Der Motorradgruß - 1/3

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AndreasD

Der Motorradgruß - 1/3

Beitrag von AndreasD »

Von Burkhard Straßmann - DIE ZEIT Nr.31 vom 26.Juli 1996

Polofahrer grüßen einander nie. Omegafahrer grüßen einander nie. Doch fahren zwei Alfa-Romeo-Fahrer aneinander vorbei, heben sie auffallend lässig einen Finger der linken Hand. Wer eine "Ente" fährt, grüßt andere Entenfahrer, indem er aufgeregt mit der Frischluftklappe wackelt. Selbst Lkw-Fahrer kleben sich manchmal eine hin und her pendelnde rote Plastikhand an die Windschutzscheibe. Wer sich im Autoverkehr als exquisite Minderheit empfindet, grüßt die Angehörigen seiner exquisiten Minderheit. Die höchstentwickelte Grußkultur aber findet man unter Motorradfahrern.

Die Ursprünge des Motorradgrußes reichen bis in die Steinzeit zurück. Motorradfahrer waren damals außerordentlich rar. Es gab kaum befestigte Straßen, und die Räder waren noch aus Stein. Nur ganz harte Kerle vertrugen die Strapazen des Motorradfahrens. Begegneten sich zwei dieser Kerle, hielten sie an, stiegen ab und zeigten einander die geöffneten Hände, um zu demonstrieren, daß sich kein Faustkeil darin verbarg. So wurde der Motorradgruß erfunden.

Unter ähnlich harten Bedingungen sind heute nur noch die Winterfahrer unterwegs. Motorradfahrer sind entweder Winterfahrer oder Weicheier. Weicheier trifft man im April im Straßenverkehrsamt an, wo sie ihre stillgelegten Maschinen wieder anmelden. Winterfahrer dagegen fahren durch. Ihre Zahl ist klein. Treffen sich zwei Winterfahrer, ist die Freude groß. Sie heben dann so freudig und ausgiebig die Hände, daß sie vom Motorrad zu stürzen drohen. Von April an grüßen Winterfahrer nicht mehr. Winterfahrer grüßen keine Weicheier.

Das Motorradgrüßen ist stark reglementiert und wird von Anfängern zu Recht als sehr kompliziert angesehen. Es ist umlagert von allerlei Ge- und Verboten. Das bekannteste Verbot lautet: Grüße nie, nie!, ein Einspurfahrzeug, das weniger als hundert Kubikzentimeter Hubraum hat. So etwas ist kein Motorrad!

Wer fahrlässig Motorroller, Mofas, Mokicks, Kleinkrafträder oder Leichtkrafträder grüßt, verliert sein Gesicht und insbesondere jegliche Selbstachtung. Da dem Anfänger alles, was zwei Räder und einen Motor hat, von vorn betrachtet, ähnlich vorkommt, bereitet ihm dieses Verbot die größten Schwierigkeiten. Ein Spezialfall: Oldtimer. Oldtimer werden grundsätzlich freudig und bewundernd gegrüßt, unabhängig vom Hubraum. Oldtimer werden meist von technisch versierten älteren Fahrern gefahren, sogenannten "alten Schraubern". Solchen wird Respekt gezollt.

Trifft man alte Schrauber, wartet man, ob sie grüßen. Von Frühling bis Herbst grüßen viele nicht, weil sie Winterfahrer sind. Weil das korrekte Grüßen so schwer ist, sollten Anfänger nie voreilig von sich aus grüßen.

Ungeregelt und darum praktisch nicht existent ist die Motorradgrußkultur auf der Autobahn. Nicht einmal erfahrene Motorradfahrer können sagen, ob man entgegenkommende Motorräder über sechs Spuren und einen Grünstreifen hinweg grüßen muß. Fahrtechnisch problematisch wird das Grüßen beim Überholen. Die klassische Grußhand, die Linke, wird vom Überholten nicht gesehen. Grüßt man mit der Rechten und nimmt dazu die Hand vom Gasgriff, bremst die Maschine ab fatal beim Überholen.

