Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

edgar

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von edgar »

DrWolle hat geschrieben: Mi 30. Aug 2017, 22:00 Hallo Edgar,
Peter hat mir schon berichtet von Deinem Wechsel. Viel Spaß mit der Dicken und Grüße aus Slovenien!
Danke! Lasst es krachen und beste Grüße an Fritze!!! :winken: :bier:
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DrWolle
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Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 6, 31. August 2017
Nach einem der Villa Monet entsprechenden opulenten Frühstück sind wir wieder gegen halb zehn aufgebrochen. Gestern Abend hatte ich noch die Scheinwerferbirnen ausgewechselt, weil sich eine Birne verabschiedet hat. Nun sieht die Ténéré wieder mit beiden Augen.
Die Route ging über Slowenien durch einen kleinen Zipfel von Kroatien und wieder zurück nach Slowenien und dann nach gut 20 Kilometern nach Ungarn und weiter nach Heviz am Plattensee. Die ersten knapp hundert Kilometer führten uns noch durch hügeliges Gelände, um dann im der Ebene durch Kroatien weiter zu gehen. Über dieses Stückchen Kroatien gibt es nicht viel zu berichten, außer dass es wie die Schweiz ist, Ortschaft folgt auf Ortschaft, so dass man gefühlt nicht voran kommt. Ansonsten eher langweilig, zumindest der eng besiedelte Norden. Der Grenzübertritt zurück nach Slowenien war unspektakulär, zweimal auf 5 Metern Ausweis vorzeigen und das wars, jedenfalls für mich. Peter wollte aus Versehen die Grenze durchbrechen, die Schranke war wegen mir ja noch offen, aber ein scharfer Ausruf vom Grenzpolizisten konnte das dann doch verhindern ;-) Der Grenzübergang von Slowenien dann nach Ungarn war fast zu übersehen, wenn dort nicht ein kleines Stück des ehemaligen „eisernen Vorhangs“ und ein halb verrostetes blaues Schild mit zu erahnenden Sternen und der Aufschrift „Magyarorszag“ aufgestellt wäre. Dann ging es weiter in die pannonische Tiefebene Ungarns, meist über recht gut ausgebaute Straßen und auffallend wenig Verkehr. Wir kamen dementsprechend gut voran und sind dann gegen 15:30 Uhr in Heviz angekommen. Hier haben wir ein schnuckeliges Appartment gebucht. Die Vermieterin war wirklich lieb, auf meine Frage, ob sie ein kaltes Bier hätte setzte sie sich ins Auto und holte und ein paar kalte Dosen ungarisches Bier ;-) Wirklich lieb. Das Bier haben wir dann auch draußen unterm Sonnenschirm genossen. Sonst gibt es heute nur noch zu berichten, das Peter auf seiner BMW die 100.000 km vollgemacht hat und wir den ganzen Tag über zwischen 30 und 40 Grad hatten. Insofern war es gut, dass wir zeitig Quartier gemacht haben!
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Verdienter Feierabend für die Moppeds
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100.000 km voll gemacht bei der GS
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Last Man helming ;-)
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Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von Reko »

Hallo Wolle :winken:
Mal wieder ein schöner Bericht, da bekommt man direkt Lust hinterher zufahren!
Viel Spaß noch
Grüße Denny
Werner_ED
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Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von Werner_ED »

