So, weiter gehts...
Die neuen Shims werden mit einem MoS2 Öl satt besprüht und mit der Schrift nach oben eingelegt. Das Shim darf sich dabei nicht verkanten, was es gerne beim Einlegen macht. Die Tassenstößel werden mit einem Tuch gereinigt und ebenfalls innen und außen mit MoS2 Öl eingesprüht. Dann werden die Tassenstößel an der alten Position langsam und vorsichtig wieder montiert. Falls sich der Tassenstößel nicht leicht wieder in die Ursprungsposition montieren lässt, sollte dieser mit leichten drehenden Bewegungen nach unten gedrückt werden (keine Gewalt).
Wichtig: Das Tassenstößel muss sich mit dem Finger leicht drehen lassen, ansonsten sollte man ihn nochmals ausbauen, reinigen und wieder mit MoS2 Öl einsprühen. Das MoS2 Öl dient der Notlaufschmierung in den ersten Sekunden, wenn noch kein Öldruck vom Motor aufgebaut wurde.
Nachdem alle neuen Shims mit den Tassenstößeln montiert wurden, geht es an den Einbau der Nockenwellen. Jetzt wird es tricky! Da die beiden Nockenwellen in eine bestimmte Einbauposition zueinander und zur Kurbelwelle montiert werden müssen, hat Yamaha auf der Außenseite der Zahnräder Markierungen angebracht. An jedem Zahnrad befindet sich eine kleine Kerbe und ein Buchstabe („E“ für Exhaust und „I“ für Intake). Da die Markierungen aber durch das Elektriktableau hindurch nicht abgelesen werden können, habe ich die Markierungen mit einer Feile (es geht auch weißer Edding) auf die Innenseite der Zahnräder übertragen. Nun können die Markierungen von der Motorseite her betrachtet werden.
Als erstes geht es an den Einbau der Auslassnockenwelle (die mit dem Dekompressionsmechanismus und „E“ auf dem Zahnrad). Alle genannten Positionen (Kurbelwelle und Markierungen auf den Zahnrädern müssen sich auf die Lage des Kolbens im Zylinder 1, der sich 71 Grad vor dem Zünd-OT (zwischen Kompressions- und Arbeitstakt) befinden muss.
Vorsicht: Bei Viertakt-Motoren dreht sich die Nockenwellen mit der halben Drehzahl (Untersetzung 2:1) der Kurbelwelle, so dass die „K“ Markierung auf dem zwei unterschiedliche obere Totpunkte anzeigen kann: Zünd-OT und Ausstoß-OT. Wann nun aber der Impulsgeber zur Zündung bläst, hat sich mir selber noch nicht erschlossen.
https://www.youtube.com/watch?v=BApJjAF3qNs (sehr anschaulich)
Also, Zylinder 1 steht 71 Grad vor ZOT, dann muss das untere Kurbelwellenzahnrad mit „K“ auf 3 Uhr (Draufsicht) auf der Markierung im Gehäuse stehen. Am besten man dreht die Nockenwellen soweit, dass das K auf Kurbenwellenzahnrad auf 3 Uhr Position steht und das Loch auf der Einlassnockenwelle mit dem Strich an dem rechten Nockenwellenhalter übereinstimmt. In dieser Position müssen die Nockenwellen dann wieder eingebaut werden.
Nun werden die Laufflächen und Nocken der Auslassnockenwelle dünn mit Liqui Moly LM47 MoS2 Einlauffett eingestrichen. Die Ölaustrittsöffnungen an den Nockenwellen sind freizulassen. Die Auslassnockenwelle wird so positioniert, dass die Strichmarkierung des Zahnrades (die jetzt Dank der neuen Markierung nach innen zeigt) nach vorne zeigt und mit der Oberkante des Zylinders auf einer Linie liegt. In dieser Position kann die Nockenwelle komplett in die Führungen abgesenkt werden, dal in dieser Position kein Nocken auf die Tassenstößel drückt. Die Steuerkette wird stramm von vorne über das Zahnrad der Auslassnockenwelle gelegt. Nun kann der Halter der Auslassnockenwelle (Laufflächen ebenfalls mit LM47 einstreichen) auf die Auslassnockenwelle gelegt und über Kreuz mit 10NM angezogen werden.