Absurde Verrenkungen sind auf unseren Autobahnen zu beobachten, wenn Motorradfahrer versuchen, mit der Linken vorn am Körper vorbei nach rechts zu grüßen. Uneingeweihte Autofahrer tippen auf Heuschreckenschwärme oder Unterarmkrampf. Der Autobahngruß ist eben gerade mal so jung wie die Autobahn und kennt kaum Traditionslinien.

Zu Konflikten kommt es auch, wenn man den deutschen Grußkulturraum verläßt. So sind deutsche Motorradfahrer in Italien verwirrt und erbost, weil dort partout niemand gegrüßt wird. Nicht einmal ein alter Schrauber. Die Erklärung: Der "italienische Gruß" besteht in einem für unser Auge nicht wahrnehmbaren Zucken des linken kleinen Fingers. Solche Mißverständnisse führen zu dem Vorurteil, italienische Motorradfahrer seien unfreundlich und arrogant. Ein Desiderat der Grußkulturforschung!

In Deutschland gilt das minimalistische "italienische Grüßen" als verpönt. Man verachtet das furchtsame Festhalten am Lenker. Diese Haltung ist nicht unproblematisch. Wenn man beim Auto die Hand vom Lenkrad nimmt, fährt es geradeaus weiter. Läßt der Motorradfahrer den Lenker los, fällt die Maschine über kurz oder lang um. Besonders in Kurven. Ganz besonders beim sogenannten "Heizen", dem enorm schnellen Fahren. Der "Heizergruß" in extremer Schräglage (ein Knie berührt den Asphalt) gilt als sehr riskant. Er wird allgemein als Nachweis hoher Fahrkunst angesehen. Wer diese Kunst nicht beherrscht und dennoch ausübt, riskiert seinen letzten, den sogenannten "goldenen Gruß".
AndreasD

Re: Der Motorradgruß - 2/3

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Grüssen

Mehr oder weniger deutliches Zurkenntnisnehmen eines entgegenkommenden Motorradfahrers. Zu diesem Zwecke erlaubt sind das Heben der Kupplungshand bis maximal Schulterhöhe oder das Abspreizen von mindestens zwei Fingern der linken Hand vom Lenkergriff. Grüßen mit der rechten Hand wird i. d. R. als uncool angesehen (man müsste ja vom Gas). Im Notfall, wenn die Kupplungshand z. B. mit Kuppeln beschäftigt ist, ist auch ein deutliches Nicken mit dem Kopf erlaubt. Fahrtechnisch problematisch wird das Grüßen beim Überholen. Die klassische Grußhand, die Linke, wird vom Überholten nicht gesehen. Grüßt man mit der Linken vorn am Körper vorbei nach rechts, tippen Autofahrer auf Heuschreckenschwärme oder Unterarmkrampf. Motorradfahrer mit Auslandserfahrung wenden daher in dieser Situation die mediterrane Variante an: Spanische, italienische und französische Motorradfahrer sind immer irgendwie mit Gasgeben, Kuppeln, Schalten oder ihrer Sozia beschäftigt, sodass sie durch Abspreizen des rechten Beins grüßen. Nur Fortgeschrittenen zu empfehlen ist das sog. Abklatschen: Der linke Arm wird soweit ausgestreckt, dass die ebenfalls ausgestreckte Hand des entgegenkommenden Fahrers berührt wird. Fehleinschätzungen von Geschwindigkeit und Entfernung können hierbei allerdings äußerst unangenehme Folgen haben. - Das Auf- und Abbewegen der waagerecht ausgestreckten Hand ist nicht als Gruß zu verstehen, sondern als Warnung z. B. vor Öl, Hindernissen oder Schnittlauch auf der Fahrbahn.

