Wenn man draußen ist...

Zur XT1200Z gibt es zwar keine Alternativen (zumindest keine besseren ;-)), aber...
Wanderer

Wenn man draußen ist...

Beitrag von Wanderer »

Wenn man draußen ist - Erfahrungen


Wenn man ins entfernte Ausland geht, überlegt man sich genau, was man dort nicht (so gut) vorfindet und kauft noch in Deutschland ein. Habt Ihr Euch schonmal gefragt, wieviel Topa Euer Haushalt durch die Backen zieht in einem Monat /Jahr /mehrere Jahre? Was verbraucht man überhaupt? Was ist relativ zu anderen Ländern besonders gut ist? Was ist dort, wo Du hingehst rar und teuer? Sind Deine Geräte noch gut oder braucht es eine neue Waschmaschine? Und na klar die wichtigste Frage: Welches Moto willst Du?

Typ: Reiseenduro!
Oh man, was heute alles unter diesen Typus fallen darf. Es ist beschämend.
Fragen wir so: Ist der Auspuff oben? Hat sie Speichen? Ist sie „untermotorisiert“?
Beantwortest Du eine Frage mit nein – vergiß es!

Wie ist denn die Zuladung? Alte BMW bspw neigen zu Rahmenbrüchen bei Überladung und überladen sind die meisten Reisenden und wehe, wenn dann noch die Wege schlecht werden.
Wie ist es mit Vibrationen? An der F650 meiner Holden vibrierten sich Plastikteile kaputt und Schrauben wurden verloren.
Ist sie wirklich ausdauernd? Ich mag V2 Motoren mit nicht mehr als einem Pferd pro 10ccm.
Ist sie bequem? Bei meiner Africa wurde die Sitzbank vorn so schmal, daß ich regelmäßig zum Weibe sagte „Kannst Du weiter nach hinten?“
Ist die Technik einfach? Denn da wo Du hinwillst, ist es womöglich schlichter, als da wo du herkommst. Vergiß „Programme vom Bordcomputer“.
Last but not least: Der Preis. Verstehe, daß Dein Moto leiden wird. Nimm einen Vorführer oder eine Gebrauchte. Mit teuren Angebergurken wirst Du Dinge nicht wagen. Du wirst vor dem eigentlichen Abenteuer zurückschrecken.

Tipps:
- Kauf Deine Anbauteile woanders. Originalkoffer oder -defender oder … sind fast immer schlechter – meine Theorie sagt, daß ein Hersteller die Reparatur ja nicht wirklich verhindern will.... ;-)
- Ein Reiskocher ist immer besser, weil man mit ner Honda zu Yamaha kann und mit ner Suzi zu Kawasaki, alles andere ist also erstmal Blödsinn.
- Alukisten reißen, Hartplastik ist wie ein hinterer Defender.
- Bevor Ihr Teile teuertechnisch austauscht, denkt nach. Meistens leben da, wo Ihr hinwollt Menschen und die haben viel einfachere Motos als Eure. Die wissen gar nix von größeren Tanks etc. und „überleben“ auch.


Mein erster Schritt war das Studieren, was der Markt anbot. Was ich wollte war klar – wieder eine Africa Twin, aber Honda erhörte meine Gebete nicht. Also ging ich nach Bremen und schaute mir die Crosstourer an. Der Verkäufer konnte nur über die fehlende Kupplung reden und wußte von den Anforderungen einer Abenteuermaschine nichts. Das geht nicht gegen Honda. Ich schmiß mich in Berlin einmal unter einen Landcruiser und als der befrackte Verkäufer kam, fragte ich: „Wenn diese Möhre im Matsch versinkt, wie lösen Sie dann das Reserverad?“ Die Antwort war: „Also das hat mich noch keiner gefragt.“

Schritt zwei war Schneverdingen. Dort hat es eine große Halle mit vielen Sorten Motos. Mein Kumpel fuhr mich hin und ich kletterte auf alle „Reiseenduros“. Auf der XT sagte er: „Die willst Du!“ In Wahrheit dachte ich darüber nach, was der olle T/S Schalter sollte. Für Gimmecks bin ich nicht zu haben. „Bitte ändern Sie das Programm, Sie biegen in einen Sandweg ein“ - nee, ich will einfach so abbiegen. Und ist das eigentlich schlau, wenn die Handbremse auch hinten zieht und die Fußbremse auch vorn?

In Leipzig stand dann ein Vorführer zum Verkauf – First Edition. „Willst Du sie mir nach Mittelamerika schicken?“ fragte ich die Dame per Mail. Wessies antworten meist: „Sowas machen wir nicht.“ Ossies antworten: „Sowas haben wir noch nie gemacht.“ Aber sie machen es und zwar großartig! Ich bestellte GIVI Teile, die Leipziger tüddelten sie dran und ich bekam Fotos vom Verladen und 12 Wochen später fuhr ich sie aus dem Zollgelände.