Jetzt ist Geduld gefragt. Der Einbau der Einlassnockenwelle erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl und Kontrolle. Warum? Die Einlassnockenwelle muss so eingebaut werden, dass die Kerbe auf dem Zahnrad (welche ebenfalls durch die neue Markierung jetzt nach innen zeigt)nach hinten auf einer Flucht mit der Zylinderoberkante liegt. Ebenso befindet sich jetzt das Loch in der Nockenwelle in Übereinstimmung mit dem Strich auf dem rechten Halter. In dieser Position drücken aber die Nocken des Zylinders 2 (rechts in Fahrtrichtung) auf die Tassenstößel, so dass die Nockenwelle nicht komplett in die Führung abgelegt werden kann und keine eindeutige Überprüfung der korrekten Einbaulage(über Kerbe am Zahnrad oder Loch/Strich der Nockenwelle) erfolgen kann.
Deshalb greift Yamaha tief in de Trickkiste: Die Steuerkette wird so auf die Einlassnockenwelle gelegt, dass 4,5 Glieder der Steuerkette zwischen dem Buchstaben „E“ auf der Auslassnockenwelle und dem „I“ der Einlassnockenwelle liegt. Der „E“ Zacken taucht dabei nicht in die Kette ein, sondern zeigt auf den Anfang des ersten Kettengliedes. Dann zählt man 4,5 Kettenglieder und der „I“ Zacken taucht halb in die Hälfte des Zwischengliedes ein. Somit ist die Einbauposition der Einlassnockenwelle zur Auslassnockenwelle korrekt, ohne dass diese komplett in der Führung abgesenkt wurde (wegen der herunter stehenden Nocken für Zylinder 2). Wie man im Bild erkennen kann, habe ich die Kontrolle der Buchstaben mit einem Spiegel durchgeführt, da ich zwar die Kerben auf die Innenseite der Zahnräder übertragen habe, jedoch nicht beiden Buchstaben (macht es besser).
Die Steuerkette muss !!!!!!! (gleich kommt warum) mit einem Kabelbinder auf dem Zahnrad fixiert werden. Nun werden ebenfalls alle Lauflächen und Nocken der Einlassnockenwelle dünn mit LM47Montagefett eingerieben und die Nockenwelle halb in die Führung abgelegt. Die drei Nockenwellenhalter (ebenfalls mit LM47 eingestrichen) werden in der richtigen Reihenfolge (siehe auf einem der ersten Bilder) über die Nockenwelle gelegt und die Schrauben leicht eingedreht. Die Nockenwelle muss nun in die Führung „eingeschraubt“ werden, da die beiden rechten Nocken nach unten zeigen. Dies muss mit äußerster Vorsicht erfolgen, da sonst die Nockenwelle Schaden nehmen kann. Zieht die Nockenwelle ein wenig nach hinten und dreht die Schrauben mit den Händen über Kreuz ein. Die unteren Führungshülsen der Nockenwellenhalter müssen leicht in die unten liegenden Passlöcher „flutschen“. Dreht die Schrauben eines Halters im Wechsel so fest, dass sich die Halter nicht verkanten können. Sobald die unteren Führungshülsen der Halter Führung haben, kann mit einem Schraubenschlüssel vorsichtig (und immer über Kreuz) die Nockenwelle in die Führung eingeschraubt werden (10Nm). Während des Einschraubens werden die Einlassventile des Zylinders 2 nach unten gedrückt. Die Einlassnockenwelle steht jetzt aufgrund der Federkraft der beiden rechten Ventile unter Spannung. Die Einlassnockenwelle würde sich gerne wieder um 1-2 Zähne zurückdrücken, doch dank des Kabelbinders bleibt die Steuerkette in dieser „gespannten“ Position auf den Zahnrädern und an der korrekten Position. Der Kabelbinder bleibt bis zum Einbau des Steuerkettenspanners fixiert. Erst durch den Steuerkettenspanner wird die Kette dauerhaft auf den Zahnrädern fixiert. Ich habe den Kabelbinder vorher entfernt, da machte die Einlassnockenwelle direkt einen Satz von 2 Zähnen nach hinten. Ich möchte nicht wissen, wie oft dies ungewollt bei der Ventilspieleinstellung oder bei der Montage eines neuen Kettenspanners passiert.
Kontrolliert nach Einbau der Einlassnockenwelle nochmals die korrekte Position über die Kerbe und die Position von Loch-Nockenwelle und Strich-Halter.
Einen Tipp noch: Wartet bis alle Teile da sind. Mit fehlt leider jetzt noch der neue Kettenspanner.
Fortsetzung folgt. Stay tuned …