Regulatorien

Das Motorradgrüßen ist stark reglementiert und wird von Anfängern zu recht als sehr kompliziert angesehen. Die Frage, wer wen wann und wie grüßt und ob zuerst oder zurückgegrüßt wird oder überhaupt nicht, ist nur komplex zu beantworten und bedarf einer sehr differenzierten Betrachtung. Die Reaktion auf aktuelle Entwicklungen, wie zum Beispiel das Anwachsen des Hubraumes von Motorrollern oder die stetig steigenden Zulassungszahlen, wird unter Motorradfahrern kontrovers diskutiert.

Das bekannteste und wichtigste Verbot („Regel Nummer Eins“) lautet: Grüße NIEMALS ein Fahrzeug, welches kein Motorrad ist. Hierzu gehören Motorroller, sowie alles, das weniger als 125 ccm Hubraum oder mehr als eine Spur hat (Ausnahme: Gespanne). So etwas ist kein Motorrad! Wer fahrlässig Roller, Mofas, Kleinkrafträder, Trikes oder Quads grüßt, verliert sein Gesicht und jegliche Selbstachtung. Dies gilt auch und gerade für Motorroller mit einem Hubraum über 200 ccm.

* Oldtimer werden grundsätzlich freudig und bewundernd gegrüßt, unabhängig vom Hubraum. Aber: Oldtimer werden meist von technisch versierten älteren Fahrern gefahren, so genannten 'alten Schraubern', und solchen ist Respekt zu zollen! Trifft man daher alte Schrauber, wartet man zunächst, ob sie grüßen, um dann weinend vor Glück und Stolz zurückzugrüßen. Von Frühling bis Herbst grüßen viele alte Schrauber nicht, weil sie Winterfahrer sind (siehe unten).

* Winterfahrer (s. d.) grüßen nur andere Winterfahrer, Saisonschwuchteln (s. d.) werden demonstrativ ignoriert. Treffen sich zwei Winterfahrer, ist die Freude groß. Man hält an, umarmt sich, baut ein Iglu oder macht wenigstens ein Lagerfeuer und redet mindestens zwei Stunden Benzin (s. Benzin reden). Saisonschwuchteln hingegen grüßen in den ersten Frühlingswochen wie wild und beidhändig (!) alles, was sich auf zwei Rädern bewegt. Vor lauter Aufregung vergessen sie dann oft, dass eine Kurve kommt. Sie haben immer frische Unterwäsche an - man könnte ja im Krankenhaus landen.

* BMW-Fahrer sind als arrogante notorische Nichtgrüßer verschrieen, da sie nicht grüßen und den Gruß nicht erwidern. Dies ist so nicht haltbar: andere BMW-Fahrer werden durch Hochziehen einer Augenbraue oder durch das leichte Lupfen des Kinnteils ihres Klapphelms gegrüßt.

Grenzfälle

* Ungeregelt und darum praktisch nicht existent ist die Motorradgrußkultur auf der Autobahn. Nicht einmal erfahrene Motorradfahrer können sagen, ob man entgegenkommende Motorräder über sechs Spuren und einen Grünstreifen hinweg grüßen muss.

* Auf beliebten Motorradstrecken ist die Motorraddichte während der Saison an Wochenenden inzwischen so hoch, dass dort nicht mehr oder nur noch sehr ausgewählt gegrüßt wird. Dies hängt weniger mit Bequemlichkeit zusammen, vielmehr macht es einfach keinen Spaß und ist zudem nicht ungefährlich, 70 Kilometer mit nur einer Hand am Lenker zu fahren.

