Roads to Siberia

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Jenzke
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Re: Roads to Siberia

Beitrag von Jenzke »

Hallo DrWolle
:daumen: :daumen: :daumen: Meine absolute Hochachtung für diese Unternehmung!!!!
Und außerdem noch ein großes Kompliment für deine Art das ganze in Wort und Bild zu schildern :daumen: :daumen:
Einfach geil!
Jensgrüße
Fahre nie schneller, als dein Schutzengel fliegen kann!
Simson S50; MZ TS250 ; Yamaha XVS650 Drag Star ; Honda NT700VA Deauville ; Yamaha XT1200ZE
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DrWolle
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Re: Roads to Siberia

Beitrag von DrWolle »

Moin moin,
und vielen Dank für das positive Feedback. Es macht mir einfach Spaß, über unsere Erlebnisse zu schreiben und das ganze natürlich auch so persönlich wie möglich zu gestalten. Es war eine phantastische Reise mit vielen tollen Momenten! Ich kann nur Jedem empfehlen so eine Reise anzutreten, es ist einfach Wow :daumen:
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
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DrWolle
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Tag 21

Beitrag von DrWolle »

Tag 21 - 19 . Juni
Heute soll es nach einem lecker Frühstück das Pandj Tal entlang an der afghanischen Grenze bis ungefähr Langar gehen, kurz vorm Einstieg zum Khargush Pass, unserem ersten 4.000er.
Die Fahrt entlang des Pandj verlief ganz entspannt, die Straße war erstaunlicherweise gut und wir rollten entspannt darauf entlang. Die Landschaft war wie die Tage vorher grandios und lud immer zum Anhalten an, was wir nicht mehr so oft wie zu Anfang der Reise machten, so doof sich das anhören mag, wir haben schon so vieles Schönes gesehen, dass wir ein bisschen „wählerisch“ geworden sind. Unterwegs trafen wir ein Schweizer Pärchen, die den Weg mit dem Fahrrad machten. Ein kurzer Schnack und weiter gings. Komischerweise begegneten uns heute keine Lkw und Transporter, nur wenige Pkw waren unterwegs. Naja, die Hauptroute geht von Khorog aus über den Pamir Highway, vielleicht deswegen.
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Auf jeden Fall war zu merken, dass wir uns auf einer Nebenstrecke bewegen, die Dörfer wurden weniger und kleiner, keine Chaichanas mehr und so gut wie keine Läden mehr in den Dörfern.
Auch wurde aus der Straße hinter Ishkashim wurde dann aus der Asphaltstraße eine Piste und es wurde wieder richtig staubig. Die Menschen grüßten nach wir vor freundlich und der Pandj war nun eher ein breiter Strom denn ein Wildwasser. Es gab wieder ein paar Verluste an den Moppeds, bei mir eine los geschlagene Bodenplatte und ein paar leicht gelockerte Schrauben, bei Thom ein abgebrochener Blinker und Spiegel. Bis auf den Spiegel konnten wir Alles wieder reparieren bzw. festziehen.
Das Flusstal des Pandj war meistens breiter als weiter Flussabwärts, aber stellenweise wurde es dann doch enger und wilder. Die Berge waren auch höher als bisher, so langsam kommen wir halt im Pamir und den wirklich hohen Bergen an. Teilweise waren sie sogar vergletschert und wir erklimmen langsam die 2000 m Marke.
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Zum Abend suchten wir dann ein Homestay, im Navi waren 3 Wegpunkte, aber irgendwie waren diese trotz Suche nicht auszumachen, mit Schildern haben es die Pamiri nicht so richtig denke ich. Und mich ereilte ein Missgeschick, das zum Glück glimpflich ablief. Beim queren eines Bewässerungsgrabens geriet mein Vorderrad zwischen zwei Platten, ein doch recht abrupter Stopp wie ich fand. Doch außer ein paar Kratzern in der Bremsscheibe ist nichts passiert. Und mit Thoms Hilfe war auch das Vorderrad schnell wieder auf die Straße gestellt.
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Letztlich haben wir doch ein Homestay gefunden, recht einfach ohne Dusche aber dafür ein sauberes nach Pamiri Art mit Teppichen ausgekleidetem Zimmer. Die Gastgeber gaben sich alle Mühe um uns zufrieden zu stellen. Es gab viel zu viel Essen und lecker Chai. Noch ein paar Schritte zur Verdauung, ein paar Worte mit unseren Gastgebern, dann wurden die dicken Decken auf dem Boden ausgebreitet und unser Nachtlager hergerichtet. Die Toilette war typisch, ein Loch im Boden und außerhalb des Hauses.
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Gruß Wolle
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DrWolle
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Tag 22

Beitrag von DrWolle »

