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Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Fr 11. Sep 2020, 16:26
von Südwestpfälzer
Ja, richtig gelesen... wollte heute mal 'nen freien Werkstatttermin bei meinem

ausloten hinsichtlich der bald fälligen 1.Ventilspielkontrolle bei 42.000 km.
Da meinte er zu mir och nöh... die

machen wir bisher alle auf und direkt wieder zu, da bei 42.000 noch längst nix einzustellen sei. Ach so?
Er schlug mir vor, stattdessen lieber einen Druckverlusttest zu machen. Da würde man merken, ob sich das Aufmachen schon lohnt... im Ernst, ist das so?
Oder einfach noch weitere 20.000 km drauffahren, das sei kein Problem. Na, wenn ein alter erfahrener Yamaha-Händler das so sagt, sollte doch was dran sein, oder was meint Ihr?
Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Fr 11. Sep 2020, 16:35
von jalla
Ist halt ein zweischneidiges Schwert.
Lose Ventile kann man u.U. hören und da entsteht selten ein großer Schaden.
Stramme Ventile können evtl. ein größeres Probl. darstellen und das hört man halt nicht.
Ich kenne das mit den Druckprüfungen. Bei meiner würde ich auf Aufmachen bestehen.
Betrifft mich heuer aber nicht, da ich immer vorher verkaufe/in Zahlung gebe

Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Fr 11. Sep 2020, 21:57
von Stefan_L
Ich schreib mal lieber nix dazu, Yeti wird sicher was dazu beitragen....
Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Sa 12. Sep 2020, 09:08
von Südwestpfälzer
Vielleicht werde ich einfach selbst den Ventildeckel runtermachen und nachmessen. Bis dahin traue ich's mir noch alleine zu. Sollte eins zu eng sein und deshalb die Nockenwellen raus müssen, kann ich meine

dazu ja immer noch per Anhänger zum

bringen.
Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Sa 12. Sep 2020, 16:38
von Yeti
Südwestpfälzer hat geschrieben: Fr 11. Sep 2020, 16:26
wollte heute mal 'nen freien Werkstatttermin bei meinem

ausloten hinsichtlich der bald fälligen 1.Ventilspielkontrolle bei 42.000 km. Da meinte er zu mir och nöh... die

machen wir bisher alle auf und direkt wieder zu, da bei 42.000 noch längst nix einzustellen sei.
Daß bei 40.000 km die allermeisten Ventile der Tassenstößelsteuerung noch innerhalb des Soll-Ventilspiels liegen, das ist bekannt, und das weiß auch Yamaha. Dort wird man wohl festgestellt haben, daß bei längeren Intervallen zu viele Ventile mit zu wenig Spiel vorkommen. Also bleibt man bei 40.000.
Ein verbranntes Ventil bedeutet im Ergebnis einen großen Schaden

.
Südwestpfälzer hat geschrieben: Fr 11. Sep 2020, 16:26 Er schlug mir vor, stattdessen lieber einen Druckverlusttest zu machen.
Druckverlusttest ? Bei einer Kompressionsprüfung erkennt man nur, ob ein Ventil beschädigt und deshalb undicht ist. Über das Ventilspiel erfährt man dabei NICHTS. Der Grund ist ganz einfach und sollte auch einem „alten erfahrenen Yamaha-Händler“ klar sein:
Selbst wenn der Motor vorher warm gelaufen ist sind während der Kompressionsmessung die Ventile „kalt“ und weisen daher keine Wärmedehnung auf. Die Sitze sind selbst dann dicht und damit die Kompression i.O., wenn alle Ventile nur 0,05 mm Spiel haben. Soll ist 0,10 – 0,16 bzw. 0,22 – 0,28mm. Zu viel Spiel, was wohl selten vorkommen wird, spielt auch keine Rolle. Also ist dem Vorschlag nicht Folge zu leisten.
Gruß, Yeti.
Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Sa 12. Sep 2020, 16:42
von TJoe
Kompressions- und Druckverlusttest sind zwei unterschiedliche Dinge. Aber schon klar, was das Ziel sein soll...
Aber Kompression kann gut sein, und wenn sich das Ventilspiel am unteren Limit bewegt und der Motor heiss wird, geht's dem Ventilsitz an den Kragen...
Also: aufmachen und nachmessen. Ohne wenn und aber!
Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Sa 12. Sep 2020, 17:21
von Yeti
jalla hat geschrieben: Fr 11. Sep 2020, 16:35 Lose Ventile kann man u.U. hören und da entsteht selten ein großer Schaden.
Sagt wer ?
Ich nehme mal an, mit "Lose Ventile" ist zu viel Ventilspiel gemeint. Diese Ansicht wird an Stammtischen gerne vertreten und ist unsinnig. Die Leute haben vielleicht schon einmal eine Nockenwelle in der Hand gehabt, aber sie haben nicht gesehen und verstanden, was sie in der Hand haben, was auch sonst sehr häufig vorkommt