Als ich auf Dirt in einen Staubsand kam, der sich über Kilometer den Hang runterzog, mußte ich die Füße unten lassen – wißt Ihr wie toll das ist, wenn die Handbremse hinten mitbremst? Ich hätte sie sonst nie gehalten. Mein Kollege auf KLR verlor selbige mehrfach.
Das mit T/S könnte so schön sein, wenn es denn Sinn machte. Auf Dirt wünschte ich mir einen ersten Gang, der mich langsamer fahren ließe (wie LKW Motorbremse). Wäre der Schalter doch dafür da. Aber dann wäre es G/S, oder? ;-)

Mein Fazit: Eine Bessere hätte ich nicht finden können. Heute sind die meisten Wege (auch draußen) geteert und die nicht geteerten sind meist ok.

Und hätte ich heute lieber eine Africa Twin? Nein! Wenn dann lieber die alte als die neue.
Aber ich träume davon einmal durch Sibirien zu fahren (siehe zB: https://www.youtube.com/watch?v=ON26m_Mq2DI )- dafür würde ich mir dann eine „Zweitmaschine“ gönnen – vielleicht sowas: https://www.youtube.com/watch?v=UUZOzT4F0DI


Wanderer
TJoe

Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von TJoe »

Wie wahr!! :daumen: :daumen:

Und damit meine ich nicht die Erkenntnis, bei einer XT gelandet zu sein, sondern alle Überlegungen aussen rum. :computer:
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Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von Tequila »

Wanderer hat geschrieben:
Ich schmiß mich in Berlin einmal unter einen Landcruiser und als der befrackte Verkäufer kam, fragte ich: „Wenn diese Möhre im Matsch versinkt, wie lösen Sie dann das Reserverad?“ Die Antwort war: „Also das hat mich noch keiner gefragt.“

Nun, ich fahre "diese Möhre(n)" seit 14 Jahren und ich könnte dir erklären, wie man im Schlamm das Reserverad nicht nur löst (das geht von oben) sondern sogar, wie man es unter dem Kofferraumboden rausbekommt - aber nur, wenn DU mir erklärst, was du mit dem Reserverad willst, wenn dein Land Cruiser bis zum Bodenblech im Schlamm steht :lol:
Viele Grüße
Heinz

*hoffentlich werde ich nie erwachsen*
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Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von ila »

Hallo Wanderer,
schön geschrieben und zu lesen :-) - danke.....

Beim Landrcruiser wäre auch die "einfache Version" angesagt gewesen, man schaut sich die "Standardversion" an :-) -> meiner hat sein Reserverad "hinten dran" - dann stellt sich die Frage nicht :-)

Gute Wahl und viel Spass.... :winken:

Gruss Ingo
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Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von Norton »

Tequila hat geschrieben: - aber nur, wenn DU mir erklärst, was du mit dem Reserverad willst, wenn dein Land Cruiser bis zum Bodenblech im Schlamm steht :lol:
Bin eimal auf einem Schneehaufen mit meinem Patrol auf der Bodenplatte hängen geblieben. Konnte aussteigen, und
allen 4 Rädern beim Drehen zusehen :roll: . Da war eher ein Spaten, als ein Reserverad gefragt :-) . Wie auch immer,
Landcruiser wäre mein absoluter Favorit, falls ich z.Z. Bedarf hätte.
L G nach Mittelamerika!
Gruß Michael
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Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von Yeti »

FR71 hat geschrieben: Bin einmal auf einem Schneehaufen mit meinem Patrol auf der Bodenplatte hängen geblieben. Konnte aussteigen, und
allen 4 Rädern beim Drehen zusehen
Also daß Du alles nachmachen mußt :o "Schnell gelernt" :winken:
Wir haben schon 1959 bei der Bundeswehr auf dem Kasernengelände belustigt zugeschaut, wie der fahrerlose MAN sich auf allen Vieren abmühte, eine schneeglatte Steigung hochzukrabbeln :)
:oops: , Yeti.
Meine Moppeds: Zündapp DB200; BMWs: R69S - R100 - R100CS - R100GS > HPN-Sport - K1; Yammis: FZS1000; XT1200Z; Tracer900-GT
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Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von Norton »

@Yeti
:-) :winken:
Gruß Michael
Victoria Bergmeister...76 andere...Suzuki DR350SE...?
Wanderer

Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von Wanderer »

Tequila hat geschrieben:
Wanderer hat geschrieben:
Ich schmiß mich in Berlin einmal unter einen Landcruiser und als der befrackte Verkäufer kam, fragte ich: „Wenn diese Möhre im Matsch versinkt, wie lösen Sie dann das Reserverad?“ Die Antwort war: „Also das hat mich noch keiner gefragt.“

Nun, ich fahre "diese Möhre(n)" seit 14 Jahren und ich könnte dir erklären, wie man im Schlamm das Reserverad nicht nur löst (das geht von oben) sondern sogar, wie man es unter dem Kofferraumboden rausbekommt - aber nur, wenn DU mir erklärst, was du mit dem Reserverad willst, wenn dein Land Cruiser bis zum Bodenblech im Schlamm steht :lol:

@ Tequila:
Con gran placer!