Hallo Wolle,
ein großer Daumen hoch von mir, für die schönen Berichte.
Ich fahr direkt mit, viele Teilbereiche kenne ich aus eigener Er"Fahrung".
Ich wünsche Euch noch viel Spass und mir (uns) schöne Berichte.
Gruß aus Erding
Werner :-)
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DrWolle
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Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 7, 01. September 2017
Heute Morgen ging es schon gegen acht Uhr los, um die „Morgenkühle“ soweit möglich auszunutzen und weil es kein Frühstück gab. Wir fuhren am Balaton entlang, um auf der Halbinsel bei Tihanyi Rev mit der Fähre über den See zu fahren. In der Nähe vom Fähranleger fanden wir ein Bistro, wo wir unser verspätetes Frühstück einnehmen konnten. Es gab ein lecker Omelett mit Salami, Schinken und Paprika, dazu tranken wir Latte Macchiato. Das Omelett war richtig gut, und hat für den ganzen Tag gereicht.
Die Fähre war dann auch wie bestellt bereit als wir das Frühstück beendet hatten. Der Fährmann hat uns dann für die Moppeds und Fahrer 15€ abgeknöpft, kein Schnäppchen aber besser als zu schwimmen oder um den ganzen See herum zu fahren. Danach gings dann wieder durch die pannonische Tiefebene bei freundlichen 35 – 38 Grad… Zum Glück waren die Straßen weitgehend leer, so dass wir gut Strecke machen konnten, immerhin standen heute 420 km auf dem Zettel. Gegen Mittag haben wir dann die Donau überquert und ein kurzes Päuschen auf dem baumbestandenem Markplatz von Dunaföldvar eingelegt. Zum Essen war es viel zu warm, also haben wir nur getrunken und uns etwas die Beine vertreten. Während der Pause kamen noch ein paar Tschechen auf alten öltropfenden Jawas an und haben ihre Zweitakter neben uns abgestellt. Es waren recht junge Burschen, vielleicht so um die 20 und auf dem Rückweg von Rumänien.
Weiter gings für uns dann Richtung Szeged (richtig, das sind die mit dem Gulasch) wo wir noch einmal die Tanks auffüllten und ein paar kühle Getränke nachkippten. Dann gings weiter zur rumänischen Grenze, die nicht mehr weit war. Der ungarische Grenzübergang war total verwaist, also langsam weiter zur rumänischen Station. Dort saß ein Grenzer auf einem Stuhl und verlangte von den Reisenden die Papiere. Es war der ungarische Grenzer. Der rumänische Grenzer saß in seinem klimatisierten Kasten und winkte uns durch, schließlich hat sein ungarischer Kollege unsere Papiere geprüft. Dann waren wir in Rumänien.
Landschaftlich hat sich kaum was verändert, außer dass zunächst die Felder größer waren. Die Dörfer waren etwas ärmlicher als in Ungarn und erinnerten mich stark an den westlichen Teil Russlands, speziell die Strecke von Maoarchangelsk nach Wolgograd. Und es war genauso warm.
Nach der Grenze waren es noch knapp 50 km bis zur Unterkunft, einem Motel mit Tankstelle dicht an der Straße im Örtchen Biled. Die Zimmer sind soweit okay, aber Peter musste noch einmal zur Rezeption und meckern, weil kein Wasser aus den Hähnen kam. Auch das klappte dann. Leider gab es kein Restaurant und auch der Erkundungsgang ins Dorf war essentechnisch nicht erfolgreich. Also kurz in das Magazin Mix rein und Getränke (kein Bier!) und für mich Tucs und für Peter ein Erdbeercroissant gekauft.
Während des Heimweges frischte der Wind stark auf und trieb ein paar Staubwolken über die Straße. Dazu färbte sich der Himmel dunkel ein, das sieht nach Gewitter aus… schaun wir mal.
Achja, in Rumänien ist es eine Stunde später als in Deutschland, und jetzt um 20:30 Uhr ist es finster.
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Dunkle Wolken am Horizont...
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Angekommen
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Schattenspiel bei 38 Grad
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Die Tschechen-Bikes
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Auf der Balaton-Fähre
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Frühstück mal in der Pappe
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Ready to go
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Gruß Wolle
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edgar

Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von edgar »

Klasse geschrieben...danke für die Einblicke!
Bitte fahrt vorsichtig im Rumänien!!!
Ich konnte mir Februar / März diesen Jahres ein Bild von der "rumänischen Fahrweise" machen, allerdings im Auto...ehrlich, es kamen ein paar graue Haare dazu!