* Sportfahrer mit dem Knie auf der Erde sollte man nicht grüßen. Die glauben, auf der Rennstrecke zu fahren. Und dort bedeutet das Handheben des Gegenverkehrs, dass sie nach dem letzten Sturz die Orientierung verloren haben und fälschlicherweise die Strecke in Gegenrichtung befahren. Das wiederum zwingt sie dazu, sofort anzuhalten und zu wenden, denn das Fahren in Gegenrichtung bedeutet: Punktabzug, Geldstrafe und schlimmstenfalls Entzug der Lizenz. Kurz nach dem Wenden stellen sie beim nächsten Gruß fest, dass sie nun erst recht in der falschen Richtung unterwegs sind, und so wenden sie und fahren dieselbe Kurvenkombination immer wieder hin und her, bis es dunkel wird, und sie den Gruß nicht mehr erkennen. Dann begeben sie sich auf den Weg nach Hause an ihre Box.

* Harley-Fahrer sollte man nicht grüßen. Sie könnten versehentlich den Gruß erwidern. Dabei kann, bei ungünstiger Drehzahl, der Lenker durch Vibrationen abbrechen. Da zumeist kein Drehzahlmesser vorhanden ist, trifft das den Harleyfahrer vollkommen unvorbereitet. Da der Lenker meistens >1m breit und >0,5m hoch ist, lässt er sich nur schwer verstauen. Der typische Harleyfahrer hat deshalb nicht einmal einen Ersatzlenker dabei. Das ist der Grund, warum Harleyfahrer so oft am Straßenrand stehen. Als Vorbeifahrer kann man den abgebrochenen Lenker nicht erkennen und hält das dann für eine Pinkelpause.

* Ein sehr ernstes Problem in Bezug auf das korrekte Grüßen stellen Motorroller mit Hubräumen von 250 cm³ und mehr dar. Diese sind aufgrund ihrer Größe von vorne selbst von geübten Augen kaum noch von echten Motorrädern zu unterscheiden. Erst im Vorbeifahren erkennt man seinen Fehler, aber dann ist es zu spät. Dies konfrontiert den echten Motorradfahrer mit einem fast unlösbaren Dilemma: Die Verletzung der Regel Nummer Eins ist unter keinen Umständen zu riskieren, grüßt man ein grußberechtigtes Fahrzeug jedoch nicht, ist man ein arroganter Sack ohne jegliche soziale Kompetenz. Konzentriert man sich zu stark auf das entgegenkommende Fahrzeug, um es sicher zu identifizieren, läuft man Gefahr, die nächste Kurve zu verpassen und - dann allerdings korrekt grüßend - in die Leitplanke zu klatschen. Eine Lösung dieses Problems ist nicht in Sicht, da sich das bekannte Kartell aus Regierung und Industrie weigert, ein Identifizierungssystem, ähnlich der Freund-Feind-Kennung von Militärflugzeugen, als Serienpflichtausstattung für Motorroller vorzuschreiben.

Einteilung

Die Lümmler

Lümmeln meist gekonnt in stundenlang eingeübter Pose mit dem Ellenbogen auf dem Tank. Gern werden dabei auch nur die äußersten Fußspitzen auf die Rasten gestellt, so das es zum so genannten "Froschlümmeln" kommt. Kommt dann ein Motorradfahrer entgegen, geht die Hand (2 Finger meist ausgestreckt) lässig in Richtung Helm, ein kleines Nicken noch und der Lümmler fällt zurück in die Ausgangsposition.

Die Schüchternen (aber auch die Dankbarsten)

Unsicher warten sie auf ein Zeichen. Keinesfalls möchten sie sich blamieren, indem sie grüßen und der andere es vielleicht nicht erwidert. Wird der Schüchterne allerdings zuerst gegrüßt ist die Freude groß und dankbar grüßt er zurück, oft mit vollem Körpereinsatz, Nicken, Hand, Fuß oder auch mit Zuruf und das alles gleichzeitig.