Die meisten draußen fahren Prado (also den "kleinen" Landcruiser) und da ist das 5te Rad na klar immer achtern angetüddelt. Aber in Berlin war das anders. Und weil der Boden so schön sauber war... :lol: Ich hatte eben Bock auf Beratung!

Aber wenn der Wagen abschlammt, dann braucht es na klar mehr Bodenfreiheit.
04. mit dem Prado durch die Lache - Kopie.jpg
Oder dieser ganz normale Fall. Beachte wie tief wir hängen - Glück wenn das auf Teer passiert und im Matsch?
12. der geplatzte Reifen mit 7 Löchern.jpg
Dies ist nicht etwa ein Fluß - das ist die Straße im Regen. Flüsse sehen anders aus.
09. dies ist die Straße.jpg

Du brauchst den Reifen aber u .U. um ihn vor der Winde zu vergraben, falls kein Baum o.ä. in der Nähe ist.
Klar? Falls nicht...
Stell Dir vor Du kreuzt einen Fluß in den kargen Anden (oder eine Matschlandschaft) und das Auto steckt mittig fest. Du steigst aus (tauchst unter Deinen Prado ;) ) und marschierst samt Res.rad an Land. Gräbst ein Loch, schmeißt das Rad rein und befestigt den Haken deiner Winde, dann Gewicht drauf (einbuddeln /Steine drauf) damit der Reifen Halt bekommt.
Dann kannst Du Dich an Deinem Res-rad aus Fluß/Matsch rausziehen.

Worauf ich raus wollte - die Verkäufer verkaufen Dir gerne das "motorige Abenteuer" ohne jede Ahnung zu haben. Egal ob bei Motos oder Autos


PS: Das ist ein Fluß. Und ich weiß noch, wie mir das erste Mal der Ar... auf Grundeis ging. Da kann so viel Druck drauf sein, daß Steine übers Wasser springen. Mit dem Auto na klar null Problemo - aber auf dem Hobel wird etwas Können erwartet. ;)
Ich glaube es fährt sich leichter da rein, wenn der Bock ein Vorführer für 11T EUR war und eben keine neue Extragurke für 22T.
79. Wieder nasse Füsse.jpg
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Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von Tequila »

Wanderer hat geschrieben:
@ Tequila:
Con gran placer!

Die meisten draußen fahren Prado (also den "kleinen" Landcruiser) und da ist das 5te Rad na klar immer achtern angetüddelt. Aber in Berlin war das anders. Und weil der Boden so schön sauber war... :lol: Ich hatte eben Bock auf Beratung!

Aber wenn der Wagen abschlammt, dann braucht es na klar mehr Bodenfreiheit.
Jetzt muss ich mal klugscheißen :engel:
Der "kleine" Land CruiserKDJ 150 (vorher KDJ 120)heißt in Europa "Land Cruiser", in USA "Lexus GX" - in anderen Teile der Welt natürlich auch "Prado".
Das Reserverad ist aktuell nur bei den 3 Türern hinten dran, während es bei den langen Radständen unten drunter hängt. (in manchen Teilen der Welt kann man es auch beim 5 Türer wahlweise auf der Hecktür haben. Beim Vorgänger dem J12 war es beim 5 Türer von der Aussttungsvariante abhängig.

Die "großen" Land Cruiser J10 und J20 haben keine Hecktür, sondern eine Klappe - Reserverad auf der Klappe ist ausgeschlossen wg. Gewicht.

Aber nochmal zum Thema Schlamm: Ich meinte, sofern du noch das Rad wechseln kannst, also das Auto noch nicht bis über die Radnabe im Schlamm steht, kriegst du auch das Reserverad raus. Stehst du bis zum Bodenblech im Modder, ist das nicht mehr möglich aber dann kriegst du das Auto auch nicht mit dem Wagenheber hoch .....

Die Idee, das Reserverad zu verbuddeln um daran zu winchen ist sicher gut aber wenn ich an einem Land Cruiser eine Winch montiere, dann brauche ich dazu meist eine andere Stoßstange (zb. ARB) und dann wird der Umbau recht teuer. Da ist dann auch noch genug Geld für einen vernünftigen Klappanker drin, der sich selber bei Zug eingräbt und man nicht ein Reserverad krumm ziehen muss :bier:

Aber in einem gebe ich dir Recht: Die Autoverkäufer haben keine Ahnung mehr von ihrem Produkt :daumen_ab: Ich bin gespannt, was mich gleich erwartet. Habe heute mittag einen Termin beim Jeep Händler zur Probefahrt ..... :klatsch:
Viele Grüße
Heinz

*hoffentlich werde ich nie erwachsen*
Franki

Re: Wenn man draußen ist...

Beitrag von Franki »

Guten Morgen,

schönes Bild mit der Africatwin! Vielen Dank dafür :daumen: Bist Du dann dadurch? Tolle Aktion, alle Achtung ;)

Schöne Grüße
Frank
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