Gruß Edgar
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cruiser13
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Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von cruiser13 »

Hallo Wolle,

es ist diesmal zwar nicht Sibirien, aber ich lese deine Reiseberichte einfach gern, egal von wo. Wünsche euch eine weiterhin gute und abwechslungsreiche Reise.

Gruß aus München :winken:
Peter
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DrWolle
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Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Danke Peter ;-)
mir macht das Schreiben auch Spaß und es muß ja nicht immer so ein fettes Abenteuer sein. Wobei, gestern wars schon recht abenteuerlich im Czerna-Tal. Siehe nachher den Bericht.
Gruß Wolle
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DrWolle
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Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 8, 02. September 2017
Der Tag begann für mich früh, es plätscherte draußen, als wenn es hagelt. Also schnell aufstehen und gucken was los ist, es war nur ein Schauer, aber die Tropfen fielen auf ein Blechdach, daher der Lärm. Beim Blick auf die Uhr stellte ich dann fest, dass es eh Zeit zum Aufstehen war, sprich es war kurz nach sieben. Da es eh kein Frühstück gab bin ich erst mal raus um nach dem Wetter zu gucken. Vom Regen war schon nichts mehr zu sehen, alles war schon wieder trocken, aber immerhin auch etwas kühler als gestern. Immerhin gab es Kaffee, dazu aus dem Tankstellenshop ein Tütenhörnchen und dann schnell packen und aufrödeln. Unterm Strich war die Unterkunft ein Fehlgriff! Also, wer durch Biled in Rumänien kommt sollte nicht das dortige Motel Angellis nehmen. Entweder einen Ort vorher das Schwabenhaus nehmen oder 20 km weiter fahren zur nächsten Unterkunft.
Doch genug gemeckert, rauf auf die Moppeds und los geht’s. Heute geht es zum Donaudurchbruch und dann nach Herkulesbad, wo wir einen Unterkunft vorgebucht haben. Zunächst geht es jedoch durch die Ebene nach Temeschwar und dann wird’s hügelig und wir machen Bekanntschaft mit den berüchtigten rumänischen Schlaglochpisten. Wer meinen Bericht Roads to Siberia kennt kann mit dem Begriff Straßentango was anfangen. Eine echt schlimme Straße, manchmal hatten wir die Wahl zwischen einem tiefen und einem ganz tiefen Schlagloch! Zum Glück war der Spuk nach ca.25 km vorbei. Bei einer kurzen Pause trafen wir dann noch auf eine Gruppe Moppedfahrer, die auch grad diese Strecke hinter sich gebracht hatten. Zwei Goldwings waren dabei, die muss es schwer gebeutelt haben.
Danach ging es wieder hügelig weiter bis zur Donau. Schon von weitem war sie als mächtiger Strom zu erkennen. So rund 100 km ging es am Ufer der Donau entlang, teilweise dicht am Ufer teilweise auch höher am Hang entlang. Jede Menge Angler saßen am Ufer und schienen wohl auch durchaus erfolgreich zu sein, weil alle ein keines Lagerfeuer in Gang hielten.
Später dann war das Ufer von Hotels und Pensionen gesäumt, ein bisschen wie früher in Jugoslawien die Küstenstraße. Der Donaudurchbruch war dann beeindruckend, auch weil der Fluss vorher fast wie ein See wirkte. Leider gab es keinen schönen Aussichtsplatz. Einen guten Kilometer weiter liegt das Kloster und kurz danach folgt das in den Felsen geschlagene Antlitz eines alten Herrschers. Hier war Halligalli wie am Ballermann! Via Intercom haben wir dann kurz besprochen, dass wir lieber weiterfahren und auf den Trubel bei 35 Grad verzichten. Dann gings es bei Orschowa wieder ins Innenland Richtung Herkulesbad zu unserer Unterkunft. Da Peter diesmal den Wegpunkt nicht genau gesetzt hat waren wir zunächst etwas orientierungslos. Aber Fragen kann helfen und so sind wir dann doch beim Hotel angekommen. Nach dem Reinfall gestern wieder eine feine Unterkunft, tolle Zimmer, nette Wirtsleute und sogar mit Pool und gekühlten Getränken. Zum Essen waren wir aushäusig, es gab Spaghetti und dazu jeweils einen Salat. Die Krönung war die selbstgemachte Limonade, davon brauchten wir jeweils 2 Gläser gegen den Durst, einfach lecker! Morgen wird’s eine kurze Etappe von ca. 130 km, eventuell noch teilweise geschottert, aber es wird kein langer Fahrtag werden. Also auch etwas länger schlafen :-)
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Die berüchtigten rumänischen Schlaglöcher
Die berüchtigten rumänischen Schlaglöcher
Das komplette Menü
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Bulgarischer Salat
Bulgarischer Salat
Lecker Limonade, nach einem heißen Tag perfekt zum durstlöschen
Lecker Limonade, nach einem heißen Tag perfekt zum durstlöschen
Nochmal der Donaudurchbruch, diesmal stromab
Nochmal der Donaudurchbruch, diesmal stromab
Der Donaudurchbruch beim eisernen Tor
Der Donaudurchbruch beim eisernen Tor
Noch mehr grüne Donau
Noch mehr grüne Donau
Schöne grüne Donau
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Pause an der Donau
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Verdiente Ruhepause unterm Wein
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Re: Wolles und Fritzes Weg in die Karpaten

