haben.
Nach dem Boaire gings dann relativ zügig weiter zum Col du Tende, wo wir dann auf die beiden Martins trafen. Im Refugio auf der Passhöhe gabs dann noch eine verdiente Pause und dann sind wir am Tende und am Fort de la Marguerie vorbei eine teilweise auch heftige Piste gefahren, die sich nachher mit vielen engen Kehren als Chemin de Spegi hinab ins Tal nach Tende gewunden hat. An der Tankstelle wurde noch einmal nachgetankt. Für mich war das auch der Punkt, wo ich keinen Schotter mehr haben wollte. Die Abfahrt hat mich ziemlich Kraft gekostet und für den geplanten Weg über den Col Linaire nach Triora Strecke fehlte einfach Kondition und bevor ich auf dem Pass das Mopped hinschmeiße wollte ich lieber die längere Strecke über Ventimiglia fahren, sprich nur Asphalt. Zusammen mit Mario sind wir dann diese Strecke gefahren, eine super ausgebaute Strecke bis Ventimiglia, die auf Grund der herrlich zu fahrenden Kurven noch einmal Adrenalin freisetzte und reichlich Spaß machte. Dann Stadtverkehr in Ventimiglia und zum ersten Mal erlebte ich die wahrhaft im Kamikaze-Stil fahrenden italienischen Rollerfahrerinnen und Fahrer. Himmel, die sind echt gnadenlos, aber die Autofahrer machen einfach Platz und so kommt Jeder gut voran. Eigentlich ein gutes Beispiel für Leben und leben lassen im Straßenverkehr. Schade nur, dass sowas in Deutschland nicht klappen wird… Von Ventimiglia ging es dann über viele Kurven und ein paar kleinere Pässe zurück nach Triora, wo wir so gegen 20:00 Uhr eintrafen. Zum Glück stand das obligatorische Bier schnell vor mir und es hat herrlich gezischt, als ich die ersten Schlucke trank.
Was für ein Tag, richtig anstrengend und voller Herausforderungen für mich, aber auch einer meiner schönsten Mopped-Tage! Allein für diesen Tag hat sich die Reise gelohnt! Und ich bin sicher, ich komme wieder! Nicht nur, um noch einmal die Grenzkammstraße zu fahren, sondern um auch die anderen vielen kleinen Sträßchen zu entdecken, ob nun Asphalt oder Schotter, di ein diesem Landstrich noch zu finden sind.
Das Abendessen verlief in sehr aufgekratzter Stimmung, aber nach den Strapazen des Tages waren wir dann doch zeitig im Bett, schließlich stand am nächsten Tag auch noch einiges an Strecke auf dem Zettel.
Dateianhänge
Zwangspause am Tanarello wegen geplatztem Reifen
Zwangspause am Tanarello wegen geplatztem Reifen
Blick vom Tanarello
Blick vom Tanarello
Einfach nur Berge
Einfach nur Berge
einfach Genuß pur, diese Landschaft
einfach Genuß pur, diese Landschaft
Hochachtung vor den Bauarbeitern, haben sie doch die Straße einfach aus dem Felsen geschlagen!
Hochachtung vor den Bauarbeitern, haben sie doch die Straße einfach aus dem Felsen geschlagen!
und hier der Blick zum Refugio
und hier der Blick zum Refugio
Blick vom Refugio Barbera zur Auffahrt des Col des Seigneurs
Blick vom Refugio Barbera zur Auffahrt des Col des Seigneurs
Einfach grandios die Landschaft
Einfach grandios die Landschaft
Was für eine Strecke, aber wir habens Alle geschafft!
Was für eine Strecke, aber wir habens Alle geschafft!
So weit so gut, den schlimmsten Teil haben wir hinter uns!
So weit so gut, den schlimmsten Teil haben wir hinter uns!
Gruß Wolle
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Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von DrWolle »

Und hier weitere Bilder zum Tag 4, Col de la Boaire und noch einmal was vom Tende.
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Straßenzustandsbericht;-)
Straßenzustandsbericht;-)
Zwei alte Schätzchen am Boaire
Zwei alte Schätzchen am Boaire
Blick auf den Parkplatz ;-)
Blick auf den Parkplatz ;-)
Gipfelstürmer
Gipfelstürmer
der Col de la Boaire
der Col de la Boaire
Anfahrt zum Tende
Anfahrt zum Tende
Geschafft aber sowas zufrieden!
Geschafft aber sowas zufrieden!
Das Fort Central oberhalb des Tende
Das Fort Central oberhalb des Tende
der Col di Tende
der Col di Tende
Geschafft, die Nordpassage liegt hinter uns!
Geschafft, die Nordpassage liegt hinter uns!
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Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von DrWolle »