Die Immer-Grüßer

Nach dem Motto "komme was wolle, ich grüß immer" zieht er seine Runden. Und das meint er völlig ernst. In Schräglagen, die Kniepads schleifend, die fußrasten sitzen auf, viel Verkehr, eine Ölspur voraus? An der Leitplanke klebend? Kein Problem, es wird in jedem Fall gegrüßt, schließlich wurde es jahrelang bis zur Perfektion geübt! Der Immer-Grüßer nimmt auch keinerlei Rücksicht auf Typ, Marke, Alter des entgegenkommenden Motorrades (ausgenommen sind natürlich Fahrzeuge, die nicht als Motorrad definiert werden, obwohl sie nur 2 räder haben. z.B. Harleys und Roller). Alles was zwei Räder hat beschenkt er mit kollegialer Aufmerksamkeit. So auch 125 ccm Motorräder, da diese es ebenso verdient haben.

Die Vielleicht-Grüßer

Die Vielleicht-Grüßer, auch Vigrüß genannt, beäugen erst skeptisch das Vehikel des Grüßungsanwärters. Wenn alles dem wachsamen Auge des Vigrüß Zustimmung findet, sprich, es ist das richtige Krad, die richtige Kleidung, das richtige Tempo, die richtige Lautstärke usw. wird anerkennend gegrüßt. Nur ist es dann meist zu spät und der andere längst über alle Berge.

Die Abklatscher (oft Enduristen)

Meist verbergen sich darunter echte Frohnaturen und Entertainer. In der Schule oft der Klassenclown gewesen, bemühen sie sich auch auf Straße dieses Image beizubehalten. Das sie durch ihre ruckartigen und ausholenden Bewegungen zuweilen andere Biker verschrecken, die ein Angriff auf Leib und Leben befürchten, stört sie nicht weiter. Wenn es nach ihnen ginge, würden sie jedem Entgegenkommenden persönlich die Hand schütteln.

Die Augenzwinkerer (oft Anfänger)

Unsicher, die beiden Hände fest an den Lenker geklammert, voll auf beschäftigt mit Gas, Bremse und Kupplung, versuchen sie durch kräftiges Augenzwinkern das Grüßen zu erwidern. Sehr mutige spreizen auch schon mal den ganzen kleinen Finger vom Lenker ab und freuen sich dann wie die Schneekönige über die geglückte Aktion.

Die um des Grüßens-Willen-Fahrer (Grüwis)

Ein echter Hardcoregrüßer. Meist nur bei schönem Wetter anzutreffen (bei Regen gibt es ja weniger die man grüßen könnte) schleicht er langsam durch die Gegend um ja keinen Grußkandidaten zu übersehen. Vor der Tour wird noch die am stärksten frequentierte Motorradstrecke ausgeguckt und los geht's. Potentielle Grußopfer so weit das Auge reicht. Der Grüwi ist in seinem Element. Wenn er abends nach Hause kommt und die linke Hand schmerzt, war es ein guter Tag. Wenn sie nicht schmerzt dürfen seine Mitmenschen das ausbaden und sich tagelang Triaden anhören, dass das Motorradfahren nicht mehr das ist, was es einmal war; ja früher war alles besser, früher war alles gut, da hielten noch alle zusammen ........ da wurde man noch gegrüßt!

Die Nichtgrüßer (oft Wehrdienst- oder Totalverweigerer)

Stur den sonnenbebrillten Blick geradeaus gerichtet, verweigert er zivilen Gehorsam und den Bikergruß. Sein Haupt krönt oft ein Jethelm. Er ist ein Rebell, ein Individualist, ein James Dean der Biker, der sich in keine Schublade stecken lassen will. Meist hatte er eine dominante Mutter. Unbeugsam trotzt er allen Regeln, schließlich waren alle anderen noch Quark im Supermarktregal oder ein Glitzern im Auge von Papa als er längst eine Harley sein eigen nannte.