Beitrag von DrWolle »

Tag 9, 03. September 2017
Heute war nur eine kurze Etappe von 130 km geplant. Hört sich erst einmal nach wenig an, aber es geht durch das Cerna-Tal, ca. 60 km davon sind Piste, teilweise noch mit Resten des ehemaligen Asphalt- bzw. Betonbelags und nach der Staumauer nur noch eine Naturstraße, aber die hatte es dann in sich, wie wir rausfinden durften!
Wir haben die Wecker auf acht Uhr gestellt und sind dann langsam hoch. Unsere Wirtin hat sich dann bereit erklärt uns doch ein Frühstück zu machen (eigentlich Übernachtung ohne Frühstück), was super lecker war, es gab ein Omelett mit scharfer Salami und Schinken, dazu Weißbrot und Marmelade und Kaffee. Uns hat`s super geschmeckt und es war genau die richtige Grundlage für die Strecke nachher. Nach dem Frühstück gings ans Packen und dann die Moppeds auf dem Grundstück umdrehen und über die Bordsteinkante bringen. Auch das hat gut geklappt.
Dann gings los, zunächst ein Stück durch Baile Herculane, dem alten Herkulesbad, und dann rechts ab der Cerna entlang. Zunächst auf einer gut ausgebauten Straße entlang an vielen Themalbadestellen, die trotz der „frühen“ Stunde schon gut besucht waren.
Nach gut 20 Kilometern zweigte die „gute“ Straße rechts in Richtung Targu Jiu ab und wir sind dann nach rechts auf der DN66A weiter gefahren. Bis zum Örtchen Cerna Sat war es noch ein entspanntes Fahren, zwar gab es einige Schlaglöcher, aber das war nicht weiter dramatisch. Nach dem Dörfchen wechselte der Belag auf Betonplatten, die allerdings ziemlich kaputt gefahren waren. Der Tanz begann und unsere Geschwindigkeit sank deutlich. Dafür entschädigte uns die wilde Landschaft im Tal. Zwar nicht so schroffe Felsen wie z.B. die Gorges du Cyan in Frankreich und auch nicht diese Farbe, aber dafür bewaldet, unterbrochen von Almen und ab und an kleinen Feldern. Dazu immer wieder kleine Weiler, die nicht in der Karte verzeichnet sind und natürlich überall Spuren der Holzwirtschaft, die hier ja eine große Rolle spielt. Dazu natürlich auch die entsprechenden Maschinen am Straßenrand, es war ja Sonntag. Langsam und stetig ging es bergauf, die Serpentinen waren an sich nicht schwierig zu fahren, aber der aufgerissene Betonbelag veranlasste uns zu vorsichtiger Fahrweise. Erstes Etappenziel war der Stausee, zu dessen Errichtung die Straße wohl einst gebaut wurde. Keine spektakuläre Staumauer wie manchmal in den Alpen, sondern ein aufgeschütteter Naturdamm mit einer wasserseitigen Verkleidung aus Beton. Auf Höhe der Staumauer machten wir dann eine Pause. Eine rumänische Familie war ebenfalls hier oben und machte ein Picknick. Auf meine Frage nach dem Zustand der weiteren Strecke sagte der Mann, dass sie ziemlich schlecht sei, mit PKW gar nicht passierbar aber mit Motorrädern könnte es gehen. Ein an der Straßenseite stehendes Schild zeigte dies auch ziemlich deutlich. Aber genau deswegen waren wir ja auch hier  Die weitere Strecke erwies sich dann auch als ziemlich schwierig, sprich sehr wellig, eher weicher