Tag 22 - 20 . Juni
Wir wachten später auf als gedacht, so kurz nach Sieben, die Decken waren wohl doch zu kuschelig, um früher aufzuwachen. Also schnell aufgestanden, das Loch heimgesucht, frisch gemacht und schon stand das Frühstück bereit, diesmal mit lecker Kascha, einer Art gesüßtem Milchreis und natürlich Chai.
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Dann wollte ich zahlen und viel fast vom Glauben ab, 70 $ wollte der Wirt für unsere Übernachtung haben. Dabei haben wir im Khorog grade mal 30 $ bezahlt bei deutlich mehr Komfort. Wir haben uns dann auf 40 $ geeinigt.
Moppeds packen und los gings zum Pass. Der Einstieg ging gleich los, ein paar enge Serpentinen und dann ging es stetig bergauf. Fahrerisch relativ anspruchsvoll, vielleicht von der Piste her vergleichbar mit der ligurischen Grenzkammstraße, aber in Sachen Landschaft weitaus spektakulärer. Der Eindruck lässt sich schwer in Worte fassen, zu vielfältig die Landschaft und die Berge ringsum, teilweise um die 7000 m hoch. Insgesamt sind etwa 100 km Pass zu bewältigen, bis auf 4300 m und dann wieder auf etwa 3000 m zum Pamir Highway. Die eigentliche Passhöhe haben wir verpasst, weil kein Schild darauf hingewiesen hat. Aber egal, es war auch ohne Schild einfach beeindruckend!
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Weiter bis Murgab ging es dann auf dem Highway, ebenfalls eine beeindruckende Landschaft, einzelne Hochtäler wechselten sich ab, zwischendurch ging es mal wieder auf Höhe und dann wieder ins nächste Tal.
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Gegen Mittag machten wir dann in einem „Truckstop“ Pause, wobei Truckstop in diesem Fall eine Ansammlung mehrerer kleiner Häuser und Schuppen mit einem großen Parkplatz bedeutet, mitten im Nirgendwo. Der Wind pfiff nur so über den Platz und wi rwaren froh, dann im warmen zu sitzen. Zum Essen gabs nur Fisch, allerdings sah der aus wie ein Alien und schmeckte auch so. Also gabs gegen den restlichen Hunger das altbewährte Snickers.
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Interessant die vielen chinesischen Trucks, die den Highway entlang fuhren, teilweise die Steigungen im Schritttempo nehmend während wir mit unseren Moppeds entspannt daran vorbeizogen. Dann in Murgab begann wieder die Suche nach einer Unterkunft, irgendwie alles nicht so vielversprechend, aber die Suche hat sich gelohnt, wir sind in einer liebevoll eingerichteten Lodge untergekommen und der Wirt spricht auch noch sehr gut Englisch. Es gab sogar eine Dusche, wenn auch mit Schöpfkelle und Wanne, aber das passt schon.
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Das Abendessen war hervorragend, es gab eine Art Pamirische Variante von Bratkartoffeln, welche super geschmeckt haben.
Gruß Wolle
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DrWolle
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Tag 23

Beitrag von DrWolle »