Streetfighter

In keine Kategorie einzuordnen waren die Streetfighter. Meist Psychopathen, das Visier schwarz wie ihre Seele, oft mit Totenkopfairbrush auf dem Helm, winken sie nach Gutdünken wenn sie gut gelaunt sind oder das Gegenüber grüßwürdig empfinden. Ihre Grüße werden immer erwidert. Allerdings mehr aus Angst, das dieser Soziopath bei Verweigerung 'ne Knarre zieht und sich rächt.

Der euphorische Gruß

Er wird oft von den Endurofahrern praktiziert. Dabei wird unter voller Körperspannung der linke Arm in die horizontale gerissen, sodass man eigentlich nicht übersehen werden kann (manchmal im vorraus noch mit hupen unterlegt).

Der Heizer - Gruß

Der Heizergruß in extremer Schräglage (ein Knie berührt den Asphalt) gilt als sehr riskant. Er wird allgemein als Nachweis hoher Fahrkunst angesehen, aber man sollte vorher trotzdem frische Unterwäsche anziehen. Heiz-Grüßer fahren nur auf der äußersten Profilrille und vergleichen, wer die spitzesten Fußrasten vorweisen kann. Wer die Kunst des Heizergrußes nicht beherrscht und dennoch ausübt, riskiert seinen letzten, den sogenannten 'goldenen Gruß'.

Gründe, warum Harley Fahrer nicht zurückgrüßen:

1. die Garantie erlischt, wenn er nicht-amerikanischen Produkten zuwinkt
2. mit dem dicken Leder und den Nieten kriegt er den Arm nicht hoch
3. er grüßt prinzipiell keine Fahrer, die ihr Motorrad schon voll bezahlt haben
4. er hat Angst, daß der Lenker abvibriert, wenn er ihn loslässt
5. der Fahrtwind könnte die neuen Tätowierungen am Arm wegblasen
6. er braucht 'ne Ewigkeit um nachher wegen der Vibrationen den Griff wieder zu finden
7. er kann nicht unterscheiden, ob der andere grüßt oder sich die Ohren zuhält.
8. er hat wegen der Vibrationen einen Klettverschluß zwischen Lenkergriff und Handschuh
9. er hat gerade im Wirtschaftteil der Zeitung entdeckt, daß Honda zu 60 Prozent an Harley beteiligt ist
10. seit der Zwangsversteigerung seiner letzten Harley hasst er alle Leute, die Hände heben
11. die Rolex könnte naß werden
12. die linke Lenkerhälfte könnte geklaut werden
13. die linke Lenkerhälfte wurde bereits geklaut und er hält sich am Tacho fest
14. der ganze Lenker wurde bereits geklaut und er betet einen Rosenkranz
15. er braucht beide Hände um mit den Fingern die nächste Rate abzuzählen
16. er poliert gerade den Luftfilterdeckel


Gründe, warum Goldwing Fahrer nicht winken:

1. laut Honda-Fahrer-Handbuch darf er den Lenker erst loslassen, wenn das Motorrad steht, der Zündschlüssel abgezogen, der Hauptständer herausgeklappt und das Radio ausgeschaltet ist
2. auf dem Armaturenbrett ist kein Knopf für "vollautomatisches Zurückwinken"
3. er ist gerade eingeschlafen
4. er kriegt den Arm wegen Altersschwäche nicht mehr hoch
5. er hat übers Handy eine Konferenzschaltung mit seinem Broker und der CityBank.
6. Mami hat verboten, Fremde zu grüßen
7. er ist gerade mit Abzählen der Lämpchen am Christbaum beschäftigt
8. er sortiert momentan seine CD-Sammlung
9. die Hand vor der Antenne stört den Fernsehempfang
10. er räumt gerade das Kaffeegeschirr in den Spüler
11. wegen seiner Alzheimer weiß er anschließend nicht mehr, wohin mit der Hand
12. er findet nachher zwischen all den Knöpfen, Schaltern und Hebeln den Lenker nicht mehr 13. er wechselt gerade die Batterie vom Herzschrittmacher
14. er sucht gerade im Bordcomputer, was 'erhobene Hand eines fremden Motorradfahrers' bedeutet
15. er grüßt immer, aber wegen dem Geraffel um den Lenker sieht keiner die Hand

