Das Thema ist natürlich wichtig, immerhin kann jeder in die Lage kommen, Hilfe zu brauchen oder Hilfe leisten zu müssen. Ich habe glücklicherweise Vorbildung auf dem Gebiet, weil ich zwischen Abitur und Studium von 2014-2017 hauptamtlicher Rettungssanitäter war. Den Job kann ich nicht unbedingt empfehlen, aber die Ausbildung und die berufliche Erfahrung werden mir hoffentlich mein Leben lang helfen können, wenn ich nicht einfach aus jugendlicher Demenz alles vergesse.
Ich habs seit meinem Dienstende erst einmal wieder unterwegs gebraucht, für eine blöde Schnittwunde. In dem Moment wäre ich für eine 10er Kompresse sehr dankbar gewesen und im Grunde auch für ein Paar Einmalhandschuhe (glücklicherweise wars meine Frau, der glaube ich mal, dass sie nix ansteckendes hat

und sie mir hoffentlich auch. Abgesehen davon, dass steriles Arbeiten ohne Handschuhe und ggf Desinfektion nicht geht ) . Beides ist aber zumindest in meinem kleinen Standardnotfallset für Motorräder nicht enthalten. Und eigentlich auch sonst nichts, was nützlich wäre, wenn mal was passiert. Kleine und kleinste Verletzungen oder Blutungen lassen sich mit dem Krempel vielleicht beheben, für alles weitere taugt es meiner Meinung nach nichts. Was mich auf den Gedanken bringt, mir im Winter selbst was passendes zusammenzustellen.
Und auch als Rettungssanitäter glaube ich nach wie vor, dass es nicht schaden kann, entweder hin und wieder einen Auffrischungskurs zu besuchen, oder (sofern berufliche Vorbildung vorhanden) das eigene Ausbildungsmaterial, den (wenn man Zeit hat sehr hilfreichen!) Taschenatlas Rettungsdienst und eventuell eigene Fachbücher zur Hand zu nehmen und sich die gängigsten Sachen nochmal durchzulesen.
Und natürlich: Keine Scheu haben. Wirklich schlimmer machen wird man normalerweise nichts. Der zentrale und erste Satz meiner Ausbildung war damals folgender - "Der Typ ist schon klinisch tot, schlimmer kann es nicht mehr werden!" Genauso: Nicht zögern, die 112 zu wählen. Niemand macht Probleme, wenn es am Ende doch nicht so schlimm ist. Lieber einmal zu oft anrufen als zu wenig.
Was ich allerdings als Kritikpunkte sehe:
- Erstehilfe-Ausbilder sind oft genug keine Rettungsdienstler mit Berufserfahrung und haben selbst kaum mehr als einen Kurs, den sie oft noch nie selbst auf Praxistauglichkeit überprüfen konnten. Gelegentlich erzählen die dann Sachen, die entweder einfach nicht stimmen oder nutzlos sind. Das bisher schlimmste Beispiel, das ich persönlich mitbekommen habe: Durch einen Schock drohe schlimmstenfalls Bewusstlosigkeit, das sei immerhin nur etwas psychisches. Richtig wäre gewesen: Ein Schock führt unbehandelt grundsätzlich immer zum Tod des Patienten, es handelt sich dabei keineswegs um den Zustand "unter Schock zu stehen", sondern um eine extrem bedrohliche und sehr physische Angelegenheit.
Glücklicherweise gibts natürlich nicht nur solche Leute, sondern auch sehr kompetente. Das gleiche gilt übrigens meiner Erfahrung nach für Fahrlehrer. Einige erzählen ihren Schülern, es gäbe eine Strafe, wenn man unnötig den Rettungsdienst ruft, weil die Situation doch nicht so ernst ist (Quatsch...), oder (mein Lieblingsbeispiel), man müsse die Rückenlehne des Sitzes exakt an die eigene Wirbelsäule anpassen, ansonsten könne diese bei einem Unfall durch das Luftpolster dazwischen brechen (noch größerer Quatsch) andere geben nützliches Wissen weiter.
- Es gibt leider immer noch keine Pflicht zum Mitführen von Verbandszeug. Und dummerweise könnte das wohl auch in den meisten modernen Maschinen gar nicht mehr mitgeführt werden, wie auch vernünftiges Bordwerkzeug.
- Genauso gibts keine Pflicht zum Auffrischen der eigenen Kenntnisse. Stattdessen werden die Kurse seit Jahren auch noch zusammengekürzt.
An den Stellen sollte dringend was getan werden.
Meine Anregung zum Schluss übrigens: Bringt zum nächsten Kurs mal Eure eigenen oder alte Helme mit. Meist kennen die Ausbilder nichts anderes als einen D-Ring Verschluss an einem Helm, der demjenigen, dem er abgenommen werden soll, auch noch viel zu groß ist. Eine Helmabnahme ist auch für Fachpersonal schwierig, und noch viel schwieriger - aber auch realistischer - wird es, wenn der Helm auch wirklich passt und mal ein paar verschiedene Verschlussarten durchgespielt werden können, gern auch Klapphelme.