Tag 23 - 21 . Juni
21.06.2015 - Heute war der Tag der Viertausender und des Einstiegs in das Bartang Tal. Doch zunächst gab es ein wirklich leckeres Frühstück in der Lodge, bevor bevor wir die Moppeds bestiegen. Unser Gastgeber hat sich dan noch riesig über unseren Aufkleber an seiner Pinnwand gefreut.
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Erst sollte der Ak Baital Pass mit 4688 Höhenmetern bezwungen werden, dazu ein paar kleinere Viertausender, die wir einfach auf der Fahrt über den Pamir Highway mitnahmen. Von Murgab aus ging es nach dem Tanken entspannt auf die Strecke, die überwiegend asphaltiert war, auch wenn der Zustand der Bedeutung eines Highway widersprach. Wie bereits gestern ging es immer wieder nach kurzen An- und Abstiegen durch beeindruckende Gebirgslandschaften von Hochtälern die jedes für sich in unterschiedlichen Farben erstrahlten, immer wieder wurde der Blick auf die hohen schneebedeckten Gipfel gelenkt, einfach ein prachtvolles Bild oder besser viele prachtvolle Bilder, die man so nicht wirklich alle aufnehmen kann...
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Dann begann der Aufstieg zum König der Pamir Pässe. Langsam und stetig ging es hinauf, nicht wie in der Alpen über zig Serpentinen, sondern meist gerade aus und einigen langgezogenen Kurve. So langsam war spürbar, dass auch Einspritzer Motoren ab einer gewissen Höhe Leistung verlieren, von meinen 53 PS waren vielleicht noch 30 Pferdchen übrig, immer noch genug um uns den Pass hinauf zu tragen. Es wurde langsam ziemlich frisch und es mussten die Überzieher-Handschuhe her. Die Landschaft wurde noch karger, soweit das überhaupt geht...
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Und dann, endlich kam das von mir langersehnte Schild vom Pass, eins der Reiseziele, nämlich hier unseren Aufkleber anzukleben konnte ich erfüllen;-) Zwar steht das Schild noch gut 600 m unterhalb der Passhöhe, doch das tut der Sache keinen Abbruch.
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Noch schnell ein Foto und weiter geht’s nach oben. Die Auffahrt war dann doch spektakulär, kein Asphalt mehr und eine ziemlich ausgefahrene Piste, nun wirklich steil bergauf führend und mit ein paar engen Serpentinen. Wenn man bedenkt, dass hier auch Lkw drüber müssen, mein Gott, was sind das für harte Kutscher!!! Oben auf der Passhöhe trafen wir zwei ukrainische Moppedfahrer, die sichtlich erfreut waren uns zu sehen. Wie einer berichtetet musste er seine alte Transalp die letzten Meter schieben, weil der Motor null Leistung hatte trotz Gebirgsbedüsung. Noch ein kurzes Shakehands und sie wollten weiter, ich half dann noch beim anschieben, während Thom das ganze fotografierte. Die zweite Maschine von von den Ukrainern sprang mit eigener Kraft an, allerdings schwarz rußend wie ein Lkw.
Danach zelebrierten wir unsere Passbezwingung mit einem „give me five“ und einem Siegerfoto. Immerhin befinden wir uns jetzt etwa auf der Höhe des Mont-Blank-Gipfels!
Es war schweinekalt und verdammt windig auf dem Pass, aber es ist wie es ist und war ein schönes Gefühl, eins der Highlights erlebt zu haben. Und es wird nicht das Einzige bleiben, das ist gewiss!
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Dann zogen wir weiter, dem nächsten Highlight entgegen, dem Einstieg ins Bartang Tal. Die Straße war zunächst weiter Piste, doch irgendwann ging es wieder in schlechten Asphalt über. Plötzlich tauchte an der rechten Seite ein Zaun auf, zuerst fragte ich mich was das soll hier oben von Nutzen sein, dann viel mir ein, wir sind direkt an der chinesischen Grenze und dieser Zaun markiert den Grenzstreifen. Allerdings wohl eher theoretischer Natur, weil hier bestimmt keiner Interesse hat, mal eben nach China rüber zu machen, weil hinterm Grenzzaun ist nichts weiter als Gebirge. Aber schon eigenartig das Gefühl, quasi so dicht an China unterwegs zu sein.
Dann sollte die Abzweigung ins Bartang Tal kommen, leider gab es keine beschilderte Kreuzung und so irrten wir ein wenig umher bis wir den richtigen Punkt, oder besser die kaum auszumachende Fahrzeugspur ausmachten, der wir dann folgten. Nach kurzer Zeit wurde es dann zu einem gut folgbaren Track und so gings dann am linken Ufer des Isyk Köl entlang.
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Wobei wir erkennen konnten, dass die seltsamen Inseln im See in Wirklichkeit Reste der winterlichen Eisdecke waren. Weit und Breit nichts zu sehen von menschlichen Ansiedlungen, doch weit gefehlt, nachher machten wir etliche Wohnstätten von Viehhirten aus, die die Tiere im Sommer hier oben betreuen.
Wir folgten brav dem Navi und dem Track, der uns zum ersten Hindernis führte, eine Art Marschland, in dem die Abflüsse vom See mäanderten und es wurde ziemlich schmierig und rutschig. Thom schlingerte gerade so eben noch durch eine besonders matschige Passage und ich wählte die andere Spur in der Hoffnung es ginge besser. Das war jedoch ein fataler Entschluss, den das Hinterrad verlor die Traktion und rutschte weg, ich wollte das Ganze dann mit dem linken Fuß stabilisieren, doch zu spät, das dicke Kind lag auf der Seite und mein Fuß wurde arg überdehnt, und zu Allem Unglück lag ich dann auch noch unterm Moped... Thom kam sofort zu Hilfe und gemeinsam richteten wir das Moped wieder auf. Noch voller Adrenalin merkte ich doch, das ich mir den Fuß ziemlich schmerzhaft überdehnt habe, aber dank der wirklich guten Cross-Stiefel war es nichts ernsthaftes, ich konnte auftreten und den Fuß bewegen. Also Zähne zusammenbeißen und weiter gings. Nach ein paar hundert Metern kamen wir an eine größere Furt, die völlig verschlammt war.
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Ein kurzer Kriegsrat und wir entschieden, uns einen anderen Weg zu suchen. Also Moppeds drehen und entsprechend vorsichtig zurück. Wir fanden dann einen anderen Track, der um das Marschgebiet herum führte. Bingo. Weiter ging es und dann trafen wir auf eine Herde Yaks, die von Hirten begleitet wurden. Schon spannend hier auf diese Tiere zu treffen, die man eigentlich eher mit dem Himalaya verbindet. Andererseits, so weit weg vom Himalaya sind wir auch nicht mehr. Wir folgten weiter der Piste, ein paar mal mussten wir unserem Gefühl folgen, weil sich die Spur in den Geröllfeldern verlor, aber wir fanden immer den richtigen Weg. So ging es weiter, mal eher sandiger Boden, mal eher steinig, aber wir kamen immer recht gut voran durch eine spektakuläre Hochebene. Ab und zu sahen wir ein paar Hütten der Hirten und immer wieder Rinder, Yaks, Schafe und Ziegenherden.