Gründe, warum ein Superbike-Fahrer nicht grüßt:

Er hat sich soweit hinter seine Verkleidung zusammengefaltet, dass er nur noch den Instrumententräger vor sich sieht.
Wenn er jetzt die Finger hebt, dann verschlechtert das seine Aerodynamik und er wird drei km/h langsamer.
Sein zum extragroßen Schaltblitz umgebauter Disco-Strobo blendet ihn.
Sein pechschwarzes Helmvisier ist 100 % blickdicht und er fährt nach Gehör.
Er macht gerade einen Wheelie und sieht deswegen die Straße vor ihm nicht.
Er macht gerade einen Stoppie und sieht deswegen die Straße vor ihm nicht.
Er ist gerade damit beschäftigt, ungebremst in LKW / Baum / Leitplanke zu knallen (in dieser Reihenfolge).
Er nähert sich der Lichtgeschwindigkeit. Dadurch wird seine Masse so groß, dass er seine Hand nicht mehr heben kann.
Er überholt gerade. Dabei ist er so schnell, dass er anfängt in der Zeit zurückzureisen und somit schon Gesternam Vortag gegrüßt hat.
Er ist durch die Beschleunigung seines Bikes kurzzeitig ohnmächtig geworden.
Zuletzt geändert von AndreasD am Sa 24. Sep 2011, 08:14, insgesamt 1-mal geändert.
AndreasD

Re: Der Motorradgruß - 3/3

Beitrag von AndreasD »

Der Motorradgruß

Beobachtungen von Christian Schärli - motoworld.ch

Wie grüßt man richtig, kann man es lernen oder ist ein angeborener Motorradfahrerreflex? Und wenn, fehlt dann bei den Nichtgrüßern das entscheidende Grußgen? Kann man das schon im Mutterleib feststellen und ändern, z.B. durch die Einnahme von täglich 2 Löffeln Synthetiköl? Oder muss in langjähriger harter Arbeit auf einer Grußschule das Defizit ausgemerzt werden? Wissenschaftliche Studien anhand von freiwilligen Grußprobanden haben ergeben, dass man zwischen 8 Kategorien des Grüßens unterscheiden muss.

1. Die Coolen:
Lümmeln meist gekonnt in stundenlang eingeübter Pose mit dem Ellenbogen auf dem Tank. Gern werden dabei auch nur die äußersten Fußspitzen auf die Rasten gestellt, so dass es zum so genannten Frosch - Lümmeln kommt. Kommt dann ein Motorradfahrer entgegen, geht die Hand, 2 Finger meist ausgestreckt, lässig in Richtung Helm. Ein kleines Nicken noch und der Lümmler fällt zurück in die Ausgangsposition.

2. Die Schüchternen (aber auch die Dankbarsten):
Unsicher warten sie auf ein Zeichen. Keinesfalls möchten sie sich blamieren, indem sie grüßen und der andere es vielleicht nicht erwidert. Wird der Schüchterne allerdings zuerst gegrüßt, ist die Freude groß und dankbar grüßt er zurück, oft mit vollem Körpereinsatz: Nicken, Hand, Fuß oder auch mit Zuruf - und das alles gleichzeitig.

3. Die Immer-Grüßer:
Nach dem Motto "komme was wolle, ich grüße immer" zieht er seine Runden. Und das meint er völlig ernst. In Schräglagen, die Kniepads schleifen, die Fußrasten setzen auf, viel Verkehr, eine Ölspur voraus? Kein Problem, es wird in jedem Fall gegrüßt, schließlich wurde es jahrelang bis zur Perfektion trainiert. Der Immergrüßer nimmt auch keinerlei Rücksicht auf Typ, Marke, Alter des entgegenkommenden Motorrades. Alles was 2 Räder hat, beschenkt er mit kollegialer Aufmerksamkeit.