Tag 5, Samstag der 8. September
Heute wollen wir überwiegend Asphalt fahren und nur als Starter solls über eine „leichte“ Schotterpiste gehen. Naja, was leicht eben so aus Claudios Sicht bedeutet… Aber im Nachhinein betrachtet wars schon gut, auch heute noch ein bisschen Schotter als Spielplatz zu bekommen. Wie immer natürlich mit spektakulären Ausblicken auf Ligurien. Unser Ziel war der Startpunkt eines 24 Stunden Amateur Enduro Rennens, unter anderem weil dort auch Davide Biga an den Start ging.
Er ist in 2010/2011 mit einer XT1200Z runde 100.000 km um die Welt gefahren, und das ohne Defekte von Seiten des Motorrades. Das gemeinsame Mittagessen mit ihm war interessant, auch wenn nur wenig mitbekommen haben, weil das Gespräch auf Italienisch geführt wurde. Viel spannender für mich war das Teilnehmerfeld, gestartet wurde immer in kleinen Gruppen von 3 oder 4 Moppeds. Und es war alles vertreten, was als Enduro auf dem Markt war oder ist. Natürlich auch etliche XT1200Z, relativ wenige 1200 GS, wenn dann eher als HP2. Aber viele 80 und 100 GS, teilweise wirklich super aufgebaut mit langen Federwegen. Sogar 2 Stelvio waren im Starterfeld. KTM als 1 oder 2 Zylinder, Aprilia, Cagiva, Honda AT, Transalp und Dominator, ein paar Kawasaki und reichlich Suzukis, sogar ein paar BIGs und wirklich viele Ténérè, von der 600er bis zur 1200er. Alle mit Zusatzscheinwerfern, viele mit Zelt und einige sogar mit Kletterseilen als Gepäck. War schon spannend, diesen Fahrerinnen und Fahrern beim Start hinterher zu gucken.
Für uns gabs noch ein kurzes Fotoshooting mit Davide und dann gings zurück nach Triora, diesmal über kleine und kleinste Asphaltsträßchen, eine echte Kurvenorgie! Als wir dann im Hotel warten hatte ich das erste Mal seit ich Mopped fahre das Gefühl, ich habe genug Kurven gehabt!
Später dann sind wir noch ein wenig zusammen gesessen und haben wehmütig dran gedacht, dass wir Morgen wieder im Alltag angekommen sind und nach Hause fahren, mehr oder weniger auf direktem Weg.
Alles in Allem waren diese Tage für mich einfach nur ein tolles und herausforderndes Motorrad-Abenteuer, das ich zusammen mit den wirklich netten Schweizer Freunden genossen habe. Deswegen hier auch noch mal Danke an Claudio, Mario und Martin von den Tenere-Experience- Tours und an Andy, René, Marcel, Martin, Roland und René! Jungs, es war einfach Klasse mit Euch!
Und ich hoffe, dass ich sowohl die Ligurische wieder fahren kann als auch noch einmal mit Euch zusammen die Alpen unsicher machen kann.
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Rast nach dem letzten Passaufstieg im Schotter
Rast nach dem letzten Passaufstieg im Schotter
Tunnelblick
Tunnelblick
mehrere Generationen Ténérés am Start
mehrere Generationen Ténérés am Start
Die KTM-Fraktion am Start
Die KTM-Fraktion am Start
diverse Moppeds
diverse Moppeds
wieder ein paar Yamahas
wieder ein paar Yamahas
Eine XT600, wahrscheinlich die älteste Maschine am Start
Eine XT600, wahrscheinlich die älteste Maschine am Start
Die 100.000km XT1200Z von Davide Biga
Die 100.000km XT1200Z von Davide Biga
Eine Husquarna  und ne Dominator am Start
Eine Husquarna und ne Dominator am Start
BMW 2-Ventiler am Start
BMW 2-Ventiler am Start
Gruß Wolle
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Chris
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Re: Abenteuer Ligurische Grenzkammstrasse

Beitrag von Chris »

Suuuper Reisebericht, da bekommt man Lust direkt los zu fahren :daumen:
lg Chris
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