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Dann kam uns ein Mopped entgegen, es war Jussi, der wilde Finne aus der Pamir-Lodge, den wir so früh nicht erwartet hätten. Ein Hirte kam noch dazu, er wollte uns auf einen Chai einladen, aber es war noch zu früh für eine Pause. Also lehnten wir dankend ab. Mit Jussi teilten wir Details über die Strecke aus, demnach lag vor uns noch ein ziemlich anspruchsvoller Pass, wobei der Aufstieg aus unserer Richtung nicht ganz so steil sein sollte wie die Abfahrt danach. Ansonsten sei alles fahrbar,nur ein paar Furten und ein Stück, wo ein Erdrutsch die Piste verschüttet hat und man über die Mure fahren muss.
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Naja, später haben wir diese Stelle nicht gefunden, weil es einfach zu viele solcher Stellen gab. Dann kamen so viele spektakuläre Streckenstücke, das man sie gar nicht alle beschreiben kann, man muss es selber erfahren haben im wahrsten Sinne des Wortes! Und dann kam der Pass, ein wirklich spektakuläres Stück Trasse, steil, enge Serpentinen, in denen Bäche zu queren waren, steile Anstiege wie ich sie noch nie erlebt habe, und es zog sich hin, die Fahrbahn oft nur 2 m breit, zur Hangseite abgeschrägt und dazu ein spektakulärer Blick über den Pamir und ins nachher ziemlich weit unten liegende Tal. Einfach atemberaubend, allerdings blieb nicht viel Zeit fürs gucken, der Weg musste im Auge behalten werden. Gut das wir relativ leichte und geländegängige Enduros haben, die sich oft nur im 1. Gang den Berg hinauf kämpften. Dann ging es hinab, der Abstieg schien endlos und ich hatte das Vergnügen, das Mopped noch einmal kontrolliert in einer Serpentine abzulegen, konnte aber diesmal mit eigener Kraft Mensch und Maschine aufrichten. Beschreiben läßt sich der Abstieg nicht wirklich mit Worten, auch steil ist hier relativ, ja, im Vergleich zum Abstieg war der Aufstieg weniger steil, gefühlt war der Aufstieg so um die 35-40° und der Abstieg um die 45°, wie gesagt, rein nach Gefühl. Auf jeden Fall bin ich vorher noch nie solche Steigungen gefahren!
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Dann ging es weiter, wieder die mittlerweile gewohnten Geröllfelder, mit teilweise fast einem halben Meter tiefen Querrillen, durch die wir mussten, dazu teilweise einfach nur Steine, die als Untergrund der Piste dienten, die aber in sich sehr lose waren, dann wieder fast angenehm befahrbare Teilstücke die eng an den Felsen gedrängt am Fluss entlang führten. Es ist schwer, das Ganze in Worte zu fassen, so überwältigend sind die Eindrücke, ob nun von der Landschaft oder vom fahrerischen Anspruch...
Ich weiß nicht genau wie ich diesen Streckenabschnitt beschreiben soll, aber Alles was ich bisher in den Alpen gefahren bin ist dagegen Kindergeburtstag! Oder anders gesagt, das ist die härteste, anstrengendste, technisch anspruchsvollste, verfluchteste, exponierteste und gefährlichste Strecken und gleichzeitig aufregendste und schönste Hochgebirgsstrecke die ich jemals gefahren bin!!!! Einfach geil die ersten 100 km im Bartang Tal.
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Immer wieder dazwischen ein paar schlammige Passagen, eigentlich harmlos im Vergleich zum Anfang, aber einmal doch eine fiese Falle, Thom verfehlten die sichere Spur und steckte prompt im Schlamm fest.Da ich als zweiter fuhr konnte ich auf festem Untergrund bleiben und stellte das Mopped ab. Dann erst einmal überlegen, wie wir die Maschine am besten frei bekommen und dann, wie es wieder auf sicheren Boden geht. Es war ein anständiges Stück Arbeit die KTM frei zu bekommen, aber zwei starke Männer schaffen das. Dann fanden wir auch den richtigen Weg und weiter ging es das Bartang Tal hinunter. Beim umdrehen musse ich mich dann auch noch mal auf die Seite legen, tolle Wurst...lach...
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Unser Zeil war eigentlich ein Guesthouse etwa auf der Hälfte der Strecke, aber durch das anspruchsvolle Gelände war es unwahrscheinlich, dies vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen. Dann schlug der gute alte Murphy zu, ich hatte mitten in der Pampa einen Platten am Hinterrad... Ich hätte Scheiße schreien können, irgendwie hat es dieser Tag echt in sich, erst ein paar Stürze, dann Thom im Schlamm stecken gebliebenes Mopped und jetzt der Platten!
Doch die Stelle war gut ausgesucht, wie wir kurz danach feststellten. Grundsätzlich wußten wir was zu tun war, allerdings gestaltete es sich schwierig, das Mopped so auf zu bocken, dass das Hinterrad frei drehte. Wie gesagt, ich hatte die richtige Stelle ausgesucht, nicht weit von uns entfernt waren grade ein paar Hirten dabei, an ihren Jeep einen Reifen zu wechseln. Sie kamen dann zu uns und boten Hilfe an, was wir dankbar annahmen. Zum Glück hatten wir vorgesorgt und statt den Reifen zu flicken kam der Ersatzschlauch zum Einsatz. Mit gemeinsamen Kräften wurde das Rad eingebaut und es konnte weiter gehen. Noch ganz herzlich bei den Tadjiken bedankt und ein paar Zigaretten verteilt und los gings. Allerdings war damit unser Plan gescheitert, das Tagesziel zu erreichen, aber das gehört zum Abenteuer dazu.
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Eine knappe halbe Stunde vor Sonnenuntergang erreichten wir die erste Ortschaft im Tal. Wir müssen wohl ziemlich abgekämpft ausgesehen haben, denn eine Einheimische kam direkt auf uns zu und lud uns in ihr Haus ein. Eine kurze Beratung machte uns klar, dass in gut 20 Minuten Sonnenuntergang ist und ein weiter fahren nicht zu Diskussion stand.
Also Angebot annehmen oder zelten. Wir nahmen das Angebot an, wobei Thom das Zelt vorzog. Ich war dann doch lieber fürs Haus, weil ich befürchtete, am nächsten Morgen wegen meines Fußes nicht mehr aus dem Zelt zu kommen geschweige es abbauen zu können. Es gab lecker Nudeln und den gewohnten Chai von den Gastgebern, dazu eine etwas schleppende Unterhaltung auf englisch mit der Tochter des Hauses. So gegen Neun wurde dann das Bett bereitet, ganz nach Pamiri Art mit vielen Decken als Unterlage und einer dicken Decke drüber. Die Nacht war soweit okay, auch wenn der Fuß bei jedem Umdrehen weh tat. Da Thom nicht ins Haus kam, brachten die Gastgeber noch Tee und Nudeln zu ihm ans Zelt, was ihn freudig überraschte, obwohl sie ihm aus dem Schlaf rissen.
Gruß Wolle
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DrWolle
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Tag 24