4. Die Vielleicht-Grüßer (Vigrüs):
Die Vielleichtgrüßer, auch Vigrüs genannt, beäugen erst skeptisch das Vehikel des Grüßungsanwärters. Wenn alles in dem wachsamen Auge des Vigrüs Zustimmung findet, sprich, es ist das richtige Rad, die richtige Kleidung, das richtige Tempo, die richtige Lautstärke etc. wird anerkennend gegrüßt. Nur ist es dann meist zu spät, der andere längst über alle Berge.

5. Die Abklatscher (oft Enduristen):
Meist verbergen sich darunter echte Frohnaturen und Entertainer. In der Schule oft der Klassenclown gewesen bemühen sie sich auch auf der Strasse dieses Image beizubehalten. Das sie durch ihre ruckartigen, ausholenden Bewegungen zuweilen andere Biker verschrecken, die ein Angriff auf Leib und Leben befürchten, stört sie nicht weiter. Wenn es nach ihnen ginge, würden sie jedem entgegenkommenden
persönlich die Hand schütteln.

6. Die Zwinkerer (oft Anfänger):
Unsicher, die beiden Hände fest an den Lenker geklammert, vollauf beschäftigt mit Gas, Bremse und Kupplung, versuchen sie durch kräftiges Augenzwinkern das Grüßen zu erwidern. Sehr Mutige spreizen auch schon mal den ganzen kleinen Finger vom Lenker ab und freuen sich dann wie Schneekönige über die geglückte Aktion.

7. Die Um-des-Grüssens-Willen-Fahrer (Grüwis):
Ein echter Hardcoregrüßer. Meist nur bei schönem Wetter anzutreffen (bei Regen gibt's ja weniger, die man grüßen könnte) schleicht er extra langsam durch die Gegend, um ja keinen Grußkandidaten zu übersehen. Vor der Tour wird noch die am stärksten frequentierte Motorradstrecke ausgeguckt und los geht es. Potentielle Grußopfer so weit das Auge reicht. Der Grüwi ist in seinem Element. Wenn er abends nach Hause kommt und die linke Hand schmerzt, war es ein guter Tag. Wenn sie nicht schmerzt, dürfen seine Mitmenschen das ausbaden und sich tagelang Triaden anhören, dass das Motorradfahren nicht mehr das ist, was es mal war. Ja früher war alles besser, früher war alles gut, da hielten alle noch zusammen .... da wurde man noch gegrüßt. Nie wird er müde sich über andere "Stoffel", die ihn nicht gegrüßt haben, zu beschweren.

8. Die Nichtgrüßer (oft Wehrdienst- oder Totalverweigerer):
Stur den sonnenbebrillten Blick geradeaus gerichtet, verweigert er zivilen Gehorsam und den Bikergruß. Sein Haupt krönt oft ein Jethelm. Er ist ein Rebell, ein Individualist, ein James Dean der Biker, der sich in keine Schublade stecken lassen will. Meist hatte er eine dominante Mutter. Unbeugsam trotzen sie den Regeln, schließlich waren alle anderen noch Quark im Supermarktregal oder ein Glitzern im Auge von Papa, als er längst eine Harley sein Eigen nannte.

In keine Kategorie einzuordnen waren die Streetfighter. Meist Psychopathen, das Visier schwarz wie ihre Seele, oft mit Totenkopfairbrush auf dem Helm, winken sie nach Gutdünken, wenn sie gut gelaunt sind oder das Gegenüber grußwürdig finden. Ihre Grüße werden immer erwidert. Allerdings mehr aus Angst, dass dieser Soziopath bei Verweigerung eine Knarre zieht und sich rächt. ;-)

Was wollen wir mit dem ganzen eigentlich sagen? Keine Ahnung .... alles nur Spaß!
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