.
Die Nocken enthalten anlauf- wie ablaufseitig einen sogenannten Vornocken, den man nur rausmessen, aber nicht sehen kann. In diesem Bereich ist die Nockenbeschleunigung gering. Er verfolgt den Zweck die Spiele herauszunehmen, damit der Nocken sich kraftschlüssig an die Tasse anlegt, bevor der große Ruck erfolgt – ich drücke das jetzt mal einfach aus. Die Vornockenhöhe muß also größer sein als das Ventilspiel bzw. das Ventilspiel darf nicht größer werden als die Vornockenhöhe. Ist das Ventilspiel zu groß, so wirkt sich das Zusammentreffen von Nocken und Tasse wie ein heftiger Hammerschlag aus mit hohen Belastungen für alle Bauteile. Man hört, daß es klappert.
Ablaufseitig gilt für Vornockenhöhe und Ventilspiel das gleiche. Hier hat der Vornocken die Aufgabe, das Ventil „sanft“ und kontrolliert aufzusetzen. Ist das Ventilspiel zu groß, so fällt das Ventil mit nahezu voller Schließgeschwindigkeit in den Sitz > Verzögerungsweg praktisch null, Kräfte auf den Teller enorm. Dabei zieht sich der Ventilteller federnd in den Sitz und drückt sich wieder hinaus, mehrmals pro Schließvorgang

– das kann man unter dem Stroboskop sehen ! Das bedeutet Sitzverschleiß und bei längerer hoher Drehzahl ein
Abreißen des Tellers. Kein großer Schaden
Mein Rat: Ventilspiel wie vorgeschrieben einhalten. Die Entwickler sind viel schlauer als der Stammtisch meint

.
Grüße, Yeti.
Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Sa 12. Sep 2020, 18:16
von doppelklick
Stefan hatte Recht. Der Yeti gibt eine vernünftige Antwort.

Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Sa 12. Sep 2020, 18:38
von Schwenker-Markus
Ich war dabei und durfte zuschauen, als mein

bei 42'000 km die Ventilspiele kontrolliert hat. Es waren alle noch in der Toleranz, halt mehr oder weniger knapp. Theoretisch hatte man das so sein lassen und wieder zumachen können . Der

meinte dann, das wäre genau der Zweck der Kontrolle und wenn schon offen ist, tauscht man die Shims so, dass man auf der anderen Seite der Toleranz ist. Dann hat man für die nächsten km Ruhe. Diese Erklärung und Vorgehensweise erscheint mir logisch.
Das Problem ist halt bei der

, dass das Auf- und Zumachen mehr Arbeit gibt, als das Einstellen des Ventilspiels selber. Aber das ja irgendwie das Herz des Motors und da würde ich keine Kompromisse eingehen. Wem eine ordentliche, durch einen Fachmann ausgeführte Ventilspielkontrolle alle 40'000 km zu teuer ist, der sollte vielleicht darüber nachdenken, auf ein Fahrrad zu wechseln

.
Re: Kompressionstest statt Ventilspielkontrolle?
Verfasst: Sa 12. Sep 2020, 19:36
von jalla
Man muss nur die falschen Worte wählen und schon kommt er aus seinem Iglu, der Yeti.
Danke für die ausführliche Antwort. Wieder was gelernt.