Beitrag von DrWolle »

Tag 24 - 22 . Juni
22.06.2015 – Da ich im Haus schlief, bekam ich dann am Morgen etwas vom Alltag der tadjikischen Frauen mit. Für sie ist um Vier Uhr Morgens mit dem ersten Tageslicht die Nacht zu Ende. Es wird angefangen damit, den Ofen anzuheizen und dann den Teig für das Fladenbrot anzusetzen. Danach Vorbereitungen für das Frühstück, bestehend aus Chai und den Nudeln vom Vorabend. Gegen Sechs durften dann die Männer aufstehen und sich quasi an den gedeckten Tisch setzen. Irgendwie hatte ich keinen Hunger aber der Chai musste schon sein. Dann noch das übliche Loch im Boden aufgesucht und ich ging danach zu Thoms Zelt, um ihn zu wecken, der anscheinend noch am Schlafen war. Ein paar Worte gewechselt und ich ging zurück zum Haus, wo ich mich dann langsam reisefertig machte. Als ich nach dem Bezahlen fragte, druckste die Familie rum, anscheinend hatten sie sich gar keine Gedanken gemacht sondern uns aus reiner Gastfreundschaft aufgenommen. Als ich dann Hundert Sumoni übergab freuten sie sich offensichtlich und dazu gabs noch einen Sticker und ein Schlüsselband.
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Dann war ich fertig und alles aufgerödelt, der Fuß passte auch grade noch so in den Stiefel und ich fuhr zu Thom, der auch fast fertig war. Kurz darauf ging es los, wie gewohnt von gestern die Piste, wieder sehr steinig, holprig und teilweise spektakulär aus dem Felsen geschlagen, teilweise kaum höher als der Fluss, teilweise in schwindelerregender Höhe über dem Fluß.
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Glücklicherweise nicht mehr so anspruchsvoll wie gestern, aber immer noch ziemlich ziemlich heftig, da teilweise Geröll auf der Piste lag und es etliche haarige Passagen gab. Nach knapp 2 Stunden erreichten wir unser ehemaliges Tagesziel. Soviel zu unserem ambitionierten Plan von gestern ;-) Ab hier gab es auch immer mehr Siedlungen, wo uns die Anwohner freudig winkten und es etliche Daumen hoch gab.
Einmal noch musste ich mich ablegen, aber das war nicht weiter dramatisch.
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Dann kamen wir wieder in ein Dorf und irgendwie hat sich Thom wohl verfahren, der Weg wurde immer schmaler und endete zum Schluss als schmaler Fußpfad. Und schon standen einige aufgeregte Anwohner um uns herum und fragten sich, was diese verrückten Moppedfahrer mitten im Dorf suchen. Kurze Antwort, wir hatten uns verfahren und mussten umdrehen, was sich als komplexe Aktion entpuppte.
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Um zwei Ecken zirkeln, dann mit dem Hinterrad in eine Graben rutschen, gemeinsam mit den Dörflern wieder raus wuchten und dann schiebend mit Motorkraft soweit rollen, dass ich wieder aufsteigen konnte. Was für eine Show, die wir da den Einheimischen geboten haben :-) Das passiert dort bestimmt nicht alle Tage!
Bei einem ausrangierten und skelettierten Bagger machten wir eine kurze Pause und Thom versuchte sich als Bodo der Baggerfahrer ;-)
Weiter ging es durch das Tal flussabwärts, immer wieder spektakuläre Landschaften in den unterschiedlichsten Braun- und Rottönen, manchmal etwas Gelb dazwischen und dann das Grün der Ortschaften mit den Feldern und Bäumen. Je mehr wir uns dem Ausgang des Tales näherten, umso dichter die Besiedlung und größer die Häuser und umso besser der Zustand der Piste, sogar breit genug für Lkw wie dem Kamaz, der uns da begegnete.
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Dann war plötzlich das Tal zu Ende und wir waren wieder auf dem Pamir Highway, der uns nach Khorog führte. Wir machten an ein paar Verkaufsständen am Straßenrand Rast, es gab lecker Würstchen im Teigmantel und dazu kalte Cola.Thom flirtete ein bisschen mit einer der Verkäuferinnen, die uns fröhlich nachwinkten als wir wieder aufbrachen. Nicht weit vor den Toren Khorogs blieb dann Thoms KTM wegen Spritmangels liegen, aber er hatte ja noch den halben Liter Benzin vom Kocher, also fix nachgefüllt und das reichte dann bis zur nächsten Tanke, wo wir jeder 5 Liter nachtankten.
Wir kamen an einem sehr einladend und vielversprechend aussehenden Hotel vorbei, doch leider waren sie ausgebucht und so mussten wir mit der Pamir Lodge vorlieb nehmen, was nicht die schlechteste Wahl war. Doch vorher ging es noch in eine Awtomolka, um uns und die Bikes vom schlimmsten Dreck und Staub zu säubern, da kam eine gan schöne Suppe zusammen... Als wir selbst auch gekärchert werden wollten, war der Wäscher etwas skeptisch aber er tat seinen Job gut.

In der Lodge habe ich mich erst einmal frisch gemacht und dann für eine gute Stunde hingelegt, bevor ich duschen ging und Thom uns mit Essen und Trinken versorgte. Wir sind dann recht früh zu Bett, obwohl für Morgen ein Pausentag vorgesehen war. Das Bartang Tal fordert eben seinen Tribut, bietet dafür aber auch unglaublich viel. Wir sind glaube ziemlich schnell eingeschlafen, irgendwie hatten wir sogar das Feierabendbier vergessen :mrgreen:
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Tag 25

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Tag 25 - 23 . Juni
23.06.2015 – Heute war ein Pausentag, einmal um uns zu erholen und aber auch die Moppeds einmal zu checken. Und natürlich, um meinen lädierten Fuß zu schonen. Nach dem Frühstück habe ich mich wieder hingelegt während sich Thom, nachdem er sein Mopped durchgesehen ebenfalls dem schnöden Nichtstun hingab. Ab ca. 13:00 Uhr habe ich dann angefangen die letzten 2 Tage im Bartang Tal zu beschreiben. Ich bin auch relativ weit gekommen, doch dann tauchten auf einmal 5 weitere Motorradfahrer auf, unter ihnen Terry Brown, einer der Kumpels von Walter Colebatch.