Untergrund, teilweise zerfurcht vom schweren Forstgerät und mit ziemlich engen und manchmal sehr steilen Kehren. Streckenweise fühlte ich mich an die BAM erinnert und hätte mir jetzt die leichte XChallenge herbeigewünscht. Aber unsere Dickschiffe haben sich langsam aber stetig über diese Piste gewühlt. Wobei wir auch ein gewisses Quäntchen Glück hatten. Das Wasser vom gestrigen Regenguss konnte gut ablaufen und der Boden hat das Wasser gut aufgesogen. Immerhin hat es dafür nicht gestaubt! Im weiteren Verlauf der Strecke wurde es immer wilder und abenteuerlicher, es wirkte ein bisschen wie im Urwald und jeden Moment hätte Meister Petz um die Ecke kommen können, so abgelegen hat die Gegend auf uns gewirkt. Leider konnten wir die Landschaft nicht mehr so genießen, denn die Piste forderte immer mehr Aufmerksamkeit. Zeitweise ging es nur noch im ersten Gang vorwärts, schließlich sind unsere Moppeds keine leichten „Bergziegen“ und wir sind ja mit reichlich Gepäck unterwegs. Nach einem kurzen Abstieg kamen wir an eine Weggabelung und waren etwas unsicher welchen Weg wir wählen sollten, aber der abzweigende Weg erschien uns als zu steil und es war die richtige Wahl, ein paar Kilometer später stand ein Wegweiser nach Petrosani, unserem Tagesziel oder besser gesagt zum Ende des Tales. Nun wurde die Piste felsiger, und damit schwieriger zu fahren, weil immer wieder lose Steine im Weg lagen und einige höhere Absätze in der Fahrbahn zu erklimmen waren. Es war schon ein bisschen unheimlich, inmitten von Europa in einem so abgelegenen Gebiet unterwegs zu sein. Mein Navi mit der Karte von 2014 war längst auf Offroad umgestiegen, Peters Montana mit der 2017er Karte verlor zwar manchmal die Contenance, sprich Verbindung zu den Satelliten wegen der teilweise engen Schlucht aber es kannte die Strecke. Dann kamen wir wieder an einem kleinen Weiler vorbei, eigentlich eher einem Sommerstützpunkt der Waldarbeiter, und standen wieder vor der Wahl, welcher Weg der richtige sei. Der linke sah irgendwie vielversprechender aus, aber nach wenigen hundert Metern sind wir umgekehrt, weil eben doch falsch. Schade eigentlich, weil die Piste hier gleich steil in die Höhe führte. Jetzt als eine deutlich breitere Piste, was ja logisch ist, irgendwie müssen die ja auch das geschlagene Holz abtransportieren. Leider bedeutete breiter nicht gleich besser, bedingt durch die schweren Fahrzeuge war die Piste ziemlich ausgefahren und viel loses Geröll lag herum. An einer Stelle ging es dann steil bergauf, leider über ziemlich loses Gestein. Und ich durfte mal wieder die LdS-Theorie (Lernen durch Schmerz) bestätigen. Obwohl ich es besser wissen müsste habe ich vergessen, die Traktionskontrolle auszuschalten. Bisher war das auch kein Problem, aber hier wurde sie mir zum Verhängnis, bis zur Hälfte der Steigung ging es noch, dann rutsche das Hinterrad durch, die TCS griff ein, ich kam nicht mehr voran, dann gab´s wieder Gripp und ein paar wilde Sprünge und ich wusste, gleich liege ich auf der Seite, okay, es