Ich hatte mir zwar gewünscht, ihn oder Walter auf der Straße zu treffen, aber nicht wirklich damit gerechnet. Terry und sein Kumpel fahren in etwa die gleiche Strecke wie wir, allerdings haben sie noch das Bartang Tal vor sich, werden also im Schnitt 2 Tage hinter uns sein.
Terry entpuppt sich als famoser Kerl und so haben wir bis zum Abend eine ganze Zeit miteinander geredet. Es war wirklich interessant, noch einmal aus erster Hand das Abenteuer der Vitim-Brücke geschildert zu bekommen oder die Geschichte mit dem Bongo-Truck. Oder auch die Leidensgeschichte von Rod Curry und seiner KTM in 2012.
Zum Abend haben wir dann unseren Kocher raus geholt und eine fast leckere Suppe gekocht. Dann noch die Abenteuer der letzten Tage Revue passieren lassen, ein kurzer Schnack mit einem der hier auf Seminar weilenden tadjikischen Lehrer und ab ging es ins Bett.

Noch ein paar Worte zu unseren Motorrädern, es ist einfach beachtlich, was sie bisher einstecken mussten und bis auf den Plattfuß gestern keine weiteren ernsthaften Defekte aufgetreten sind. Es gab ein paar lockere Schrauben, den abgebrochenen Spiegel bei Thom und sonst ist alles im grünen Bereich. Hoffentlich bleibt es so. Terry ist mittlerweile sechs mal mit seiner XC in Nordasien gewesen und in dieser Zeit von Defekten verschont geblieben, das lässt hoffen :-)

Übrigens, man kann entweder so mit leichtem Gepäck reisen:
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Oder so:
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Nach unserer Erfahrung ist die erste Variante eindeutig vorzuziehen! Wobei ich hier einmal vorgreife, den Typ, sprich John mit der fetten Adventure hat uns nachher ab der Mongolei begleitet und hatte fast genauso viel Gepäck dabei wie hier auf dem Bild. Es geht also auch damit, aber er hat sich viel mehr quälen müssen als wir:-)
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Tag 26

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Tag 26 - 24 . Juni
24.06.2015 – Da mein Fuß immer noch nicht ganz in den Stiefel passte blieben wir heute auch in der Pamir Lodge. Beim Frühstück leisteten und Terry und sein Kumpel Felix Gesellschaft und wir hatten ein anregendes Benzingespräch.
Thom hat dabei eine spezielle Form von Brotaufstrich entwickelt :mrgreen:
Felix hat mir dann angeboten, falls wir in Almaty kein Montana finden mir sein Navi leihweise zu überlassen, wenn er im Juli von Bishkek nach Hause fliegt. Schaun wir mal, auf jeden ist das ein großartiges Angebot. Andererseits bekommt er meinen alten Vorderreifen in Osh, weil einer ziemlich runter geritten ist. Ansonsten war es ein entspannter Tag, ich habe ein Mittagsschläfchen gehalten während Thom eine Runde gefahren ist.
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Nach dem Schläfchen wieder den Blog aufbereitet aber leider konnte das Update nicht hochgeladen werden, naja, vielleicht heute Abend.
Und hier eine spezielle Variante einer Stretchlimousine, es muss halt nicht immer ein Hummer sein!
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Kurzentschlossen gingen wir heute Abend Essen, Thom hatte nämlich in der Nähe ein Restaurant ausgemacht. Wegen des steilen Weges nahmen wir ein Taxi, 10 Sumoni waren okay dafür und inklusive Kurzstreckenzuschlag. Das Restaurant war der Burner, eine richtige Speisekare auch in Englisch mit europäisch klingenden Gerichten. Ich bestellte einen Tomaten-Gurkensalat, Hähnchenbrustfilet und fried Potatoes, Thom Fleisch ungarischer Art und ebenfalls fried Potatoes, dazu Cola. Es war fast wie eine Offenbarung, die Kartoffeln waren richtige fried Potatoes, das Fleisch gut und herrlich gewürzt, das tat richtig gut nach den letzten Wochen immer nur Suppe und so...Dann zum Abschluss ein richtiger Kaffee!
Danach noch etwas einkaufen Zigaretten, Klopapier und Pistazien, was Mann halt so braucht. Eigentlich wollte ich mutig sein und zurück laufen, doch Thom legte sein Veto ein und wir nahmen wieder ein Taxi, mein Fuß war eine gute Entschuldigung für die Kurzstrecke und da der Taxifahrer Fußballfan war und wir ein wenig fachsimpelten gab es dann die Fahrt umsonst:-) Echt nette Leute die Tadjiken! Insgesamt ein gelungener Abschluss der Ruhetage. Morgen geht es endlich wieder auf die Straße, erste Station Murgab und am nächsten Tag über die Grenze nach Kirgisistan und eventuell bis Osh. Wir werden zusammen mit 2 Engländern fahren, einmal mit John und seiner dicken GS und Andy, mit einer ähnlich wie meine umgebauten XChallenge.
Gruß Wolle
Wer später bremst ist länger schnell;-)
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DrWolle
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Tag 27

Beitrag von DrWolle »

Tag 27 - 25. Juni
25. Juni - Heute geht es weiter Richtung Kirgistan. Wegen der Entfernung werden wir die Etappe in 2 Tage aufteilen, also heute nur bis Murgab, wo wir wieder in der selben Lodge übernachten wie vor 5 Tagen.
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Wir nehmen zwei Engländer, John mit einer LC 1200 GS Adventure und Andy mit einer XChallenge ins Schlepptau, weil bei Beiden das Navi ausgefallen ist und es mangels einer ausreichenden Beschilderung ohne Navi schwierig ist, auf dem richtigen Weg zu bleiben. Nach dem Frühstück geht’s los. Zunächst geht es langsam aber stetig bergauf, links und rechts des Weges immer wieder kleine Siedlungen und wie bereits gewohnt werden wir überall winkend begrüßt, oft sogar von älteren Tadjiken. Dann nähern wir uns der 3000m Grenze und es werden immer weniger Ansiedlungen, und leider wird auch das Wetter immer schlechter, gestartet sind wir bei knapp 20° und nun sind es nur noch um die 10° und dazu kommt ein kalter Wind. Die Landschaft ist wie immer im Pamir unglaublich beeindruckend und die Wolken, die oft von Sonnenstrahlen durchbrochen werden tragen das Ihrige bei, dass die Fahrt trotz der Kühle interessant bleibt.
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Die Straße ist meist recht gut, doch immer wieder tauchen tiefe Schlaglöcher auf, sodass man sich nicht zu sehr von der Szenerie ablenken lassen darf. Gegen Mittag rasten wir in einem Kaffee, wo wir auf 3 Radfahrer treffen, die gerade das Wakhan-Tal hinter sich gebracht haben. Das sind die eigentlichen Helden der Straße für mich!
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Das Essen war relativ gut, es gab für mich Spiegeleier und Würstchen, wahrscheinlich vom Pferd, aber egal, sie waren lecker. Nach dem Essen ging es weiter, immer wieder Schauer, wechselnd mit kurzen sonnigen Abschnitten. So langsam bekamen wir alle kalte Füße... Ich fuhr grade mal an der Spitze, als nach einer kleinen Anhöhe der Scheinwerfer von Johns BMW nicht mehr im Spiegel zu sehen war, also rechts ran und ein paar Minuten gewartet, hmh, kein Scheinwerfer... also umdrehen und gucken, ob was passiert ist. Nach vielleicht 3 km kamen Thom in John in Sicht, sie waren gerade dabei Thoms KTM auf zu bocken. Das sieht gewaltig nach Plattfuß aus! Beide waren erleichtert das ich auftauchte, zu Dritt ist das doch deutlich einfacher zu handeln. Ich übernahm quasi die tragende Rolle, sprich hielt die Maschine im Gleichgewicht auf dem Felsbrocken, damit das hintere Rad frei war, um es auszubauen. Nach wenigen Minuten stand der Verursacher fest, ein ca. 10 cm langes Stück einer Schraubenzieher Klinge...
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welches irgendein Depp auf der Straße hat liegen lassen! Natürlich fing es während des Wechsels wieder an zu regnen, tolle Wurst!
Mehrere chinesische Trucker hielten an, um zu helfen, aber ausnahmsweise waren wir nicht auf Hilfe angewiesen, allerdings waren wir erfreut, dass wir zum Reifen füllen auf deren Druckluft zurück greifen konnten. Einer hatte etwas Mitleid mit mir, wie ich das so die KTM haltend im Regen stand und steckte mir eine Zigarette in den Mund ;-)
Diese Trucker sind schon was besonderes! Der Einbau ging dann doch nicht ganz reibungslos vonstatten, Thom vertauschte die Distanzstücke vom Kettenspanner, aber der Fehler war dann ruckzuck behoben, also Alles Werkzeug wieder einpacken und weiter gings Richtung Murgab, mittlerweile im strömenden Regen, glücklicherweise waren es nur noch ca. 15 km.
Am Checkpoint vor Murgab gabs dann Dienst nach Vorschrift, die Wachen ließen sich viel Zeit mit dem kontrollieren unserer Pässe und dem Eintrag ins Wachbuch... Dann ging die Schranke hoch und wir durften weiter. Da wir wussten, wo wir übernachten wollen war der Rest Minutensache. Unser Gastgeber war hocherfreut uns wieder zu sehen und machte sich sofort daran, heißes Wasser für die Dusche vorzubereiten. Ersteinmal raus aus den nassen Klamotten und vor Allem bei mir die Füße trocken legen auch aufwärmen.
Andy verzog sich sofort ins Bett unter 2 Bettdecken und ward nicht mehr gesehen, so hatte ich das Glück nicht nur seine Ration heißes Wasser für meine Füße zu bekommen, sondern auch seine Portion Tomatensalat ;-)
Das Abendessen war gut, und so langsam wurde uns wieder warm. Noch ein bisschen den Tag Revue passieren lassen und dann verschwanden wir Alle in unseren Betten, jeder mit einer zweiten Decke. In der Nacht wurde es mir dann warm genug um sie abzustreifen.
Unser Wirt war noch so nett und nahm meine Stiefel zum trocknen mit. In der Tat waren sie am nächsten Morgen trocken :-)
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DrWolle
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Tag 28

Beitrag von DrWolle »