war ein halbwegs kontrolliertes Ablegen, aber sowas von peinlich wie ich fand! Peter ist noch ein Stückchen weiter gefahren und kam mir dann zu Hilfe, um die Dicke wieder aufzustellen. Also Traktionskontrolle ausschalten, vorsichtig die Kupplung kommen lassen und hey, das war etwas zu viel Gas, noch einmal mit weniger Gas und dann gings die Steigung ohne weitere Probleme hoch. Abgesehen von einem aus der Krone gebrochenem Zacken ist nichts passiert und so gings weiter im Programm die Piste entlang. Vom Stausee an sind es 41 Kilometer bis zum Ende der Piste. Dieses Stück Strecke hat sich ganz schön gezogen, aber es war einfach toll. Aber noch sind wir nicht durch. Wir machten dann auch noch Bekanntschaft mit den rumänischen Hirtenhunden, die ihre Herde natürlich vor uns Eindringlingen schützen wollen. Da Peter vorwegfuhr konnte ich die Hunde genauer beobachten, sie liefen hinter dem Mopped her und verbellten den vermeintlichen Eindringling. Dabei haben sie nicht einmal nach Peters Beinen geschnappt oder ähnliches. Es waren zwei Hunderassen, eine große mit weißem Fell und eine kleinere mit schwarzem Fell. Die schwarzen Hunde waren eher zurückhaltend und wohl die richtigen Schäferhunde und die weißen waren wohl die Schutzhunde gegen Bären und Wölfe, die hier in der Gegend ja gar nicht so selten sind. Dann ging die Piste wieder langsam bergab und es fühlte sich so an, als wenn wir das Gröbste hinter uns haben. In der Tat, von einem Moment zum anderen wandelte sich die Piste in eine wundervoll asphaltierte Hauptverkehrsstraße. Eigentlich wollten wir jetzt ein paar Worte in Peters Kamera sprechen, um den unmittelbaren Eindruck einzufangen, aber plötzlich kam ein Auto nach dem anderen und alle wollten der Straße folgen. So richtig glauben wollten sie uns zuerst nicht, dass ein Ford Focus oder Skoda Oktavia für die weitere Strecke nicht geeignet ist, schließlich war die Piste laut Navi ja mit der Bezeichnung DN66A versehen, was so was wie Bundesstraße bedeutet. Naja, also haben wir nur etwas getrunken ich eine geraucht, bevor wir der weiteren Straße mit ihren herrlich geschwungenen Kurven weiter gefolgt sind. Irgendwie schon spannend, wie plötzlich so eine toll ausgebaute Straße im „Nirgendwo“ endet. Wir kamen dann immer wieder durch kleinere Ortschaften, in denen zu erkennen war, dass sie in der Vergangenheit mal blühende Städtchen mit Industrie oder Bergwerken waren, durch die Bahn zweigleisig an das restliche Land angebunden und jetzt waren die Fabriken, Bergwerke und Bahnstrecken aufgelassen. Das tut schon weh zu sehen, wie sich ein ganzer Landstrich verabschiedet vom alten Glanz. Doch es sollte noch bedrückender kommen. Zum Beispiel in Vulcan, einer größeren Stadt, die kurze Zeit später durchfuhren. Hier bekommt Peter das Wort, weil es ihn tief bedrückt hat. Ich muss für mich sagen, es war nicht so schlimm, aber mir ging es vor zwei Jahren speziell in Tadjikistan genauso, und dort war es sogar noch bedrückender fand ich. Doch nun hat Peter das Wort:

Peter (Fritze):
Der heutige Tag gehört für mich zum Schwierigsten, zum Anspruchsvollsten, zum Spannendsten und zum Bedrückendsten, was ich jemals erlebt habe. Wolle und ich sind heute Morgen in Herkulesbad gestartet, um die knapp 140 Kilometer über die DN67D und DN66A nach Petrosani zu fahren. Letztgenannte Straße zweigt etwa 20 Kilometer hinter Herkulesbad nach links von der Hauptstraße ab führt durch eine wunderschöne Felsenschlucht über Cerna Sat zu einem Stausee und von dort weiter nach Campu lui Neag, Lupeni und Vulcan. Was Wolle und ich auf unserer Fahrt über die teilweise sehr schwierige Strecke zum Stausee und um diesen herum erlebt hatten, hat er ja schon weiter oben geschrieben. Deshalb will ich dazu gar nicht viel zusätzlich sagen, und meine Eindrücke dazu wird es später sowieso noch in Form eines Videoblogs auf motovlog.kradmelder24.de geben.
Was mir an diesem Tag aber wirklich nahe gegangen ist, waren die Erlebnisse, als wir aus der „Wildnis“ kommend, die erste größere Stadt erreichten: Lupeni und gleich daran anschließend Vulcan. Da ich von unserer Ankunft dort leider keine Aufnahmen gemacht habe, will ich versuchen, meine Eindrücke irgendwie schriftlich zum Ausdruck zu bringen.
Wie Wolle weiter ober schon schrieb, wechselt die DN66A an der Landkreisgrenze Hunedoara von Schotter/Schlagloch/Schlamm schlagartig zu einer Strecke im Stil einer Bundesstraße mit beiderseitiger Schutzplanke, Leitpfosten und Beschilderung. Dann geht es erst einmal etwa 40 Kilometer durch eine felsige Schlucht, immer entlang dem Flüsschen Jiul de Vest. An manchen Stellen quetschen sich Straße und Fluss durch nicht einmal 20 Meter schmale Felsenschluchten – einfach herrlich, dort auf der fast menschenleeren Straße zu cruisen, zumal nach den zuvor erlebten Strapazen auf der Piste im Cernatal.
Je dichter wir uns den ersten Siedlungen Campu lui Neag und Valea de Brazi näherten, desto mehr verschlechterte sich auch der Zustand der Fahrbahn. Wieder gab es tückische Schlaglöcher, teilweise so tief wie Kochtöpfe, und absolutes Gift für unsere tapferen Motorräder. Jedenfalls erreichten wir schließlich Lupeni. Die Stadt macht aus der Entfernung den Eindruck einer mittelgroßen Industriestadt, hinter den Wohnblöcken im Vordergrund steht ein riesiger Betonschlot eines Kraftwerkes. Von jetzt auf gleich beginnt die Bebauung durch große Mietskasernen und damit einhergehend ein vierstreifiger Boulevard mit Grünstreifen in der Mitte. Wobei von dem „Grün“ nichts übrig ist.
Sobald wir das komplett vergammelte Ortsschild passierten (man bedenke, dass aus unserer Richtung, also aus der Wildnis, genaugenommen einer Sackgasse, wohl nicht so oft touristische Besucher in die Stadt kommen) und ich die Details der Häuser erkennen konnte, blieb mir beim Anblick die Spucke weg und ich hatte einen riesigen Kloß im Hals. Die Straße, die Häuser, Gehwege, Laternen, Strommasten, einfach alles, wirklich alles ist dem Verfall preisgegeben. Die Stadt scheint nur aus Grau zu bestehen, bunt waren allenfalls die zum Teil auch teuren Autos, die an den Straßenrändern und in den rechtwinklig abgehenden Seitenstraßen abgestellt waren. Überall streunen Hunde herum, in einer Seitenstraße am Stadtrand stand eine magere Kuh. Menschen sitzen auf der Borsteinkante. Dieser Ort macht auf mich den Eindruck eines Bürgerkriegsgebietes. Bis auf die etwa 2 x 2 Meter großen Glaswürfel, bestehend aus LED-Panels, die alle paar Meter, vermutlich zu Werbezwecken, im Mittelstreifen des Boulevards stehen, machte wirklich gar nichts auf mich den Eindruck, dass hier noch irgendetwas funktionieren würde. Wobei die Panels nichts anzeigten, vermutlich waren selbst diese kaputt.