Tag 28 - 26. Juni
Heute haben wir zwei Viertausender Pässe und den Grenzübergang nach Kirgistan auf dem Zettel. Doch erst einmal kommt das Frühstück, diesmal mit Andy;-)
Thom hattea m Morgen noch kurz die Gelegenheit den Uazzik unseres Gastgebers ausgiebig zu inspizieren. Wenn man hier mit dem Auto fahren sollte, so wäre das eine gute Wahl.
Anschließend wird gepackt und ich genieße die trockenen Stiefel, noch einmal auftanken, schließlich sind gut 400 km abzureißen. Dann geht es los. Wir verlassen Murgab zwar im Sonnenschein, können aber am Horizont bereits das erste dunkle Wolkenfeld erkennen.
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Und es gibt eine Überraschung, es ist kein Regen sondern Schnee, auf über 3000 m eigentlich keine Überraschung, aber für uns schon. Zum Glück bleibt er nicht auf der Straße liegen! Andererseits, es ist eine Abwechslung zu den Schauern, die natürlich auch nicht ausbleiben. So geht es in wechselndem Wetter weiter zu Ak Baital Pass. Erstaunlicherweise können wir diesen Pass bei strahlendem Sonnenschein erklimmen. Direkt hinter der Passhöhe treffen wir auf drei italienische Motorradfahrer. Es gab ein großes Hallo und die üblichen Fragen nach dem Woher und Wohin.
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Nach einer Viertelstunde ging es dann weiter. Natürlich wieder im üblichen Wechsel der Witterungsverhältnisse, nur wurde es kälter, gefühlt im Minusbereich, tatsächlich noch knapp drüber.
Irgendwo vor dem Karakul See machten wir noch eine Pause. Dabei fiel uns auf, dass im Grenzzaun zu China eine Lücke klaffte. Da beschlossen die Jungs kurzerhand einen kleinen Abstecher nach China zu machen. Einmal kurz über die Grenze, Fotos machen und zurück. Damit haben wir dann auch China auf unserer liste abgehakt :-)
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Am Karakul See bekamen wir noch einmal ein tolles Naturschauspiel geboten, ein großer Teil des Sees lag in strahlendem Sonnenschein, der Rest, leider in unserer Richtung verschwand unter hell angestrahlten Regenwolken und es waren die Schlieren des Regen deutlich zu sehen. Genau dort mussten wir entlang.
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Naja, es ist wie es ist wie wir Norddeutschen sagen. Die Straße war nach wie vor relativ gut und nach ca. 20 km schraubten wir uns zum zweiten Viertausender hoch. Kurz vor der Passhöhe lag der tadjikische Grenzposten. War für ein gottverlassener Ort, ein paar Container und Hütten bildeten den größten Teil des Checkpoints und ansonsten war es ziemlich ungemütlich dort oben. Zunächst ging Alles recht fix, doch dann mussten wir noch zum Veterinär, natürlich umsonst, wir haben keine Haustiere dabei! Dann galt es noch eine sogenannte Verkehrsabgabe zu bezahlen, aus unserer Sicht eine halbwegs legale Art um den Grenzern einen kleinen Nebenverdienst zu ermöglichen. Dann durften wir aufsitzen, um nach 20 m zunächst vom Antidrogenteam weiter geschickt zu werden zur letzten Passkontrolle, die in Sichtweite aller vorherigen Kontrollen stattfand. Während wir unsere Pässe abgaben fing es zu Allem Überdruss auch noch an zu schneien, und zwar richtig. Gefühlt dauerte die letzte Passkontrolle 30 Minuten und wir hatten alle ein dünne weiße Schicht auf Klamotten und Moppeds. Tatsächlich waren es wohl „nur“ 20 Minuten, bevor wir endlich weiter den Pass hinauf durften Richtung Kirgistan.
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Wobei das langsam schwierig wurde, durch den Schneefall war es schwierig die richtige Linie zu finden und der Boden war gefroren und die oberste Schicht war am tauen, so war es schwierig die richtige Linie und den richtigen Dreh am Gasgriff zu finden, damit wir die Steigung ohne Rutscher schaffen. Soweit so gut, doch dann ging es wieder bergab und es wurde rutschiger, dazu enge Serpentinen und was im Trockenen problemlos wäre wurde jetzt zu einer leichten Zitterpartie. Glücklicherweise waren alle entsprechend vorsichtig und es ging ohne Zwischenfälle hinunter ins Tal zur kirgisischen Kontrollstelle.
Hier ging es relativ schnell, weil wir keine Visa brauchten und es auch keine große Gepäckkontrolle gab. Also schnell aufgesessen und auf nach Kirgistan. Zunächst war die Straße recht schlecht, aber nach ein paar Kilometern weiter und gefühlten 1000 Höhenmetern weniger wurde die Straße recht gut. Nach Sari Tash gabs dann die typische gut ausgebaute Alpenstraße ;-) So macht das Fahren Spaß, auch wenn wir ein paar kleine Regenabschnitte hatten. Und, ganz besonders erwähnenswert, es wurde wärmer! So langsam tauten Füße und Hände auf, was nicht nur an der Strecke lag. Es ging zum Teil durch wunderschöne und vor allem bewaldete Täler, vorbei an jeder Menge Jurten und Pferdeherden. Die Ortschaften wurden häufiger und wirkten nicht so trist wie im Pamir. Kein Wunder, wir waren ja mittlerweile auch unter 2000m. Die Straße schlängelt sich durch herrlich anzusehende Täler. Einmal wurden wir noch nass, doch diesmal ohne zu frieren, mittlerweile hatten wir gut 20°!
Ein letzter Pass von ca. 2500 m und wir erreichten die Randgebiete von Osh. Eine kurze Stadtrundfahrt in folge einer Straßensperrung und schon standen wir so gegen 19:30 vorm Hotel Nuru. Schnell einchecken, duschen, ein kühles Bier und dann wollten wir Essen. Das Hotelrestaurant hatte schon geschlossen, also raus auf die Straße. Irgendwie fanden wir nichts passendes, also ein Taxi, eigentlich müsste man Mini-Taxi sagen, so klein war das Auto, angehalten und den Fahrer beauftragt uns zu einem Restaurant zu fahren. Es ging ein paar Minuten die Straße entlang und schon waren wir da. Der Fahrer wollte 200 Som haben, eindeutig zu viel, schließlich wurde sich auf 150 Som geeinigt. Das Essen war lecker, das Bier hat geschmeckt und danach ging es wieder per Taxi zum Hotel. Diesmal wurde der Preis vorher ausgehandelt und es wurden 110 Som aufgerufen. Eine letzte Zigarette und kurz vor Mitternacht gings zu Bett.
Gruß Wolle
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