Auf unserem Weg durch die Stadt, die fließend in Vulcan, dem eigentlichen Industriezentrum, überzugehen scheint, gibt es immer mal wieder Kreisverkehre und Bahnübergänge zu überwinden. Nicht nur dort forderte die Fahrbahnbeschaffenheit meine volle Aufmerksamkeit: Schlaglöcher, diagonale Querrisse und tiefe Spurrillen, die eher als Schützengräben zu gebrauchen gewesen wären, verzeihen keine Nachlässigkeit beim Motorradfahren. Bahnübergänge erinnern mit ihren komplett verbeulten und teilweise senkrecht hochstehenden Riffelblechabdeckungen eher an Panzersperren und sind mit äußerster Vorsicht zu überqueren. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal fürs Fahren in der Stadt eine Enduro brauche.
Die Armut in diesen beiden Städten ist bedrückend, zumal wir uns hier in der Europäischen Union befinden. Nie hätte ich für möglich gehalten, innerhalb der EU auf ein derartiges Ausmaß von Verfall zu stoßen. Überall sonst im Osten hätte ich das vielleicht als „normal“ eingestuft, aber hier in Rumänien hab ich das so nicht erwartet.
Hinter Vulcan geht es dann links ab nach Petrosani, dort wird man aus unserer Richtung erst einmal mit einem nagelneuen Penny-Markt, und gleich daneben einem Lidl, beide inklusive riesiger Parkplätze, begrüßt. Noch in dem Moment, wo ich mir dachte „hey, endlich wieder normale Zustände“, ging es so weiter, wie es zuvor in Lupeni und Vulcan endete: hinter den Discountern am Rande der Stadt in Richtung Stadtmitte sofort wieder Verfall, Grau und Armut – okay, vielleicht nicht ganz so dramatisch wie in den anderen beiden Städten, aber schlimm genug. Für meinen Geschmack zu schlimm.
Wir fuhren ein paar Kilometer durch die Stadt, folgten irrwitzig ausgeschilderten Umleitungsstrecken wegen Baustellen, wo irgendwie nichts zu passieren scheint, überwanden mal wieder katastrophale Bahnübergänge und verließen die Stadt in Richtung Berge, wo wir etwa 12 Kilometer außerhalb ein Appartement für die kommenden zwei Nächte gebucht hatten.

Wolle:
Und waren wieder in einer anderen Welt. Von der vorher beschriebenen Armut der Städte war nichts mehr zu sehen, überwiegend gepflegte Einzelhäuser und Pensionen sowie zwei Dreisternehotels. Wir wussten, dass Rumänien nicht mit Westeuropa gleich zu setzen ist, aber so krass wie an diesem Tag waren die Gegensätze bisher nicht. Aber gut, wir haben eine gute Unterkunft und ein lecker Abendessen.
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Black Angus Burger, schließlich wollen die verlorenen Kalorien ersetzt werden
Black Angus Burger, schließlich wollen die verlorenen Kalorien ersetzt werden
Verdientes Feierabendbier
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Das angekündigte Unwetter zieht herauf
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Wolkentürme
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Unser Domizil für 2 Tage ;-)
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Der Asphalt hat uns wieder
Der Asphalt hat uns wieder
Falsch abgebogen
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Aussagekräftiges Verkehrschild, hat nicht zu viel versprochen!
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Am Staudamm
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Blick ins Czerna Tal
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Da unten müssen wir lang
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Gruß Wolle
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